John 18:28

Pilatus und die Juden

Nachdem der Herr vor den religiösen Autoritäten gestanden hat, wird Er nun der zivilen Obrigkeit vorgeführt. Überall wird Er verspottet. So machen sie das Maß ihrer Sünden voll, und das umso mehr, je länger die Langmut Gottes anhält. Nachdem sie die ganze Nacht hindurch mit Ihm beschäftigt gewesen sind, bringen sie Ihn frühmorgens zum Prätorium, dem Amtssitz des Pilatus.

Wieder erkennen wir die große Heuchelei der Juden, diesmal in ihrer Weigerung, das Prätorium zu betreten. Sie empfinden es als Verunreinigung, in dieses Gebäude eines Heiden hineinzugehen, während sie doch zugleich auf Mord bedacht sind und falsche Zeugen gegen den Sohn Gottes suchen! Zu was für Taten ist das religiöse Fleisch doch imstande! Sie entfalten einen Rieseneifer um der Reinheit willen, die zu ihren Feierlichkeiten gehört, sind aber völlig gleichgültig in Bezug auf wirkliche Gerechtigkeit. Sie haben nicht die geringste Ahnung davon, dass sie das wahre Passah zu Tode bringen. Auch begreifen sie nicht, dass sie so in schuldigem Unglauben und zu ihrem eigenen Verderben die Stimme des Gesetzes erfüllen – völlig unabhängig von den Plänen Gottes im Hinblick auf den Tod Christi.

Nachdem sie Ihn zum Prätorium geführt haben, geht Pilatus zu ihnen hinaus. Er muss das wohl tun, da ja die Juden, um sich nicht zu verunreinigen, auf keinen Fall zu ihm hineingehen wollen. So fragt er nun nach der Anklage, um zu erfahren, warum sie den Gefangenen gebracht haben. Um jemanden verurteilen zu können, ist doch in jedem Fall eine Anklage erforderlich! Die Juden beantworten die Frage des Pilatus nicht, sondern empören sich über seine Frage: Heuchlerisch entrüsten sie sich, sie seien doch nicht so ungerecht, ihm jemanden vorzuführen, der kein Übeltäter ist! Das hätte Pilatus doch wissen müssen!

In dem jetzt folgenden Wortwechsel zwischen Pilatus und den Juden versuchen sie sich gegenseitig die Verantwortung für ein Todesurteil über den Herrn Jesus zuzuschieben. Er genehmigt ihnen, Christus nach ihrem Gesetz abzuurteilen, die Juden wollen das aber nicht. Es geht nicht darum, dass sie das nicht wollen oder nicht wagen. Sie wollen einen offiziellen Schuldspruch, dessen Rechtsgültigkeit später nicht etwa angezweifelt werden kann. Mit dem Verweis auf das römische Recht, nach dem sie selbst kein Todesurteil vollstrecken dürfen, schieben sie die Verantwortung wieder Pilatus zu. Damit beweisen sie, wie durchtrieben sie sind: Sobald es ihnen passt, berufen sie sich auf die Staatsgewalt, die sie doch so hassen!

Doch weder Pilatus noch die Juden legen die Hinrichtungsart fest, gemäß welcher der Herr Jesus sterben soll. Er wird nicht die jüdische Todesstrafe erleiden, die durch Steinigung vollzogen wurde. Er muss den Tod am Kreuz sterben, gemäß der Gewohnheit der Römer. Das hat Er selbst vorausgesagt (Joh 3:14; Joh 8:28; Joh 12:32; 33). Auf diese Weise werden sowohl Juden als Heiden an seinem Tod schuldig sein (Apg 4:27; 28).

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