John 3:8

Geboren werden aus Wasser und Geist

Wieder leitet der Herr seine Antwort mit den eindrucksvollen Worten „Wahrlich, wahrlich [Amen, Amen], ich sage euch“ ein. Damit unterstreicht Er wieder die Bedeutung der Worte, die Er nun spricht. Er weist darauf hin, dass zwei Dinge erforderlich sind, um von neuem geboren zu werden: Wasser und Geist. Er sagt nicht: „… aus Wasser und aus Geist“, sondern gebraucht nur einmal das Wörtchen „aus“. Dadurch werden Wasser und Geist sehr eng miteinander verbunden. Sie können nicht voneinander getrennt werden, sondern wirken untrennbar zusammen.

Bei „Wasser“ denken manche an das Wasser der Taufe. Aber das kann hier unmöglich gemeint sein. Wenn es hier um das Wasser der Taufe ginge, könnte jemand, der nicht getauft ist, nicht in das Reich Gottes eingehen. Das würde bedeuten, dass der Übeltäter am Kreuz, der sich bekehrte, nicht in das Reich Gottes hätte eingehen können. Doch der Herr hat ihm versichert, dass er mit Ihm im Paradies sein würde (Lk 23:43).

Andererseits würde jemand, wenn er getauft wird, dadurch eine neue Natur bekommen. Das wiederum würde bedeuten, dass nur die, die getauft sind, in das Reich Gottes eingehen, und auch, dass der, der getauft ist, niemals verlorengehen könnte, denn er hätte durch die Taufe ewiges Leben bekommen. Beide Lehren sind natürlich töricht. Zudem ist in Verbindung mit der Wassertaufe nirgends die Rede davon, dass jemand Leben bekommt, sie hat im Gegenteil mit dem Tod zu tun (Röm 6:3; 4).

Was bedeutet das Wasser denn dann? Das Wasser ist ein Bild vom Wort Gottes in seiner reinigenden Kraft (Ps 119:9; Joh 15:3; Eph 5:26). Der Herr Jesus spricht daher hier auch vom Wasser als der reinigenden Kraft des Wortes Gottes, das in der Kraft des Heiligen Geistes zur Anwendung kommt.

Wenn ein ungläubiger Mensch das Wort Gottes liest oder hört, wird das Wort sein ganzes Leben beurteilen. Er wird sich selbst als Sünder sehen. In demselben Augenblick, wo er das erkennt, wirken das Wort und der Geist in ihm neues Leben. Durch dieses neue Leben bekommt er neue Gedanken und neue Ziele. Er empfängt dadurch die Natur des Geistes, die in ihm wirkt. So jemand ist eine neue Schöpfung (2Kor 5:17; Gal 6:15).

In Joh 3:6 stellt der Herr fest, dass Fleisch immer Fleisch bleibt und dass das, was aus dem Geist geboren ist, an der Natur des Geistes teilhat. Jede der beiden Naturen bringt Früchte nach ihrer Art hervor (vgl. 1Mo 1:12). Damit unterstreicht Er das, was Er soeben darüber gesagt, dass jemand aus einer neuen Quelle geboren wird, aus dem Geist Gottes. Das Wasser wird in Joh 3:6 nicht erwähnt, weil es dort um das Kennzeichen des Wirkens des Geistes geht. Das Wort ohne den Geist bewirkt kein neues Leben, denn der Geist ist es, der lebendig macht und das Leben Christi mitteilt.

Es ist wichtig, deutlich zu sehen, dass die beiden Naturen, Fleisch und Geist, völlig voneinander getrennt bleiben. Sie sind in keiner Weise miteinander in Übereinstimmung zu bringen. Es besteht eine fortwährende Feindschaft zwischen ihnen (Gal 5:17). Das „Fleisch“ kann niemals in „Geist“ verwandelt werden.

Der Herr sagt leicht tadelnd zu Nikodemus, dass er sich nicht über das zu wundern brauche, was Er ihm gesagt hat. Er weist auf eine allgemeine Wahrheit hin. Es heißt hier: „Ihr müsst von neuem geboren werden.“ Das ist Mehrzahl. Von „neuem geboren“ zu werden gilt sowohl für ihn persönlich als auch für den Juden und ganz allgemein für alle Menschen.

Nikodemus hätte als „der Lehrer Israels“ (Joh 3:10) aus Hesekiel 36 wissen können (Hes 36:24-36), worüber der Herr sprach. Dort geht es um eine gründliche Reinigung Israels, die das Volk zu Beginn des Friedensreiches erfahren wird. Nikodemus hat die Bedeutung dieses Wortes jedoch nicht erfasst, da er meinte, für ihn gelte das nicht. Dass Heiden gereinigt werden müssen, das kann er verstehen, aber er, als Jude …?

So wie der Wind ist auch der Geist unsichtbar („Wind“ und „Geist“ sind im Griechischen dasselbe Wort). Es bleibt für uns verborgen, woher der Wind kommt und wohin er weht (Hiob 38:24), doch wir können seine Wirkung wahrnehmen (Ps 29:5; Ps 107:25; 1Kön 19:11). So ist es auch mit dem Geist. Wenn jemand durch den Geist und durch das Wort von neuem geboren wird, weiß niemand, wie das genau geschieht. Der Geist kann ebenso wenig wie der Wind von uns kontrolliert oder gelenkt werden.

Wir können aber sehr wohl sein Wirken wahrnehmen. Das wird in jemandem sichtbar, der von neuem geboren ist, denn ab seiner neuen Geburt liebt er den Herrn Jesus, spricht mit Liebe von Ihm und tut seinen Willen. Das gilt für jeden „der aus dem Geist geboren ist“, also nicht nur für die Juden, sondern auch für die Heiden.

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