Judges 15:19

Der Brunnen des Rufenden

Nach diesem beeindruckenden Sieg bekommt Simson heftigen Durst, so stark, dass er befürchtet, er werde sterben. In seiner Not ruft er zu Gott. Sein Gebet, das erste, das von ihm erwähnt wird(!), ist kurz und kräftig. Zuerst sehen wir, dass er Gott die Ehre für den Sieg gibt: „Du hast.“ Das ist schön. Leider reicht dann sein Glaube nicht aus, und er klagt, dass er nachträglich sterben werde, aber nun an Durst, und dass er somit doch noch in die Hand der Feinde fallen werde.

Wir können hieraus einige Dinge lernen. In erster Linie, dass Kampf keinen „Durst“ löscht. Wir mögen vielleicht viele Siege für den Herrn erringen, doch die wirkliche Erquickung liegt nicht in dem Sieg, sondern in dem Herrn selbst. Weiterhin sehen wir, dass Durst zu haben eine Herausforderung dazu ist, Gott um Errettung zu bitten. Gott hatte schon früher Rettung gegeben, als ein ganzes Volk Durst hatte (2Mo 17:1-7).

Simson ruft insgesamt zweimal zu Gott, hier und in Richter 16 (Ri 16:28). Beide Male wird er erhört. Wenn wir bedenken, dass die Zeit, in der Simson lebte, mit den letzten Tagen und schweren Zeiten, die in 2. Timotheus 3 erwähnt werden, verglichen wird, dann haben wir hier eine große Ermutigung. Wir sehen, dass das Anrufen des Namens des Herrn eine besondere Quelle für die letzten Tage ist.

Gott öffnet diese Quelle für jeden, der ruft. Wer davon trinkt, wird die Kraft erfahren, die Simson erfährt. Lebenskraft und Belebung kommen wieder. Die einzige Möglichkeit, um persönlich oder gemeinschaftlich eine Belebung zu erfahren, liegt

1. in dem Bewusstsein, dass wir Durst haben;

2. im Rufen zu Gott in unserer Not;

3. im Trinken von der Quelle, die Gott öffnet.

Es ist, als ob der Schreiber dieses Buches darauf unsere besondere Aufmerksamkeit lenken will, als er sagt, dass die „Quelle des Rufenden“ sich bei Lechi befindet „bis auf diesen Tag“. Buchstäblich bedeutet das, dass diese Quelle noch im Augenblick besteht, als dieses Buch geschrieben wird. Doch die geistliche Bedeutung dieses Ausdrucks und die moralische Kraft, die davon ausgeht, ist doch wohl diese, dass die Quelle, die Gott geöffnet hat, immer jedem zur Verfügung steht, der ruft, auch heute.

Früher ist schon auf Johannes 4 hingewiesen, wo der Herr Jesus in seinem Gespräch mit der samaritanischen Frau auf die Quelle des lebendigen Wassers hinweist, die „ins ewige Leben quillt“ (Joh 4:14). Das Trinken von der Quelle, die Er geöffnet hat, bringt den „Rufenden“ in Verbindung mit dem ewigen Leben. Das ewige Leben ist: Leben in der Atmosphäre des Vaters und des Sohnes, in die der Gläubige durch die Kenntnis des Vaters und des Sohnes gebracht worden ist (Joh 17:3).

Das ewige Leben ist auch der Herr Jesus selbst (1Joh 5:20). Dorthin will der Heilige Geist den Rufenden bringen, und das wird seinen Durst löschen. Das ewige Leben ist von keinem Verfall oder Angriff anzutasten. Gerade der Brief, der über die letzten Tage und schwere Zeiten spricht, beginnt mit dem Hinweis auf die „Verheißung [des] Lebens, das in Christus Jesus ist“ (2Tim 1:1; 9).

Unser Auge wird hierdurch auf das gerichtet, was durch den Geist die innerliche Befriedigung gibt, die größer ist als der strahlendste Sieg, nämlich auf den Herrn Jesus und auf alles, was in Ihm gefunden wird.

Copyright information for GerKingComments