Jude 9

Beispiele des Abfalls und Gottes Gericht darüber

Jud 1:4. Judas erklärt und begründet nun seinen Aufruf zum Kampf. Solltest du Bedenken haben, an diesem Kampf teilzunehmen, wird dich seine Erklärung von der Notwendigkeit überzeugen, dass auch du dich dafür einsetzt. Er schildert auf eindrucksvolle Weise den Zustand der bekennenden Christenheit, wie er sich schon damals entwickelte. Diese Entwicklung ist seitdem nicht stehengeblieben, sondern ist immer schlimmer geworden. Das bedeutet, dass die Notwendigkeit, für den Glauben zu kämpfen, noch zugenommen hat.

Es gibt nämlich „gewisse Menschen“, das sind Menschen mit einem gewissen Charakter, die sich in die Gemeinde „nebeneingeschlichen“ haben, ganz heimlich, mit List oder durch die Hintertür (vgl. Gal 2:4). Diese Menschen sind keine Gläubigen. Judas nennt sie ausdrücklich „Gottlose“. Es sind Menschen, „die schon längst zu diesem Gericht zuvor aufgezeichnet waren“. Das bedeutet nicht, dass ihre Namen zuvor aufgeschrieben wurden, sondern dass das Gericht Menschen, die solche Dinge tun, treffen würde. Bereits vor vielen Jahrhunderten, schon vor der Sintflut, hat Henoch dieses Gericht angekündigt. Damals schon ließ Gott mitteilen, was Er am Ende der Zeit mit diesen Gottlosen tun würde (vgl. die Jud 1:14; 15).

Es gibt Menschen, unter ihnen auch aufrichtige Kinder Gottes, die aus dem, was Judas sagt, den Schluss ziehen, Gott habe vorherbestimmt, dass Menschen verlorengehen. Diese Schlussfolgerung ist jedoch nicht in Übereinstimmung mit der Lehre der Schrift. Gott bestimmt niemanden dazu, für ewig verlorenzugehen. Das zuvor aufgezeichnete Gericht betrifft Menschen, die sich selbst zum Verderben zubereitet haben (Röm 9:22; 2Pet 2:3). Das ist ähnlich wie bei einer Geldbuße, die ich zahlen muss, wenn ich zum Beispiel irgendwo parke, ohne einen Parkschein zu ziehen, obwohl darauf eine Geldbuße steht. Wenn ich also ohne Ticket dort parke, bin ich dazu verurteilt, ein Bußgeld zu zahlen. Das „Urteil“ steht schon längst für alle fest, die diese Straftat begehen, doch der Vollzug geschieht erst, wenn jemand die Straftat begangen hat.

Judas zögert nicht, diese bösen Menschen zu entlarven. Er arbeitet nicht langsam darauf hin, sondern stellt sie direkt bloß. Er tut das, um ihren Charakter sofort deutlich zu machen und um damit den Gutgläubigen in der Gemeinde die Augen für diese korrupten Menschen zu öffnen. Solche Menschen geben sich für Christen aus und können auch schön reden, wie du im Weiteren sehen wirst. Judas nimmt da kein Blatt vor den Mund. Sie sind „Gottlose“, die den Glauben zerstören. Sie haben zwei Hauptkennzeichen: Das erste Kennzeichen ist, dass sie die Gnade missbrauchen, indem sie sie als Deckmantel zur Erfüllung ihrer eigenen Begierden benutzen. Das zweite Kennzeichen ist, dass sie die Autorität des Herrn Jesus vollständig ablehnen.

Dass sie „gottlos“ sind (das Wort „gottlos“ kommt in diesem Brief wenigstens siebenmal vor), bedeutet, dass sie ohne jede Ehrerbietung und Furcht Gott gegenüber sind. Diese Haltung drückt sich in den beiden oben genannten Kennzeichen aus. Sie wagen es, die Gnade zu missbrauchen, um ihre Ausschweifungen zu rechtfertigen (vgl. Tit 2:12, wo die Gnade das völlige Gegenteil unterweist). Sie nehmen die christliche Freiheit in Anspruch, um ein Leben „in Ausschweifung“ zu führen. Jedes Empfinden für das, was angemessen ist, fehlt ihnen. Zugleich „verleugnen“ und verachten sie die absolute und göttliche Autorität des Herrn Jesus.

