John 8:33-39

Wirklich frei sein

Er macht den Juden, die an Ihn glauben deutlich, dass wahre Jünger ihren Glauben dadurch zeigen, dass sie in seinem Wort bleiben. Echter Glaube zeigt sich darin, dass jemand im Wort des Christus bleibt. Das kann nicht in eigener Kraft geschehen. Wer glaubt, bleibt in seinem Wort, ernährt sich davon, hört darauf und gehorcht ihm. Wer nur sagt, dass er glaubt, kann vielleicht für eine Zeit den Schein aufrechterhalten, in seinem Wort zu bleiben, es kommt jedoch der Augenblick, dass sich sein wahres unbekehrtes Wesen zeigt, indem er deutlichen Abstand vom Wort des Herrn nimmt.

Das Bleiben im Wort des Herrn hat zur Folge, dass jemand die Wahrheit erkennt und von jeder Gebundenheit an welche Sünde auch immer frei wird. Die Wahrheit führt nicht zur Sklaverei, so wie das Gesetz es tut, sondern setzt in Freiheit. Das Gesetz macht dem Menschen deutlich, dass er ein Sünder ist. Doch dadurch legt es dem Menschen ein Joch auf, das er nicht tragen kann, und folglich verurteilt es ihn. Die Wahrheit des Wortes Christi macht dem Menschen auch deutlich, dass er ein Sünder ist, aber das Wort zeigt zugleich die Lösung in Christus. Er hat den Fluch und das Gericht, die mit dem Gesetz verbunden sind, für jeden getragen, der an Ihn glaubt (Gal 3:13). Die Wahrheit macht wirklich frei.

Die Juden zeigen wieder ihre völlige Blindheit, indem sie die Worte des Herrn wörtlich verstehen. Sie protestieren dagegen, dass sie freigemacht werden müssen, denn das bedeutet, dass sie Knechte sind. Diesen Gedanken weisen sie weit von sich. Sie denken lediglich an eine äußere Freiheit und behaupten, dass sie als Nachkommen Abrahams nie jemandes Knechte gewesen sind. Haben sie vergessen, dass sie in dem Augenblick, wo sie das sagen, den Römern unterworfen sind? Haben sie auch vergessen, dass sie früher schon öfter heidnischen Herrschern unterworfen waren? Jede Unterwerfung unter Mächte, die Gott über sie brachte, geschah wegen ihrer Sünden.

Doch sie haben sich so sehr daran gewöhnt, dass sie vergessen haben, dass sie in Knechtschaft sind. Noch weniger sind sie sich des Joches der Sünde bewusst, unter dem sie stehen. So verblendet und verhärtet sind sie inzwischen geworden. Dasselbe Denken finden wir bei Christen, die meinen, dass sie durch die Taufe (als Ersatz für die Beschneidung) zu den Nachkommen Abrahams gehören und dadurch automatisch am Segen Abrahams teilhaben.

Die Antwort des Herrn ist unmissverständlich. Er leitet seine Antwort wieder mit einem zweifachen Wahrlich und einem gebietenden Ich sage euch ein. Dann sagt Er, dass jeder Mensch, der in der Sünde lebt, ein Knecht der Sünde ist. Es geht um Menschen, für die das Tun der Sünde charakteristisch ist, nicht um Gläubige, die durch Unaufmerksamkeit in die Sünde fallen (Gal 6:1). Jeder Mensch, der nicht an Ihn glaubt, ist ein Knecht der Sünde.

Die Juden sind nicht nur Knechte der Sünde, sie sind auch unter das Gesetz geknechtet (Gal 4:1-3). Sie sind Juden unter dem Gesetz und als solche sind sie nun Knechte in dem Haus, das ist das Haus Israel. Aber sie werden durch das Gericht, das Gott durch die Römer über sie bringen wird, daraus fortgeführt werden.

Für Knechte gibt es in dem Haus Israels als einem Haus, in dem Gott wohnt, keinen dauerhaften Platz. Der Sohn hat unveräußerliche Rechte. Er gehört in das Haus und wird ewig dort bleiben, so auch alle, die Er freimacht. Er ist nicht einfach Sohn, Er ist der Sohn. Er ist nicht nur als Sohn frei, Er macht auch frei. Er gibt jedem, den Er freimacht, dieselben Kennzeichen der Freiheit wie die Freiheit, die Er als Sohn hat. Er macht frei von Sünde, Tod und Gesetz. Das ist wirkliche Freiheit. Diese Freiheit bekommt nur, wer an den Herrn Jesus glaubt.

