John 6:47-58

Das lebendige Brot

Nachdem der Herr Jesus seine vollkommene Einheit mit dem Vater und die vollständige Harmonie zwischen Ihm und dem Vater in Ihrem Handeln vorgestellt hat, spricht Er wieder über den Kern des ewigen Lebens, und das ist der Glaube an Ihn. Erneut betont Er mit einem zweifachen „Wahrlich“ und dem anschließenden vollmächtigen „Ich sage euch“ die Wahrheit, dass der Glaube an Ihn die einzige Möglichkeit ist, ewiges Leben zu bekommen. Er ist der Geber des ewigen Lebens. Es ist untrennbar mit dem Glauben an Ihn verbunden.

Indem Er über sich als das Brot des Lebens spricht, weist Er auf sich selbst als die Quelle des Lebens und als den Geber des Lebens hin. Brot ist da, um gegessen zu werden. Wenn jemand etwas isst, wird es ein Teil von ihm. Wer sich von dem Herrn Jesus ernährt, wer Ihn also im Glauben annimmt, bekommt das Leben, das ewige Leben.

Seine Person als das Brot des Lebens ist ein anderes Brot als das Manna, das ihre Väter in der Wüste aßen. Der Unterschied zwischen dem wahren Brot, Ihm selbst, und dem Manna, ist der, dass das Essen des Mannas nicht vom Tod befreite. Sie aßen täglich davon, sind aber schließlich alle gestorben. Das Einzige, was einen Menschen davor bewahrt, dass der Tod ihn ergreift, ist, von Ihm als dem Brot, das aus dem Himmel herabgekommen ist, zu essen.

In den Joh 6:50-58 spricht der Herr Jesus siebenmal davon, Ihn oder sein Fleisch als das lebendige Brot zu essen, und dreimal spricht Er davon, sein Blut zu trinken. Das ist klare und einfache Bildersprache. Was wir essen und trinken, wird vollständig in unseren Körper aufgenommen und bildet uns. Es wird zu einem Teil von uns und kann nicht mehr daraus entfernt werden. Ihn zu essen bedeutet, im Gegensatz zum Manna, dass man nicht mehr sterben wird, denn dann ist man wiedergeboren, und zwar nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen (1Pet 1:23). Von Ihm zu essen bedeutet, ewiges Leben zu empfangen. Durch seine Menschwerdung ist der Herr Jesus das Brot geworden, das aus dem Himmel herabgekommen ist, wodurch es für jeden, der will, möglich wird, von Ihm zu essen. Wer das tut, wird in Ewigkeit leben.

Um das weiter zu verdeutlichen, spricht der Herr anschließend über sein Fleisch als das Brot. Sein Kommen als das Brot, um Leben zu geben, reicht nicht aus. Bevor jemand sich wirklich von Ihm ernähren kann, wird Er sein Fleisch, das ist seinen Leib, in den Tod geben müssen. Er kann nur als der gestorbene Christus Leben geben. Hier deutet Er schon an, dass Er sein Fleisch geben wird, was auf dem Kreuz geschehen würde. Damit weist Er auf seinen Sühnungstod hin. Der bedeutet nicht nur Leben für Israel, sondern für die ganze Welt.

Es geht also um den Glauben, dass Er im Fleisch auf die Erde gekommen ist, um in den Tod gehen zu können (Heb 2:14; 1Joh 4:2; 3). Zu leugnen, dass Er im Fleisch gekommen ist, ist eine antichristliche Irrlehre (2Joh 1:7). Die Entstehung dieser Irrlehre beweist, wie überaus wichtig das Kommen des Sohnes im Fleisch ist. Sonst würde der Teufel nicht alles tun, um diese Wahrheit anzugreifen.

Sein Fleisch essen und sein Blut trinken

Über seine vorherigen Worte haben die Juden gemurrt. Über die Worte in Bezug auf das Essen seines Fleisches streiten sie untereinander. Jede Wahrheit über Ihn gibt dem Feind einen zusätzlichen Anlass, seinen Widerstand zu offenbaren. Die Auserwählten dagegen werden dadurch im Glauben an Ihn gestärkt. Die Streitfrage ist, wie Er ihnen sein Fleisch zu essen geben kann. Hier begreifen sie nichts. Sie suchen nach einer Erklärung und beginnen miteinander eine heftige Debatte darüber.

Wieder spricht der Herr mit einem zweifachen und dadurch nachdrücklichen „Wahrlich“ und einem vollmächtigen „Ich sage euch“ über das Essen des Fleisches des Sohnes des Menschen und das Trinken seines Blutes als einzige und ausschließliche Voraussetzung, ewiges Leben zu bekommen. Der Vater gibt den Sohn als das wahre Brot, und der Sohn gibt sich selbst, um zu sterben, so dass man sein Fleisch essen und sein Blut trinken kann. Der Herr sagt nicht: „Wer mich isst“, sondern Er spricht davon, sein Fleisch zu essen und sein Blut zu trinken. Damit weist Er auf seinen Tod hin.

Der Glaube findet in seinem Tod Versöhnung bezüglich der Sünden. Die Folge dieser Versöhnung ist Gemeinschaft mit Gott. Es geht darum, sich völlig mit dem Gedanken an die Realität seines Todes vertraut zu machen. Wir müssen uns vor dem Angesicht Gottes mit seinem Tod einsmachen und durch den Glauben Anteil an seinem Tod bekommen, sonst haben wir kein Leben in uns. Das bedeutet, dass ich mir bewusst sein muss, dass der Tod des Herrn Jesus für mich nötig war, damit ich mit Gott versöhnt werden und dadurch das ewige Leben empfangen konnte. Das ist nur möglich, wenn ich sehe, dass ich ein Sünder bin, der vor Gott nicht bestehen kann und dem Gott nichts geben kann, als nur das gerechte Gericht. Dann sehe ich auch, dass Christus das Gericht für mich am Kreuz auf sich genommen hat. Wenn ich mir das bewusst mache, esse ich in geistlichem Sinn sein Fleisch und trinke im geistlichen Sinn sein Blut.

