John 6:33-35

Das Brot aus dem Himmel

Die Bitte der Volksmenge um ein Zeichen ist wieder ein Beweis ihres Unglaubens. Als hätte der Herr noch nicht genug Zeichen getan. Zudem hatten sie soeben in der Brotvermehrung ein großes Zeichen gesehen. Doch es scheint so, dass das Zeichen, das Er mit der Speisung gewirkt hat, sie nicht von seiner Sendung überzeugt hat. Das Brot, das Er gegeben hat, kam für sie nicht aus dem Himmel, sondern von der Erde, und die Fische kamen aus dem See. Nein, es war nicht wie beim Manna, das ihre Väter in der Wüste gegessen hatten. Das Brot, sagen sie, kam aus dem Himmel.

Wollen sie damit sagen, dass das Zeichen, das der Herr in der Wüste tat (2Mo 16:15), viel größer war als das, was der Herr Jesus tat? Der Herr versorgte schließlich vierzig Jahre lang ein Millionenvolk in der Wüste mit Speise. Sie zitieren sogar ein Wort aus dem Alten Testament, wo das Manna „Brot vom Himmel“ genannt wird (Neh 9:15; vgl. Ps 78:24; Ps 105:40). Wenn Er, der Herr Jesus so etwas tun würde, würden sie Ihm wohl glauben.

Indem sie dem Herrn dieses Wort aus dem Alten Testament vorhalten, machen sie einen Unterschied, den es für den Glauben nicht gibt. Der Herr Jesus ist der Herr, der Jahwe des Alten Testaments. Dabei vergessen sie auch, dass das Volk in der Wüste diesen Wundern letztlich nicht glaubte und gegen Ihn sündigte (Ps 78:32), so wie sie auch vergessen, wie Israel das Manna später verachtet hat (4Mo 21:5).

Der Herr weist sie zurecht und leitet das, was Er jetzt sagt, wieder mit einem zweifachen „Wahrlich“ ein, gefolgt von dem nachdrücklichen, vollmächtigen „Ich sage euch“. Er weist zunächst darauf hin, dass nicht Mose ihnen das Brot aus dem Himmel gegeben hat. Vielleicht meinten sie (Joh 6:31), dass es Mose war, der ihnen das Brot aus dem Himmel gegeben hat, und schrieben nicht einmal die Gabe des Mannas dem Herrn zu. Es ist schon sehr kurzsichtig, das Wunder des Mannas Mose zuzuschreiben.

Der Herr geht nicht weiter darauf ein. Es geht um die „Art“ von Brot. Das Brot, von dem sie sagen, dass der Herr oder Mose es gegeben habe, ist Brot, das das Volk immer wieder brauchte. Es konnte nicht verhindern, dass sie schließlich starben (Joh 6:49). Der Herr geht daher auch direkt von Mose und dem Brot, das in seinen Tagen aus dem Himmel kam, zu dem wahren Brot über, das der Vater aus dem Himmel gibt. Er will ihnen damit deutlich machen, dass das wahre Leben von dem Vater aus dem Himmel kommt und dass es jetzt ihnen gegeben wird und nicht ihren Vätern.

Anschließend weist Er darauf hin, dass das Brot aus dem Himmel einer ist, „der“ aus dem Himmel herabkommt und nicht nur einem bestimmten Volk Leben gibt, sondern der Welt. Der Herr spricht vom „Brot Gottes“ oder von göttlichem Brot, Brot, das von Gott kommt, um denen als Speise zu dienen, denen Er es gibt. Es ist geistliches Brot, Brot, das auf geistliche Weise gegessen werden muss. Weil Er es gibt, enthält es für den, der es zu sich nimmt, Leben. In diesem Brot ist das wahre Leben für die Welt zu finden. Es wird unterschiedslos jedem angeboten.

Mit dem „Brot Gottes“ ist auch noch der Gedanke verbunden, dass Gott sich mit dem Herrn Jesus nährt. Natürlich nicht auf dieselbe Weise, wie Menschen das tun, sondern als die Freude seines Herzens (3Mo 21:21; 22; manche Übersetzungen haben dort: Brot des Herrn.) Was eine Freude für das Herz Gottes ist, das gibt Er der Welt als Leben.

Ich bin das Brot des Lebens

Die Volksmenge reagiert so wie die samaritische Frau am Jakobsbrunnen (Joh 4:15). So wie sie nur an natürliches Wasser dachte, so denkt die Volksmenge auch nur an natürliches, materielles Brot, vergleichbar mit dem Manna. Wenn es wie damals aus dem Himmel fallen würde, brauchten sie es nicht mehr zu kaufen. Die Geschichte des Unglaubens des Volkes lassen sie außen vor. Es geht ihnen um eine sofortige, bequeme und kostenlose Befriedigung ihrer natürlichen Bedürfnisse.

Dann sagt der Herr freiheraus, dass Er das Brot des Lebens ist und wie man daran teilhaben kann. Sie können es zu den Bedingungen bekommen, die sie sich wünschen: sofort, einfach und gratis. Das Einzige, was sie tun müssen: Sie müssen zu Ihm kommen und an Ihn glauben. Wenn sie das tun, werden sie nie mehr Hunger und nie mehr Durst haben.

Der Herr gebraucht in diesem Evangelium siebenmal den Ausdruck „Ich bin“ jeweils mit einer anderen Hinzufügung. Hier gebraucht Er diesen Ausdruck zum ersten Mal mit der Hinzufügung „das Brot des Lebens“. Die anderen Hinzufügungen sind: „das Licht der Welt“ (Joh 8:12); „die Tür der Schafe“ (Joh 10:7); „der gute Hirte“ (Joh 10:11); „die Auferstehung und das Leben“ (Joh 11:25); „der Weg und die Wahrheit und das Leben“ (Joh 14:6); „der wahre Weinstock“ (Joh 15:1). Die Worte „Ich bin“ haben eine wichtige Bedeutung. Das Aussprechen dieser Worte ist das Aussprechen seines Namens (2Mo 3:14). Als Er diese Worte vor der Schar aussprach, die gekommen war, um Ihn gefangen zu nehmen, wichen sie zurück und fielen zu Boden (Joh 18:5; 6).

Nachdem der Herr die Einladung ausgesprochen hat, zu Ihm zu kommen, fügt Er gleich hinzu, dass Er in seiner göttlichen Allwissenheit weiß, wie sie sind. Er hat ihnen das auch gesagt. Sie haben Ihn gesehen, doch sie glauben nicht an Ihn. Sie lehnen Ihn ab, weil Er ihren natürlichen Wünschen nicht nachkommt. Er bittet sie um Dinge, die sie nicht tun wollen. Sie wollen sich vor seiner Majestät nicht beugen und ihre Sünden im Licht seiner Majestät nicht bekennen. Sie haben keinen Blick für seine Herrlichkeit. Dennoch wendet Er sich ihnen so liebevoll zu!

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