Nachkommen Abrahams

Sie sagen, dass sie Abrahams Nachkommen sind (Joh 8:33). Das weiß und anerkennt der Herr auch. Er weiß, dass sie, was ihre leibliche Abstammung betrifft, Nachkommen Abrahams sind. Das bedeutet aber nicht, dass sie auch den Glauben Abrahams besitzen. Sie zeigen das Gegenteil, denn sie trachten danach, Ihn zu töten. Das liegt daran, dass sein Wort keinen Raum in ihnen findet. Wer sich dem Wort des Herrn verschließt, wird zu einem Mörder des Herrn. Dadurch beweisen sie, dass sie nicht die geistlichen Nachkommen Abrahams sind.

Der Sohn redet das, was Er bei seinem Vater gesehen hat, und seine Worte sind Geist und sind Leben (Joh 6:63). Sie reden ebenfalls das, was sie von ihrem Vater gehört haben. Weiter sagt der Herr, was Er damit meint. Zunächst weist Er darauf hin, dass jeder aus der Quelle redet, mit der er in Verbindung steht, und dass die Worte, die jeder redet, deren Kennzeichen tragen. Doch sie bleiben hartnäckig dabei, dass sie von Abraham abstammen, er ist ihr Vater.

Der Herr sagt ihnen, dass sie, wenn sie echte Kinder Abrahams wären, entsprechend dem Glauben Abrahams handeln und seine Werke tun würden. Ein Kind handelt entsprechend der Natur seines Vaters. Dem Leib nach sind sie zwar seine Nachkommen, doch sie sind keine Kinder, denn sie handeln nicht nach dem Glauben Abrahams, sie haben nicht die Natur des Glaubens Abrahams. Ihr Verhalten zeigt etwas ganz anderes. Abraham glaubte an Ihn, sie hingegen trachten danach, Ihn zu töten. Und warum trachten sie danach? Weil Er die Wahrheit zu ihnen geredet hat, und das auch noch als Mensch.

Der Herr Jesus stellt sich hier in der denkbar niedrigsten Weise vor. Er bittet nicht einmal darum, dass sie an Ihn als den Sohn Gottes glauben, sondern sagt, dass Er ihnen als ein Mensch die Wahrheit gesagt hat. Doch sie verschließen sich der Wahrheit völlig, wie immer sie auch zu ihnen kommt. Das tat Abraham nicht. Abraham hat sich niemals gegen Gott aufgelehnt.

Dann sagt der Herr, dass sie die Werke ihres wirklichen Vaters, ihres geistlichen Vaters, tun. Darauf reagieren sie mit einer Bemerkung, die möglicherweise eine Lästerung in Bezug auf seine Geburt beinhaltet. Wenn sie sagen: „Wir sind nicht durch Hurerei geboren“ (mit der Betonung auf Wir), kann es sein, dass sie damit sagen wollen, dass der Herr wohl durch Hurerei geboren sei. Joseph und Maria waren ja nicht verheiratet, als Er geboren wurde. Noch andere lästerliche Dinge sind im Lauf der Kirchengeschichte über seine übernatürliche Geburt gesagt worden. Auf diese Weise wurden sie jedenfalls nicht geboren. Es kann auch sein, dass sie seine Worte so auffassen, als beschuldige Er sie des Götzendienstes, als hätten sie die Götzen zum Vater und beteten Götzen an, trieben also geistliche Hurerei.

Jedenfalls weisen sie die Anschuldigung des Herrn, sie hätten einen anderen Vater als Gott, völlig von der Hand. Sie haben einen Vater, und das ist Gott. Der Herr bringt immer deutlicher ans Licht, wie sehr sie einer echten Verbindung mit Gott entfremdet sind. Je mehr sie sich dessen rühmen und diese Beziehung für sich beanspruchen, umso mehr offenbaren seine Worte ihren wirklichen Zustand.

