John 2:15-17

Die Tempelreinigung

Nachdem der Herr in Kana seine Herrlichkeit offenbart hat, geht Er nach Kapernaum hinab. Er ergreift die Initiative. Er geht voraus, während seine Mutter, seine Brüder und seine Jünger mit Ihm gehen. Josef fehlt. Er wird zum letzten Mal erwähnt, als Jesus zwölf Jahre alt ist (Lk 2:48). Zweifellos ist er vor dem öffentlichen Auftreten des Herrn gestorben. Die Brüder des Herrn glauben zu dieser Zeit noch nicht an Ihn (Joh 7:5). Später sind sie zum Glauben gekommen (Apg 1:14).

Der Herr geht anlässlich des Passahfestes hinauf nach Jerusalem. Dies ist das erste Passah, das während seines Lebens auf der Erde erwähnt wird (weitere in Joh 6:4; Joh 11:55). Es ist aufschlussreich, dass Johannes hier vom „Passah der Juden“ spricht. Das bedeutet, dass der Geist Gottes es hier nicht als „Passah des [dem] Herrn“ sieht, so wie es ursprünglich gedacht war (2Mo 12:11; 3Mo 23:5). Die Juden hatten daraus ihr eigenes Fest gemacht (vgl. Joh 5:1; Joh 7:2). Dabei beachteten sie nicht die gerechten und heiligen Ansprüche Gottes und seine Absicht mit diesem Fest. Das wahre Passah, Christus (1Kor 5:7), ist anwesend, und sie verwerfen Ihn. Wie können sie da ein Fest feiern, das dem Herrn wohlgefällig ist?!

Zu diesem Fest sind viele Juden aus dem ganzen Land nach Jerusalem gekommen. Solche, die von fern gekommen sind, haben keine Opfertiere mitgebracht. Gott hatte es so geregelt, dass solche Israeliten Geld mitnehmen und in Jerusalem Opfertiere kaufen konnten (5Mo 14:24-26). Doch um eine solche Situation geht es hier nicht, als der Herr im Tempel die Verkäufer von Opfertieren und die Geldwechsler antrifft. Die Menschen, die dasitzen, um zu verkaufen, sind darauf aus, so viel Gewinn wie nur möglich zu machen. Sie rechnen nicht mit Gott, sie denken nur an sich selbst. Das ruft beim Herrn Entrüstung hervor und veranlasst Ihn, den Tempel mit einer aus Stricken selbsthergestellten Geißel zu reinigen.

Diese Tempelreinigung findet vor dem öffentlichen Auftreten des Herrn statt. In den anderen Evangelien wird von einer weiteren Tempelreinigung berichtet, und zwar am Ende des Erdenlebens des Herrn (Mt 21:12; Mk 11:15; Lk 19:45). Dass Johannes von einer Tempelreinigung zu Beginn seines Auftretens berichtet, ist ein Beweis dafür, dass Johannes da anfängt, wo die anderen enden. Die anderen Evangelien beschreiben, wie der Herr schließlich von seinem Volk verworfen wird und wie auch Er seinerseits Israel verwirft. Im Johannesevangelium ist Christus von Anfang an verworfen, so wie auch Er das Volk verwirft (Joh 1:11).

Wir sehen hier, wie der Herr plötzlich zu seinem Tempel kommt, um zu richten (vgl. Mal 3:1). Bevor Er Segen und Freude aufgrund der Reinigung durch Bekehrung wirken kann – so haben wir das in der vorhergehenden Begebenheit gesehen –, geht eine Reinigung durch Gericht voraus. Das sehen wir in der Reinigung des Tempels. In diesem Zentrum des religiösen Lebens wird deutlich, wie notwendig Reinigung ist.

Dasselbe sehen wir zum Beispiel in den römischen Reliquien, die „Gläubige“ kaufen können. Aber auch im Protestantismus gibt es einen ähnlichen Handel. Man arbeitet beständig mehr mit Kerzen und Abbildungen. Auch Nachbildungen von Nägeln, mit denen der Herr Jesus gekreuzigt worden sein soll, sind begehrte Artikel. Der römische Katholizismus ist neben einer religiösen auch eine wirtschaftliche Macht. Der Herr Jesus wird über beide Mächte das Gericht bringen (Off 17:16; Off 18:1-3).

Er nennt den Tempel allerdings noch „das Haus meines Vaters“. Das bedeutet nicht, dass Gott noch dort wohnte. Seine Herrlichkeit hatte ja den Tempel verlassen (Hes 10:18; Hes 11:23), und auch die Bundeslade stand nicht mehr darin. Dieser Tempel wurde von Herodes stark erweitert, ohne dass er dazu einen Auftrag von Gott gehabt hätte. Doch in dem Augenblick, als der Sohn Gottes den Tempel betritt und solange Er dort ist, ist die Herrlichkeit Gottes gegenwärtig und ist der Tempel das Haus seines Vaters.

Er gebietet allen, die das Haus seines Vaters zu einem Kaufhaus gemacht haben, ihre Sachen zusammenzupacken und zu entfernen. Er handelt als der Herr mit göttlichen Rechten. Durch sein Auftreten werden die Jünger an ein Zitat aus Psalm 69 erinnert (Ps 69:10). Über Ihn, der sich öffentlich mit den Interessen seines Vaters und dessen Haus identifiziert, hat der Geist der Weissagung gesprochen. Das kommt den Jüngern in den Sinn. Wie gut ist es, das Wort Gottes zu kennen, so dass der Geist uns in bestimmten Umständen zu unserer Ermutigung daran erinnern kann.

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