Jude 18

Ermahnungen und Ermutigungen

Jud 1:17. Judas hat ausführlich die Kennzeichen der Gottlosen beschrieben. Mit den Worten „Ihr aber“ richtet er sich wieder an die Gläubigen. Wie in Jud 1:3 redet er sie wieder mit „Geliebte“ an. Er sagt ihnen, sie brauchten sich nicht zu wundern, dass solche Menschen, wie er sie zuvor beschrieben hat, unter ihnen waren. Sie sollten sich nur daran erinnern, was die Apostel „unseres Herrn Jesus Christus“ gesagt hatten. Wenn sie das zu Herzen nähmen, würden sie davor bewahrt werden, sich mit diesen Leuten einzulassen oder sich von ihren Spöttereien und gottlosen Begierden beeinflussen zu lassen.

Du siehst, dass Judas dich auf die inspirierten Schriften hinweist, in denen aufgezeichnet ist, was die Apostel gesagt haben. Zurück zur Schrift und nicht zu menschlichen Schriften, wie bibeltreu sie auch sein mögen. In Apostelgeschichte 20 findest du Warnungen aus dem Mund von Paulus im Blick auf das Auftreten solcher Menschen, vor denen Judas hier warnt (Apg 20:29; 30). Auch Petrus und Johannes haben über solche Leute geschrieben (2Pet 2:1; 2Pet 3:3; 1Joh 2:18; 19).

Jud 1:18. Ihre warnenden Worte machen deutlich, „dass am Ende der Zeit Spötter sein werden“. Diese Zeit hat ihren Anfang genommen, als der Herr Jesus auf die Erde kam und verworfen wurde, und sie wird bis zu seinem Wiederkommen andauern. Diese gesamte Zeitspanne wird gekennzeichnet – nicht durch die Unterwerfung der Welt unter das Evangelium, sondern – durch das Auftreten von Spöttern, die das tun, was sie selbst wollen, und die mit Gott nichts anfangen können. Ihr ganzes Leben steht im Zeichen der Befriedigung ihrer „eigenen Begierden der Gottlosigkeit“.

Jud 1:19. Die Menschen, über die Judas hier spricht, waren unverbesserlich. Sie bildeten eine eigene Gruppe inmitten der Gemeinde, weil sie kein Teil an dem hatten, was die Gläubigen miteinander verbindet. Sie sonderten sich ab wie die Pharisäer und bildeten eine Partei innerhalb der Gemeinde, um dort ihr böses Werk zu tun. Sie fühlten sich den anderen überlegen, die in ihren Augen beschränkt und engstirnig waren, und schauten verächtlich auf sie herab.

Sie sind „natürliche Menschen“, das sind Menschen, die durch ihre Seele, ihre Gefühle geleitet werden und nicht, wie Gott es beabsichtigt hatte, durch ihren Geist, in Verbindung mit Ihm. Sie haben kein neues Leben, sondern sind und bleiben natürliche Menschen, die nach dem Lustprinzip leben. Sie haben nicht die geringste Spur von Leben aus Gott. Sie sind nicht wiedergeboren und sind daher Menschen, „die den Geist nicht haben“. Was sie auch im Blick auf ihr Christsein behaupten mögen, ihr Zustand ist unmöglich das Werk des Geistes Gottes.

Damit enden die Verse, die vom Abfall und von den Abtrünnigen handeln; es gibt hier keinen Hoffnungsschimmer im Blick auf Besserung. Das Gericht wird mit ganzer Heftigkeit über sie hereinbrechen, und zwar bei der Ankunft des Herrn Jesus mit all den Seinen.

Jud 1:20; 21. Ab Jud 1:20 zählt Judas eine Reihe von Ermutigungen auf. In den Jud 1:20-23 tut er das in Form von Ermahnungen und in den Jud 1:24; 25 in Form eines Lobpreises. Es sind sieben Ermahnungen, von denen vier dich persönlich und drei deine Beziehung zu anderen betreffen.

Die Ermahnungen werden mit einem erneuten „Ihr aber, Geliebte“ eingeleitet. Das kennzeichnet wieder den Gegensatz zu der Kategorie von Menschen, wie sie in den vorhergehenden Versen beschrieben werden.