Diese „nebeneingeschlichenen“ Personen kannst du also an ihrer Lebensweise erkennen. Es ist absolut keine Frage, ob sie vielleicht doch wiedergeboren sind. Sie leben so, wie der Mensch das seit dem Sündenfall losgelöst von Gott tut. Sie folgen den Begierden des Fleisches, und zwar ausschweifend, und leben ihr Leben in Hochmut, so wie ihnen gerade der Sinn danach steht. Sie anerkennen nicht im Geringsten die Autorität des absoluten Herrschers Jesus Christus. Du kannst das insbesondere daran erkennen, wie sie mit dem Wort Gottes umgehen. Sie haben keinerlei Respekt davor, beugen sich nicht davor, es macht nicht den geringsten Eindruck auf sie.

Jud 1:5. Aus demselben Wort, das sie leugnen, will Judas dich an drei Ereignisse aus der Anfangszeit des Alten Testamentes erinnern. In diesen drei Beispielen werden der Abfall, über den er spricht, und das Gericht Gottes darüber deutlich gezeigt.

Du wirst als jemand angesprochen, der „ein für alle Mal“ alles weiß. Das gilt für jeden Gläubigen, auch wenn er erst seit kurzem bekehrt ist. Du hast nämlich „die Salbung von dem Heiligen“ und weißt alles (1Joh 2:20). Im Lauf der Zeit kann das entsprechende Bewusstsein wohl mal nachlassen. Dann ist es gut, wieder daran erinnert zu werden.

Im ersten Beispiel geht es um das Volk Israel, als es aus Ägypten erlöst war. Gott hatte das Volk erlöst und ihm das Land Kanaan verheißen. Zu der Verheißung gehörte, dass Er ihnen auch helfen würde, das Land in Besitz zu nehmen. Als das Volk jedoch auf das böse Gerücht hörte, das die zehn Kundschafter über das Gelobte Land verbreiteten, rebellierten sie gegen den Herrn und glaubten Ihm nicht. Sie weigerten sich strikt, das Land in Besitz zu nehmen (4. Mose 13 und 14; 1Kor 10:5-10), und zeigten damit ihren Unglauben. Sie schoben Gott auf die Seite.

Nachdem Gott zuerst in Gnade mit ihnen gehandelt hatte, indem Er sie aus Ägypten erlöste, handelte Er „zum anderen“ mit ihnen wegen ihres Unglaubens. Das Ergebnis war, dass alle starben, die beim Auszug zwanzig Jahre und älter waren, mit Ausnahme von Josua und Kaleb (4Mo 14:29; 30; 35; Heb 3:16-19).

Jud 1:6. Das zweite Beispiel für Rebellion und Abfall sind Engel, die auf abscheuliche Weise sündigten. Sie haben „ihren ersten Zustand“, das heißt ihre ursprüngliche Stellung als Engel, die Gott ihnen gegeben hatte, „nicht bewahrt, sondern ihre eigene Behausung verlassen“. Wahrscheinlich finden wir das vor allem in 1. Mose 6 (1Mo 6:1-7). Dort ist die Rede von „Söhnen Gottes“, von denen wir aus Hiob 1:6; Hiob 2:1 wissen, dass sie Engel sind. Diese „Söhne Gottes“ hatten eine menschliche Gestalt angenommen und sich Frauen aus dem Menschengeschlecht genommen.

Dieses Böse war so schlimm, dass Gott diesen Engeln jede Bewegungsfreiheit genommen hat. Er hat sie damals schon mit „ewigen Ketten“ gefesselt, das sind Fesseln, die sie in Ewigkeit haben werden und die sie bereits jetzt in „Finsternis“ gefangenhalten, so dass sie niemals mehr das Licht sehen werden. Sie werden dort „verwahrt“, bis das endgültige Gericht an ihnen vollzogen wird.

Jud 1:7. Das dritte Beispiel schließt sich unmittelbar an das vorhergehende an, was du an dem Wort „wie“ erkennen kannst, mit dem Jud 1:7 beginnt. Was in Sodom und Gomorra und den umliegenden Städten geschah, ist von derselben Art Verdorbenheit wie das, was die Engel taten, jedoch noch schlimmer. Das führt den Abfall zu einem Höhepunkt. Es geht um die gröbste Schamlosigkeit, eine Schamlosigkeit, die sich gegen alles Natürliche richtet, das Gott gegeben hat. Diese besondere Perversion ist der homosexuelle Verkehr von Männern, die miteinander „Schande trieben“ (Röm 1:26; 27). Sie haben ihre ursprüngliche Natur aufgegeben. Das ist Aufstand und Abfall. Es ist Hurerei, wobei sie „anderem Fleisch“ nachgehen, Dinge, die der natürlichen Ordnung Gottes völlig zuwider sind.

