John 3:10

Das Irdische und das Himmlische

Der Herr beantwortet die Frage des Nikodemus zunächst wieder mit einem leichten Vorwurf. Nikodemus hätte doch wissen können, was Er meint, zumindest wenn er die Propheten aufmerksam gelesen hätte. Nikodemus kennt zwar die Propheten, nicht aber die wahre Bedeutung dessen, was sie gesagt haben. Sein Denken war nämlich auf die Herrlichkeit Israels und nicht auf die Herrlichkeit des Messias gerichtet. Als „der Lehrer Israels“ hätte er wissen müssen, was der Herr meint. Sicher wird er Abschnitte aus Jesaja 44 und 55 und die bereits angeführte Stelle in Hesekiel 36 oft genug überdacht haben (Jes 44:3; Jes 55:1; Hes 36:24-32). Weil er aber nicht von neuem geboren war, hat er deren wirkliche Bedeutung nie erfasst.

Nach diesem leichten Vorwurf beendet der Herr das Gespräch nicht, sondern belehrt ihn weiter und geht sogar auf die himmlischen Dinge ein. Zum dritten Mal gebraucht Er das zweifache „Wahrlich“ und fährt wieder fort, um die Wichtigkeit seiner Belehrung zu betonen: „… ich sage dir“. Er macht Nikodemus deutlich, dass die Dinge, über die Er spricht, nicht unbekannt sind. Er ist vollkommen befähigt, über die Dinge zu sprechen, die Er soeben gesagt hat, weil Er gesehen hat, was Er bezeugt. Nur Gott kann sagen, dass Er „weiß“, worüber Er spricht. Bei Ihm ist vollkommenes „Wissen“. Er besitzt die vollkommene Kenntnis des Wesens aller Dinge.

Der Herr Jesus weiß, was im Menschen ist, weil Er den Menschen kennt (Joh 2:25). Er weiß, was in Gott ist, denn Er kennt Gott, da Er selbst Gott ist. Er macht Gott bekannt (Joh 17:23). Der Herr spricht in der „Wir“-Form, weil Er gemeinsam mit dem Heiligen Geist Zeugnis ablegt. Er und der Heilige Geist sind göttliche Personen, die vollkommene Kenntnis aller Dinge haben. So wie der Sohn kennt auch der Heilige Geist vollkommen, was im Menschen ist und was in Gott ist. Damit ist Er vollständig vertraut. Niemand weiß, was in Gott ist, als nur der Geist Gottes (1Kor 2:11).

Will ein Mensch Anteil daran haben und die göttlichen Dinge kennenlernen, muss er zuerst von neuem geboren werden und den Geist Gottes empfangen. Durch die neue Geburt ist er in der Lage, die Dinge Gottes kennenzulernen und zu begreifen. Der natürliche, nicht wiedergeborene Mensch nimmt die Dinge Gottes nicht an, weil sie geistlich beurteilt werden (1Kor 2:14). Er kann die Dinge nicht einmal annehmen, weil er das Leben nicht hat, das dafür notwendig ist.

Der Herr hat über die irdischen Dinge gesprochen, das sind die Dinge, die der Prophet Hesekiel mitgeteilt hat und die nötig sind, um an den irdischen Segnungen im Friedensreich teilhaben zu können. Die neue Geburt ist eine irdische Sache, die nötig ist, um in das irdische Friedensreich eingehen zu können. Schon das begreift Nikodemus nicht, wie soll er dann etwas begreifen, wenn der Herr über himmlische Dinge spricht?

Das Reich Gottes hat nämlich nicht nur irdische Aspekte, sondern auch himmlische (Heb 12:22-24; Eph 1:10; Kol 1:20). Die himmlischen Dinge werden uneingeschränkt durch den Geist offenbart, nachdem Christus sein Blut vergossen hat und in den Himmel aufgefahren ist. Doch im Sohn Gottes, der hier mit Nikodemus spricht, sind diese himmlischen Dinge in Vollkommenheit gegenwärtig. Nikodemus hat allerdings (noch) keinen Blick dafür.

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