Dann folgen die Ermahnungen:

Jud 1:20a. Für den Glauben muss nicht nur gekämpft werden, sondern du musst durch den Glauben auch auferbaut werden. Dafür musst du selbst sorgen: dich selbst erbauen auf deinen allerheiligsten Glauben. Das tust du dadurch, dass du dich mit dem Wort Gottes beschäftigst, um die Glaubenswahrheit besser kennenzulernen. Die Glaubenswahrheit ist das Fundament, auf dem deine Seele ruht. Die gesunde Lehre, die von deiner Seele aufgenommen wird, ist für dein geistliches Wohlergehen unverzichtbar. Es ist eine Sache deines Herzens.

Jud 1:20b. Neben der Notwendigkeit der Auferbauung im Glauben ist das Gebet „im [nicht zum!] Heiligen Geist“ sehr wichtig. Für die, die den Geist nicht haben, ist das nicht möglich. Leider beten auch nicht alle Gläubigen immer in dieser Weise. Ein Gläubiger kann rein formal nach einem Standardmuster beten oder so, dass sein Ich im Mittelpunkt steht (Jak 4:3). Solche Gebete haben keine Kraft. Ein Gebet „im Heiligen Geist“ ist ein Gebet in der Kraft des Heiligen Geistes, in dem Er zusammen mit dem Geist des Gläubigen von Gott erbittet, was zum Nutzen des Werkes Gottes und zur Verherrlichung des Herrn Jesus ist.

Jud 1:20c. Wenn du dich selbst auf deinen allerheiligsten Glauben erbaust und im Heiligen Geist betest, musst du dich auch „in der Liebe Gottes“ erhalten. Das bedeutet, dass du dir der Liebe Gottes bewusst bleiben musst. Die Liebe Gottes ist die Atmosphäre, die dich umgibt. Es ist deine Verantwortung, dir dessen bewusst zu sein. Es ist ein Leben in der Gewissheit, dass dich nichts von der Liebe Gottes scheiden kann (Röm 8:39).

Mit der Liebe Gottes ist es wie mit dem Sonnenschein. Die Sonne scheint immer, doch es kann etwas zwischen dich und die Sonne treten, so dass du die Sonne nicht mehr siehst und ihre Wärme nicht mehr spürst. Wenn du Sünde und Unglauben bei dir zulässt, entziehst du dich den Strahlen der Liebe Gottes. Seine Liebe ist zwar da, doch du kannst sie dann nicht genießen. Du hast selbst eine Barrikade davor aufgebaut. Nicht nur Sünden in deinem Leben haben diese Wirkung. Es kann auch sein, dass Schwierigkeiten dich so in Beschlag nehmen, dass du die Liebe Gottes vergisst. Es ist wichtig, dass du nicht zulässt, dass sich etwas zwischen dich und die Liebe Gottes zu dir stellt.

Jud 1:21. Die vierte und letzte Ermahnung, die dich selbst betrifft, besteht – wie Judas es hier sagt – darin, dass du „die Barmherzigkeit unseres Herrn Jesus Christus ... zum ewigen Leben“ erwartest. Es geht hier um das zweite Kommen Christi. Sein erstes Kommen war ebenfalls ein Ausdruck der Barmherzigkeit Gottes (Lk 1:72; 78). Da der Herr Jesus in der jetzigen letzten Zeit im Begriff steht, zum zweiten Mal zu kommen, wird dein Blick darauf gerichtet. Wenn Er kommt, können die Abtrünnigen kein Unheil mehr anrichten. Er nimmt dich dann aus den elenden Umständen heraus zu sich, damit du bei Ihm das ewige Leben in seiner Fülle genießen kannst.

Jud 1:22. Nun folgen noch drei Ermahnungen im Hinblick auf andere. Wenn du die bisherigen vier Ermahnungen zu Herzen nimmst, wirst du danach verlangen, anderen zu helfen, die möglicherweise in die Schlinge der Gottlosen geraten sind und dadurch schon mehr oder weniger beeinflusst sind.

Die Übersetzungen dieser Verse sind in der Tat recht unterschiedlich. Wenn du mehrere Übersetzungen hast, solltest du sie einmal vergleichen. Ich gehe bei meiner Erklärung von der Übersetzung aus, die mich am meisten überzeugt.

Die erste Kategorie betrifft die Zweifler. Sie müssen zurechtgewiesen werden (das ist wohl eine bessere Übersetzung als Erbarmen mit ihnen zu haben), weil sie aus ihren Zweifeln Streitpunkte machen. Du musst sie aus ihren Zweifeln und Diskussionen herausholen, indem du sie von der Wahrheit Gottes überzeugst.

