John 6:4

Zurück in Galiläa

Im vorigen Kapitel haben wir den Herrn Jesus als den Sohn Gottes gesehen. Er ist es, der lebendig macht, und als Sohn des Menschen wird Er Gericht halten. In diesem Kapitel sehen wir Ihn als den erniedrigten Sohn des Menschen, der sein Leben gibt, um der Welt Leben zu geben, und der danach verherrlicht wird. Der Anlass für die Belehrung des Herrn über seine Erniedrigung ist die Speisung der Fünftausend.

Johannes beschreibt nicht viele Begebenheiten aus dem Leben Christi. Die wenigen Male, wo er das doch tut, finden wir häufig zu Beginn eines Kapitels als Ausgangspunkt für eine Erklärung, eine Darlegung, die durch die Begebenheit illustriert wird.

In Kapitel 5 ist das die Heilung des Gelähmten, hier in Kapitel 6 ist es die Speisung der Fünftausend. In Kapitel 7 ist es das Laubhüttenfest, wo es darum geht, ob Er dort anwesend sein würde oder nicht. In Kapitel 8 ist es die Ehebrecherin, die zu Ihm gebracht wird, und in den Kapiteln 9 und 10 der Blindgeborene, den Er sehend macht.

In Joh 6:1 geht der Herr auf die andere Seite des Sees von Galiläa oder von Tiberias. Dieser See liegt im Osten Galiläas, im Norden Israels. Der Herr ist oft über diesen See hin und her gefahren. Er hat dort von einem Boot aus die Volksmengen am Ufer gelehrt. Er hat dort Stürme gestillt und ist auch über den See gegangen. Es ist eine bekannte Reise. Viele folgen Ihm. Er ist durch die Zeichen, die Er an den Kranken getan hat und die die Massen gesehen haben, bekanntgeworden. Das ist der Grund, dass sie Ihm folgen und Ihn später sogar mit Gewalt ergreifen wollen, um Ihn zum König zu machen (Joh 6:15).

Eine Bekehrung geschieht jedoch nicht durch das Sehen von Zeichen. Doch der Herr weist sie nicht ab. Durch das Wunder der Brotvermehrung will Er über sich selbst zu ihnen reden. Bevor es so weit ist, nimmt Er, nachdem sie an Land gekommen sind, gemeinsam mit seinen Jüngern auf dem Berg Platz. Er zieht sich noch nicht von der Volksmenge zurück, sondern setzt sich an einen Ort, wo sie Ihn alle gut sehen und hören können.

Johannes spricht nicht oft von den Jüngern, aber hier tut er es doch. Die Jünger – und damit auch wir – empfangen hier Unterricht vom Herrn. Johannes sagt auch, in welcher Jahreszeit wir uns hier befinden. Es war um die Zeit des Passahfestes. Er spricht zum dritten Mal über das Passah, wenn wir zumindest davon ausgehen können, dass das Fest in Kapitel 5 das Passah ist (Joh 5:1). Das bedeutet, dass seit dem vorigen Kapitel ein Jahr vergangen ist, ohne dass Johannes bestimmte Worte oder Taten des Herrn Jesus erwähnt. Aus den anderen Evangelien wissen wir, dass der Herr während dieser Zeit in Nazareth verworfen wurde, die Zwölf ausgesandt hat und dass Johannes der Täufer getötet wurde.

Der Evangelist Johannes erwähnt das Passah und bezeichnet es wieder als ein „Fest der Juden“. Er beschreibt den Hintergrund der Speisung der Fünftausend und der darauffolgenden Belehrung. Der Herr legt dar, dass nur das Essen seines Fleisches und das Trinken seines Blutes dazu führt, dass jemand Teil an Ihm bekommt. Das bedeutet, dass Er sein Leben in den Tod geben wird und damit das Passah erfüllt. Das Passah wird aufhören, ein Erinnerungsfest zu sein. Als Fest der Erinnerung an die Befreiung aus Ägypten hatte es bereits seine Bedeutung verloren, weil das Volk in seiner Gesamtheit vollständig von Gott abgewichen war.

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