John 16:2

Der Herr kündigt Verfolgungen an

Der Herr Jesus hat im vorigen Kapitel mit seinen Jüngern über ihr Zeugnis in der Welt gesprochen und über den Hass, den das bei der Welt hervorrufen würde. Das hat Er getan, um sie davor zu bewahren, Anstoß zu nehmen und zu Fall zu kommen. Der Hass, den sie vonseiten der Welt erfahren würden, würde so weit gehen, dass sie in Gefahr stünden, ihr Bekenntnis aufzugeben und dem Glauben an Ihn Lebewohl zu sagen.

Der Herr kennt diese Gefahr und weist seine Jünger im Voraus darauf hin, damit sie sich darauf einstellen können. Der Weg des wahren Jüngers macht den radikalen Unterschied deutlich zwischen der Welt und denen, die Christus angehören. Wenn sich dann der Hass der Welt offenbart, braucht sie das nicht zu befremden.

Danach weist Er auf eine Form des Hasses hin, der sich besonders von religiöser Seite zeigen würde. Sie würden Widerstand und Feindschaft von religiösen Menschen erfahren, mit denen sie, bevor sie an Christus glaubten, gemeinsam der gleichen Religion anhingen. Damit meint der Herr nicht einfach einen falschen Gottesdienst, die eine oder andere Form des Götzendienstes, sondern den Gottesdienst, den Er selbst ursprünglich gegeben hat.

Sein Volk hat sich jedoch von dem einzig wahren Gott abgewandt und ist Ihm untreu geworden. Was Gott ihnen zu ihrem Wohl gegeben hatte, haben sie an sich gerissen. Sie sind auf ihren Gottesdienst stolz geworden. Gott musste sein Volk deshalb dem Gericht übergeben. Die Besatzung durch die Römer war die Folge. Doch dafür sind die Führer blind. Alles, was sie zu dem einzig wahren Gott zurückruft, stößt auf großen Widerstand, wobei die Führer des Volkes den erbittertsten Widerstand leisten.

Der Anstoß, vor dem der Herr sie warnt, hat auch mit der Rückkehr zu dem Gottesdienst zu tun, den Gott gerichtet hat. Wir müssen dabei berücksichtigen, dass das gläubige Herz des frommen Juden, wie das für die Jünger galt, nicht damit rechnete, dass Leid, Schande und abgrundtiefer Hass das Teil derer sein würde, die dem Messias nachfolgten. Deshalb ermutigt der Herr sie, dass die Verfolgung zur Stärkung ihres Glaubens dienen würde und dass der Heilige Geist sein Zeugnis dem ihren hinzufügen würde.

Der Hass wird beängstigende Formen annehmen. Die Orte, wo sie ihren Gottesdienst ausübten und erlebten, würden ihnen verschlossen werden. Doch dabei würde es nicht bleiben. Jeder beliebige Jude würde sie als einen Feind Gottes betrachten und ihnen nach dem Leben trachten. Dabei würden sie auch noch meinen, Gott wohlgefällig zu sein. Saulus von Tarsus ist dafür ein eindrucksvolles Beispiel. Später würde er darüber sprechen und schreiben, wie eifrig er war, die Gemeinde zu verfolgen (Apg 26:9; Gal 1:13; Phil 3:6).

Der Herr nennt seinen Jüngern den Grund, warum die Juden sie hassen würden. Das hat damit zu tun, dass für die Juden Gott, der Herr, ein Herr war (5Mo 6:4). Sie hielten daran als an einer Tradition fest, die sie über die anderen Völker erhob. Dadurch blieben ihnen jedoch der Vater und der Sohn unbekannt. Es ging also nicht nur um eine theologische Frage. Ihr Hass richtete sich gegen die Jünger aufgrund der Tatsache, dass ihr Gottesdienst ihnen einen gewissen Status verlieh. Was Gott ihnen gegeben hatte, hatten sie an sich gerissen. Das Gesetz machte sie wichtig (Röm 2:17-20). Sie meinten, die Wahrheit zu besitzen, aber die Wahrheit hatte nicht Besitz von ihnen ergriffen.

Durch das Kommen des Sohnes, die Offenbarung Gottes im Fleisch, sind ihr Hochmut und ihr Stolz offenbar geworden und sind verurteilt. Christus hat ihre Verdorbenheit und ihre Auflehnung überaus deutlich ans Licht gebracht. Aber sein Urteil wollen sie unter keinen Umständen annehmen, denn sie wollen ihre Stellung nicht verlieren. So ist es auch mit der Feindschaft der römischen Kirche. Sie beansprucht, die eine wahre Kirche zu sein, leugnet aber das Werk des einen Geistes und den einen Leib.

Die Worte des Herrn sollen ihnen zur Ermutigung dienen, wenn Leiden sietreffen. Er bereitet sie auf diese Zeit vor, so dass sie nicht unerwartet hereinbricht. So wird alles, was Er zuvor gesagt hat, eintreffen, auch sein Beistand und die verheißenen Segnungen. Darüber brauchte Er nicht zu sprechen, als Er noch bei ihnen war, denn zu der Zeit beschützte Er sie. Es war nicht nötig, dass Er das früher sagte, denn solange Er bei ihnen war, sorgte Er für sie. Er war ihr Schutz und Fürsprecher, ihr Sachwalter.

So hat Er sich ihrer stets angenommen, wenn die geistlichen Führer Wortstreit mit ihnen führen wollten. So wird Er auch tatsächlich kurze Zeit später noch sagen: „Wenn ihr nun mich sucht, so lasst diese gehen“ (Joh 18:8). Wenn Er jedoch nicht mehr da wäre, würden seine Worte ihnen eine Hilfe sein. Damit endet das Thema des Zeugnisgebens.

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