John 8:6

Eine Ehebrecherin wird zum Herrn gebracht

Die Führer bemühen sind unermüdlich, den Herrn Jesus zum Schweigen zu bringen. Sie kommen geradeso wie das Volk zu Ihm, aber nicht, um von Ihm zu lernen, sondern um Ihm einen Fallstrick zu legen. So wie bei anderen Gelegenheiten zeigt sich auch jetzt wieder ihre völlige Blindheit für die Herrlichkeit des Sohnes und seine Allwissenheit. Sie haben eine Frau bei sich und führen sie zu Ihm. Die Frau wurde beim Ehebruch ertappt, und sie wollen, dass Er als Richter auftritt. Johannes erwähnt, dass sie sie in die Mitte stellen. Sie stellen gleichsam die Sünde in die Mitte.

Ihre Verdorbenheit zeigt sich außer in ihrer bösen Absicht auch in der Weise, wie sie die Frau anklagen. Sie sprechen ohne den geringsten Abscheu über die Sünde. Für sie ist es nur „ein Fall“, mit dem sie Christus in Verlegenheit bringen wollen. Sie ersparen Ihm die Mühe, herauszufinden, ob ihre Anklage richtig ist, denn die Frau wurde auf frischer Tat ertappt. Möglicherweise ist ihr Mann nach Hause gekommen, als sie mit einem anderen Mann im Bett lag. Es kann auch sein, dass die Spione der Führer sie angezeigt haben.

Die Ankläger kennen das Gesetz. Sie wissen, was das Gesetz Moses in solchen Fällen sagt (3Mo 20:10; 5Mo 17:7). Sie können den richtigen Artikel des Gesetzes anwenden. Warum wollen sie dann noch Christus fragen? Weil sie zwar die Gnade und Wahrheit in Jesus Christus sehen und hören, sich jedoch weigern, sie anzunehmen, weil sie nicht einsehen wollen, dass sie Sünder sind. Die Reden des Herrn Jesus wollen sie nicht mehr hören, und sein Einfluss auf die Volksmenge ist ihnen ein Dorn im Auge. Sie wollen Ihn loswerden.

Jetzt meinen sie, sie hätten Ihn mit ihrer Frage in eine Lage gebracht, wo jede Antwort, ganz gleich, wie die lauten würde, ihnen die Gelegenheit gäbe, Ihn als Verführer zu entlarven. Wenn Er sie verurteilte, wäre Er kein Heiland. Verurteilen konnte das Gesetz ja auch. Wenn Er sie freiließe, verachtete und verwarf Er das Gesetz. Der Fallstrick ist schlau überlegt und listig eingefädelt. Doch was bedeutet die Schlauheit des Menschen in der Gegenwart Gottes, der das Herz ergründet?

Der Herr antwortet nicht sofort auf ihren Versuch, Ihn auf die Probe zu stellen. Das tut Er nicht, um etwa Zeit zu gewinnen, sondern weil Er will, dass sie die ganze Tragweite der Situation begreifen. Dadurch würden sie, wenn Er dann antwortet, keinerlei Möglichkeit mehr haben, dem auszuweichen, was Er ihnen vorstellt. Er ist vollkommen Meister der Lage.

Er bückt sich nieder und schreibt mit seinem Finger auf die Erde. Es ist derselbe Finger, der die Gebote auf die Gesetzestafeln schrieb und damit auch das Urteil über Israel (2Mo 31:18). Es ist auch derselbe Finger, der das Urteil über Belsazar an die Wand schrieb (Dan 5:5). In beiden Fällen schrieb der Finger Gottes ‒ denn dieser war es ‒ auf unauslöschliche Weise das unbeugsame Recht auf einen steinernen Untergrund. Was der Herr hier auf die Erde schreibt, wissen wir nicht. Manche haben angenommen, dass Er möglicherweise die Namen derer aufschrieb, die Ihn nicht wollten (Jer 17:13).

In Bezug auf seine gebückte Haltung können wir wohl eine zweifache Anwendung machen. Die Obersten will Er lehren, dass ein solcher Vorfall nur in der rechten Weise behandelt werden kann, wenn man bereit ist, sich in einer demütigen Gesinnung mit solchem Bösen einszumachen. Die Frau will Er lehren, dass Er nicht stehen blieb, um Steine auf sie zu werfen, sondern dass Er sich als der Demütige niederbückte, um ihr zu dienen, indem Er sie von ihrer Sünde überzeugte.

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