Ihr zunehmender Widerstand gibt dem Herrn Gelegenheit, ihre Feindschaft und ihren Hass völlig ans Licht zu bringen. Wenn Gott wirklich ihr Vater wäre, würden sie Ihn, den Sohn, lieben, denn Er ist von Gott ausgegangen und gekommen, und Ihn verwerfen sie. Was für ein deutlicher Beweis ist das, dass Gott nicht ihr Vater ist. Auch sind sie blind für die vollkommene Beziehung zwischen dem Sohn und dem Vater, die an der Einheit des Handelns von Vater und Sohn zu erkennen ist. Der Sohn ist nicht von sich aus gekommen, ohne Absprache mit dem Vater, sondern der Vater hat Ihn gesandt. Es ist unmöglich, Gott als Vater zu kennen und zugleich den Sohn zu verwerfen.

Was der Herr in Joh 8:42 sagt, ist auch eine deutliche Aussage bezüglich der sogenannten Vaterschaft Gottes als Vater aller Menschen. Gott ist nicht der Vater aller Menschen, sondern Er ist nur der Vater derer, die den Sohn kennen und lieben.

Die Widersacher des Herrn verstehen seine Rede nicht, weil sie geistlich für die Worte, die Er sagt, taub sind. Er spricht in ihrer Muttersprache, aber sie begreifen die Bedeutung der Worte nicht, die Er gebraucht, um seine Gedanken, die auch die Gedanken Gottes sind, wiederzugeben. Sein Wort ist die Offenbarung seiner Person und zeigt, wer Er ist. Doch sie sind sowohl blind als auch taub. Alles, was Er sagt, offenbart, wer Er ist. Sie verschließen sich Ihm jedoch, und deshalb verstehen sie seine Sprache nicht.

Dann sagt der Herr Jesus ganz klar, dass der Teufel ihr Vater ist. Sie sind aus ihm hervorgekommen. Als echte Kinder dieses Vaters tun sie die Begierden dieses Vaters. Als Kinder des Teufels offenbaren sie dessen Charakterzüge. Die Begierden des Teufels entsprechen dem Wesen des Teufels. Der Teufel hat drei Kennzeichen: Mord und Verderben, wobei das Verderben zwei Aspekte hat, nämlich Begierde und Lüge. Seine Kinder, die hier vor dem Herrn Jesus stehen, offenbaren diese Kennzeichen. Sie wollen Ihn ermorden, weil sie von ihren eigenen Begierden getrieben werden, und sie gebrauchen Lügen als Waffe, um sich seiner zu entledigen.

Dem Teufel ist das Leben nicht nur fremd, er hat kein Leben, und er ist auch darauf aus, jedem Menschen das Leben zu nehmen. Das ist sein Charakter von Anbeginn seines Bestehens als Teufel. Er sucht jeden Menschen zu ermorden. Zugleich ist ihm die Wahrheit völlig fremd, er steht völlig außen vor. In Ihm ist überhaupt keine Wahrheit. Sein Wesen ist es, zu lügen. Er kann nichts als lügen. Wenn er etwas behauptet, was nach Wahrheit aussieht, kommt es doch aus der Lüge hervor und nicht aus Gott und hat zum Ziel, Lüge zu verbreiten. Er ist der Ursprung der Lüge.

Die Menschen, zu denen der Herr hier spricht, haben den Teufel zum Vater. Die Juden glauben lieber der Lüge als der Wahrheit. Das tun übrigens alle Menschen lieber. Der Herr spricht nicht so sehr von einer Entscheidung für die Lüge, weil sie die Wahrheit nicht glauben wollen, obwohl das auch zutrifft. Er sagt, dass sie Ihm nicht glauben, weil Er die Wahrheit spricht.

Alles, was Er sagt, ist Wahrheit und vollkommen frei von jeder Lüge. Indem Er die Wahrheit spricht, macht Er sie als Kinder des Teufels offenbar. Seine Worte der Wahrheit stehen in völligem Gegensatz zu ihrem Lügenreden und dem Tun der Begierden ihres Vaters, des Teufels.

Nur Er allein kann ohne jede Übertreibung sagen: „Wer von euch überführt mich der Sünde?“ Niemals hat auch nur ein einziger Mensch das sagen können, ob es sich nun um den größten Sünder oder den größten Apostel handelt. Hier stehen sich zwei Welten gegenüber. Er spricht die Wahrheit, Er kann nicht anders, denn in Ihm ist keine Sünde ist (1Joh 3:5). Warum glauben sie dann nicht? Der Herr gibt selbst die Antwort. Wer aus Gott ist, hört die Worte Gottes, die Er spricht. Sie hören nicht, weil sie nicht aus Gott sind.

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