Die von den Liberalen propagierte zügellose, freie Lebensweise und die Lobby, die die homosexuelle Praxis für rechtmäßig erklären will, werden mit den Praktiken von Sodom und Gomorra und den umgebenden Städten verglichen. Was Gott mit diesen Städten getan hat, zeigt, wie Er darüber urteilt. Das sollte eine Warnung für jeden sein, der so lebt oder das als normal bejaht und sich vielleicht sogar für eine allgemeine Akzeptanz einsetzt. Die „Strafe des ewigen Feuers“ zeigt, dass das Gericht Gottes darüber niemals zu einem Ende kommt. Alle Abtrünnigen werden von diesem Gericht getroffen werden.

Diese drei Beispiele haben nicht eine chronologische, sondern eine geistliche Reihenfolge. Die Abtrünnigen werden

1. wie die ungläubigen Israeliten den leiblichen Tod sterben,

2. wie die Engel sein, die ihren Ursprung nicht bewahrt haben, in der Finsternis aufbewahrt werden für das Gericht vor dem großen weißen Thron und schließlich

3. wie Sodom und Gomorra und die umliegenden Städte sein und in das ewige Feuer geworfen werden.

Jud 1:8. Nach diesen Beispielen des Abfalls und dem Gericht Gottes darüber kehrt Judas zu seinem Thema zurück: den Abtrünnigen seiner Zeit. Das gesamte Gedankenleben dieser Menschen ist unrein. Sie sind „Träumer“, die in einer Phantasiewelt mit schmutzigen Phantasien leben. Die Erfüllung ihrer Träume finden sie letztlich in abscheulichen sexuellen Sünden wie früher die Männer von Sodom. Sie leben in Auflehnung gegen Gott und lehnen jede Form der von Ihm gegebenen Autorität ab. Zugleich sprechen sie auf lästerhafte Weise über alles, was Gott mit einer gewissen Ehre und Herrlichkeit bekleidet hat, worin etwas von Ihm sichtbar wird.

Jud 1:9. Diese Menschen sind so brutal, dass sie Dinge sagen, die selbst der Erzengel Michael dem Teufel nicht zu sagen wagte, als er mit ihm einen Wortwechsel um den Leib Moses hatte. Judas teilt hier einen Vorfall mit, den du nirgendwo in der Bibel findest. Diese Mitteilung hat er vom Geist Gottes bekommen. Wir wissen, dass der Herr Mose in einem Tal im Land Moab begraben hat und dass niemand sein Grab kennt (5Mo 34:6). Es ist nicht unwahrscheinlich, dass der Teufel den Ort, wo Mose begraben ist, in der Absicht gesucht hat, dem Volk den Ort zu nennen und einen Wallfahrtsort – das ist Götzenort – daraus zu machen. Darin widerstand Michael ihm.

In Zukunft wird Michael sich als stärker als der Teufel erweisen, denn er wird ihn aus dem Himmel werfen (Off 12:7-9). Michael kennt seine Zeit, wo er gegen den Teufel auftreten wird, und greift nicht voraus. Deshalb fällt er gegenüber diesem Engelfürsten im Reich der Finsternis kein „lästerndes Urteil“. Das Urteil überlässt er dem Herrn. Beachte auch die Haltung Davids gegenüber Saul, als dieser bereits von Gott verworfen war. Solange Saul regierte, nahm David eine untertänige Haltung ein (1Sam 24:7-11).

Die Gefahr ist, dass wir Macht über die ausüben wollen, die das Werk des Teufels tun. Deshalb sollten wir das Wort der Schrift beachten: „Mein ist die Rache; ich will vergelten“ (Röm 12:19). Wir können von der Haltung Michaels auch lernen, dass wir mit dem Teufel nicht Spott treiben sollen und nicht meinen sollen, ihn lächerlich machen zu können, indem wir ihm allerlei abfällige Namen geben, wie es in manchen evangelikalen Kreisen geschieht.

Lies noch einmal Judas 1,4–9.

Frage oder Aufgabe: Woran kannst du Menschen erkennen, die sich eingeschlichen haben?

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