Es geht hier um ein einmaliges Essen und Trinken, wodurch man Leben empfängt, das ist also das Essen und Trinken als überzeugter Sünder. Es geht hier überhaupt nicht um das Abendmahl und schon gar nicht um dessen Fälschung, die Eucharistie. Beim Abendmahl geht es um das Essen zum Gedächtnis an den Herrn (1Kor 11:24; 25), doch hier geht es darum, dass man von Ihm selbst isst, um dadurch ewiges Leben zu bekommen. Es ist eine große Torheit, den Erhalt des ewigen Lebens mit der Teilnahme am Abendmahl zu verbinden.

Der Herr gebraucht das Essen und Trinken als Bildersprache für den Glauben an Ihn als den gestorbenen Herrn, wodurch man ewiges Leben bekommt. Dadurch ernährt man sich geistlich von einem gestorbenen Christus, das ist der Glaube an sein stellvertretendes Sterben und seine Auferstehung.

Wer durch den Glauben an Ihn einmal Leben empfangen hat (das ist es, was der Herr in Joh 6:53 sagt), hat es nötig, beständig sein Fleisch zu essen und sein Blut zu trinken. Das sagt der Herr in Joh 6:54. In der Fußnote der Elberfelder Übersetzung zu diesem Vers heißt es zu diesen beiden Aspekten des Essens und Trinkens: „Die griech. Wortform für „essen“ und „trinken“ bezeichnet in den Joh 6:50; 51; 53 eine einmalige, dagegen in den Joh 6:54; 56-58 eine fortdauernde Handlung“. (Die griechischen Zeitformen „Aorist“ und „Präsens“ geben auch an, wie die Handlung vorgestellt wird, nämlich als einmalig und daher abgeschlossen oder als wiederkehrend.)

Das fortdauernde oder wiederholte Essen und Trinken ist erforderlich, weil das Leben in Ihm ist. Dieses Essen und Trinken wird bis zur Auferstehung andauern. Darauf weist der Herr hin, wenn Er über die Auferweckung am letzten Tag spricht. Immer, bis in alle Ewigkeit, werden wir uns bewusst sein, dass wir alles Ihm zu verdanken haben, der für uns in den Tod gegangen und daraus auferstanden ist. Sein Fleisch ist die wahre Speise für den Gläubigen und ebenso ist sein Blut der wahre Trank für den Gläubigen. Jeder Gläubige wird diese Wahrheit innerlich erleben und genießen. Das gilt sowohl für das einmalige (geistliche) Essen, wenn jemand zum Glauben kommt, als auch für das tägliche (geistliche) Essen und Trinken des Gläubigen.

Die Folge dieses Essens und Trinkens ist engste Gemeinschaft. Sie bedeutet nicht nur Sicherheit, sondern Christus ist das Zuhause für den Gläubigen, und Christus wohnt in ihm. Es gibt eine beständige Gemeinschaft des Gläubigen mit Christus, die aufrechterhalten wird, indem der Gläubige sich jeden Tag von Ihm ernährt.

Der Herr Jesus vergleicht die innige Gemeinschaft, die der Gläubige durch das Essen seines Fleisches und das Trinken seines Blutes mit Ihm hat, mit seiner eigenen Gemeinschaft mit dem Vater. Seine Gemeinschaft mit dem Vater ist das vollkommene Vorbild für Gemeinschaft. So wie Er in allem abhängig vom Vater ist, so ist der Gläubige das von Ihm.

Der Herr nennt seinen Vater den lebendigen Vater, um deutlich zu machen, dass Er das Leben mit dem Vater teilt und dass Er alles zum Leben vom Vater empfängt. Der lebendige Vater hat Ihn gesandt. Dadurch ist das Leben des Vaters, das in Ihm ist, auf der Erde sichtbar geworden. Entsprechend diesem herrlichen Vorbild lebt auch der Gläubige, der von dem Sohn isst. Durch das Essen vom Sohn wird das Leben des Sohnes in dem Gläubigen sichtbar. Außerhalb des Sohnes ist kein Leben möglich. Ein Gläubiger hat das Leben nur in der Gemeinschaft mit dem Sohn.

Der Herr fasst in Joh 6:58 seine Belehrung zusammen. Wenn Er sagt: „Dies ist das Brot, das aus dem Himmel herabgekommen ist“, weist Er nicht nur sich auf selbst hin, sondern auf die gesamte Belehrung, die mit dem Brot verbunden ist. Er ist das Brot, das aus dem Himmel herabgekommen ist. Darüber hat Er in den Joh 6:32; 33; 38; 50; 51 gesprochen. Das ist etwas anderes als das Manna, das die Väter aßen, denn sie sind trotz des Essens vom Manna gestorben (Joh 6:32; 49). Von Ihm – und von allem, was Er über sich selbst gesagt hat, wie zum Beispiel über seinen Tod – muss jeder essen, um in Ewigkeit zu leben (Joh 6:35; 40; 50; 51; 53-57).

Der Herr hat diese Dinge in der Synagoge in Kapernaum gesagt. Die Synagoge ist das Haus, wo die Juden lehren und belehrt werden. Kapernaum ist seine eigene Stadt (Mt 4:13; Mt 9:1).

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