Joshua 22:20

Der Eindruck, den der Altar macht

Pinehas und die zehn Fürsten kommen zu den zweieinhalb Stämmen. Sie sprechen im Namen des ganzen Volkes mit ihnen. Sie richten sich an die, die auch zum Volk gehören, die es aber in praktischer Hinsicht nicht verwirklichen. Die Beschuldigung lautet: Treuebruch, treuloses Handeln gegenüber dem HERRN und seinem Volk, was böse Folgen für das ganze Volk nach sich ziehen wird. Um ihre Worte zu unterstreichen, weist die Gesandtschaft auf zwei Beispiele hin, die sie ebenfalls kennen und wo die Sünde auch Zucht über das ganze Volk gebracht hat: die Ungerechtigkeiten Peors und Achans, der sich an dem Verbannten vergriffen hat. Diese Beispiele zeigen zwei große Gefahren für die Heiligkeit, auch in der Gemeinde.

Bei Peor war es die schreckliche Lehre Bileams, das Volk Gottes zu verderben durch die Vermischung von gutem und falschem Gottesdienst, des Dienstes Gottes und des der Götzen Midians (4Mo 25:1-3; 4Mo 31:16). Dann wird der wahre Gottesdienst immer mehr durch den falschen Götzendienst ersetzt. Darum ist Gottes Zorn über das gesamte Volk gekommen. Pinehas warnt die zweieinhalb Stämme vor dieser Gefahr durch den Bau des Altars. Der Bau mag gering erscheinen im Vergleich mit dem Bösen von Peor, doch wenn dieses Böse nicht im Keim erstickt wird, wird es dieselbe schreckliche Auswirkung haben wie das von Peor.

Nach dem Vorstellen der ersten Gefahr wird nicht sofort die zweite Gefahr genannt. Erst kommt in Jos 22:19, zwischen der Andeutung der Gefahren, die freundliche Einladung, doch zum HERRN zu kommen, in sein Land und zu seinem Altar. Hier hören wir, dass alle, die zu Gottes Volk gehören – für die Gemeinde bedeutet das: alle Gläubigen –, eingeladen werden. Pinehas appelliert an ihr geistliches Unterscheidungsvermögen. Nur wenn sie das von ihnen gewählte Erbteil als unrein ansehen – das heißt: nicht durch Gottes Gegenwart geheiligt –, werden sie den Platz im Land Gottes auch einnehmen wollen und können. Aber die zweieinhalb Stämme ziehen diese Schlussfolgerung nicht.

Was die Gläubigen der Gemeinde betrifft, sind sie alle nur als Gäste des Herrn an seinem Altar, also an seinem Tisch. Diejenigen, die dort sind, dürfen zu allen Gläubigen sagen, dass der Herr auch sie an seinen Tisch einlädt. Es ist sein Tisch, nicht der einer Gruppe. Es geht um den Ort, wo der Herr Jesus ist, nicht um die Frage, ob jemand sympathisch oder unsympathisch ist. Wir sollen daher auch nicht sagen: „Komm zu uns“, sondern: „Lasst uns zusammen an den Herrn an seinem Tisch denken.“

Wir dürfen und müssen nur gegen das Böse „exklusiv“ sein. Gegenüber dem Guten müssen wir allezeit offen und nicht geschlossen sein. Gläubige sind alle „freie Brüder“, wenn es um das geht, was sie in Christus sind, und sind alle „geschlossene Brüder“, wenn es um ihre Verantwortung geht. Alle, die hierin nach dem Willen des Herrn handeln wollen, werden jegliche Sektiererei vermeiden, genauso wie die Freiheit des Fleisches.

Jeder Israelit wird von Pinehas eingeladen, dorthin zu kommen. Das tut später auch Hiskia (2Chr 30:1). Es geht um das ganze Volk Gottes, das ist jetzt die Gemeinde Gottes. Die Gemeinde wird unter anderem vorgestellt als ein Leib, weil in diesem Bild auf treffende Weise die Einheit der Gemeinde, das ist das ganze Volk Gottes, dargestellt wird. Der Tisch des Herrn ist für das ganze Volk. Da kann das Volk Gottes die Einheit auf schriftgemäße Weise erleben.

Da findet das Volk Gottes auch einen Platz der Anbetung und des Ausübens der Priesterschaft, während in der Christenheit der Schwerpunkt im Allgemeinen auf dem Predigen liegt. Wo finden wir noch das Verlangen, Gott das zu geben, worauf Er ein Recht hat? Es geht weniger um die Frage, was ich davon habe. Wir dürfen es allen, die diesen Platz suchen, nicht schwerer machen, als es die Schrift vorgibt. Dafür ist es nötig, die Gesinnung eines Pinehas zu besitzen und zu offenbaren.

Nach dieser Einladung folgt das zweite warnende Beispiel, das ist Achan. Dieser hat keine falsche Lehre gebracht, sondern hat sich leiten lassen durch die Begierde nach den weltlichen Dingen. In ihm sehen wir, wie dem Fleisch die Chance gegeben wird, die Dinge der Welt in Gottes Volk einzuführen, obwohl diese dort keinen Platz haben dürfen. Ein Beispiel dafür ist, dass man anziehend sein will für Jüngere und deshalb moderne Formen des Gottesdienstes einführt, indem man von mitreißenden Melodien, Tanz und Theater Gebrauch macht.

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