Jud 1:23a. „Andere“ sind schon stärker unter den Einfluss dieser Menschen gekommen, die sich nebeneingeschlichen haben. Du siehst, dass sie den falschen Weg gehen, den Weg zum Feuer. Denk an das Gift der Evolutionstheorie, das wegen der wohlklingenden sogenannten wissenschaftlichen Argumente von vielen ahnungslosen jungen Menschen aufgesogen wird. Dazu zählt auch die Bibelkritik. Da ist nicht nur Zurechtweisung erforderlich, sondern diese „anderen“ müssen mit Kraft aus den Fängen dieser Leute gerissen werden. Das kräftige Gebet eines Gerechten ist nötig, um sie von ihrem Irrweg zu retten (Jak 5:16b-20).

Jud 1:23b. Die dritte Gruppe hat sich am weitesten verirrt. Wenn du eine Aufgabe im Blick auf sie hast, musst du sie „mit Furcht“ ausführen, mit Furcht in Bezug auf dich selbst, dass du nicht von ihnen mit fortgerissen wirst. Du musst sehr vorsichtig sein, dass du dich in keiner Weise mit ihrer Unreinheit verbindest, noch nicht einmal mit einem äußeren Schein (angedeutet durch das „vom Fleisch befleckte Kleid“). Bei deinen Bemühungen, ihnen zu helfen, läufst du Gefahr, dass du versucht wirst, bei ihrer sündigen Lebensweise mitzumachen, statt den nötigen Abstand zu halten.

Jede Verbindung mit dem sündigen Leben muss vermieden werden, auch wenn es um Dinge geht, die an sich nicht sündig sind. Du kannst beispielsweise an irgendwelche Gegenstände denken, die ein anderer auf eine sündige Weise erworben hat und womit er sein sündiges Leben angenehm macht. So habe ich einmal von jemandem, der sich von seinen Sünden reinigen wollte, ein Gerät für meinen Computer bekommen. Nach einiger Zeit bekam ich mit, dass er dieses Gerät von geliehenem Geld gekauft hatte. Er hatte an verschiedenen Stellen erhebliche Schulden gemacht, um sich einen luxuriösen Lebensstil leisten zu können. Er hatte mir das Gerät ohne jegliche Hintergedanken gegeben, doch es war ein Kleid, das vom Fleisch befleckt war. Das empfand er selbst nicht so, als er es mir gab. Ich habe ihm dieses Gerät zurückgegeben und ihm gesagt, dass er es verkaufen solle, um seine Schulden zu verringern.

Jud 1:24. Wenn du alles, was Judas gesagt hat, auf dich einwirken lässt, kann dich ein Gefühl der Ohnmacht beschleichen. Wie schön ist es da, dass Judas seinen Brief damit endet, die Augen auf den zu richten, der dich „ohne Straucheln zu bewahren ... vermag“. Er bewahrt dich auf dem Weg nicht nur vor dem Straucheln, sondern es ist sein Ziel, dich „vor seiner Herrlichkeit untadelig darzustellen“, und das „mit Frohlocken“. Dieses Ziel wird erreicht werden und die Freude wird durch nichts gestört werden.

Jud 1:25. Gott bewahrt uns und macht uns vollkommen, denn Er ist „Gott, unser Heiland“. Er ist das durch „Jesus Christus“, so wie Er alles durch seinen Sohn tut. Jesus Christus ist auch „unser Herr“. Er hat alle Macht. Ihm sei die „Herrlichkeit, Majestät, Macht und Gewalt“. In dieser gefährlichen Zeit gibt es trotz allem immer einen Grund, Gott zu verherrlichen, oder vielleicht gerade wegen dieser Umstände.

1. „Herrlichkeit“, das ist alle Vortrefflichkeit, die von Ihm sichtbar ist.

2. „Majestät“, das ist seine Würde und seine Pracht über alles hinaus.

3. „Macht“, das ist seine Allmacht, es sind alle Mittel, die Er hat, alles, was Ihm zur Verfügung steht, um alle seine Pläne auszuführen.

4. „Gewalt“, das sind sein persönliches Recht und die innere Fähigkeit, es auszuführen.

Das alles wird Ihm durch die Zeiten hindurch, sowohl „jetzt“ als auch „in alle Ewigkeit“, von den Seinen dargebracht. Damit stimmen wir, du und ich, von Herzen ein und sagen mit Judas: „Amen“, so ist es und nicht anders.

Lies noch einmal Judas 1,17–25.

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