John 20:8

Petrus und Johannes am Grab

Nach dieser Mitteilung Marias kommen Herzen und Füße in Bewegung. Auch wenn sie an die Auferstehung noch nicht glauben, kreisen die Gedanken der Jünger doch immer noch allein um die Person ihres Herrn, wenn auch jetzt nur noch um seinen Leib. Petrus und Johannes machen sich schnell auf den Weg zum Grab. Die beiden sehen wir ja oft zusammen. Johannes ist schneller am Grab als Petrus, ohne dass hierfür eine Erklärung angegeben wird. Könnte es sein, dass Petrus bei der Erwartung, den Herrn gleich zu sehen ‒ auch wenn er denkt, dass der Herr noch gestorben ist ‒, etwas zurückhaltend ist, weil er Ihn verleugnet hat? Hat das vielleicht auf dem Weg zum Grab seine Schritte gebremst? Johannes hatte keine solche innere Bremse. Wenn er in Joh 20:2 von sich selbst spricht, benutzt er den Namen, der angibt, dass er sich der Liebe des Herrn zu ihm bewusst ist. Diese Liebe zog ihn (vgl. Hld 1:4).

Johannes beugt sich vornüber und sieht nur die Tücher liegen, geht aber nicht ins Grab hinein. Nun kommt auch Petrus zum Grab. Er geht wohl in das Grab hinein, sieht auch die Tücher liegen, aber er sieht noch mehr. Wer in das Leben des Herrn tiefer eindringt, wird immer mehr erkennen. Das Grab bietet einen Eindruck von Ordnung und Ruhe. Das, was Petrus sieht, kann nur von einer Person bewirkt worden sein, die in Ruhe gehandelt und sich der Grabtücher entledigt hat, nachdem sie auferstanden ist. Auch die geordnet daliegenden Tücher beweisen das.

Der Herr hat alles zur Seite gelegt und im Grab zurückgelassen, weil es zu seinem neuen Zustand nicht mehr passt. Er ist nicht hinausgetreten wie Lazarus, der noch mit den Grabtüchern umbunden war. Damals hatte der Herr andere beauftragt, Lazarus von den Grabtüchern zu befreien (Joh 11:44). Damit wird angezeigt, dass seine eigene Auferstehung einen anderen Charakter hatte als die des Lazarus. Das aufgerollte Schweißtuch zeugt davon, dass sein Werk für immer vollbracht ist. Es gibt keine Verwendung mehr dafür und es bleibt im Grab zurück.

Als die beiden Jünger die Tücher im Grab gesehen haben, heißt es von Johannes: Er sah und glaubte. Das heißt: Er glaubt aufgrund der Fakten, die er wahrnimmt, nicht weil Gott es gesagt hat. Das, was er sieht, führt nicht zu wirklicher geistlicher Einsicht, sondern nur zu einem verstandesmäßigen Glauben. Die Beweise überzeugen ihn zwar, bewirken aber keine wesentliche Veränderung.

Hier wird deutlich, dass Glaube auf verstandesmäßiger Akzeptanz von Fakten beruhen kann. So etwas gibt es bei Gläubigen und Ungläubigen. Sogar Heilstatsachen können auf solche Weise anerkannt werden, allerdings eben nur verstandesmäßig. Eine echte Beziehung zu Gott muss aber auf Glauben mit dem Herzen gegründet sein; sonst ist eine lebendige Beziehung zu Gott nicht möglich. Wenn jemand mit dem Herzen glaubt, nimmt er das Zeugnis Gottes in seinem Wort in sein Herz auf.

Bei den Jüngern sehen wir deshalb hier die Folge, dass sie in ihre alten Lebensumstände zurückkehren – einfach weil sie die Tatsachen nur aufgrund der unleugbaren Wahrnehmung angenommen haben. Sie erkennen sie noch nicht als die Erfüllung der von Gott in seinem Wort gegebenen Verheißungen.

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