Judges 16:28

Noch einmal gestärkt

Dass Gott unser Versagen zu seiner Ehre gebrauchen kann, ist ein großes Wunder. Dass dies nichts von unserer Verantwortlichkeit wegnimmt, bedarf keiner weiteren Erörterung. Es lässt auch erkennen, wie sehr Gott über unser Versagen erhaben ist und wie seine Herrlichkeit sogar noch größer dadurch wird.

Obwohl blind, beginnt Simson mehr „zu sehen“, als er je gesehen hat. Die Philister denken, es mit einem besiegten Feind zu tun zu haben und meinen, dass sie nichts mehr von Simson zu befürchten haben. Als Schaubild seiner Machtlosigkeit und Kraftlosigkeit wird er von einem Jungen an der Hand hineingeführt. Aber mit seiner Abhängigkeit von Gott, deren äußerliches Kennzeichen sein wachsendes Haar ist, kommt seine Kraft zurück, und das sieht der Feind nicht. In seiner Erniedrigung haben die Gedanken Gottes Simsons Herz mehr im Griff, als es früher der Fall gewesen ist.

Der Plan kommt bei ihm auf, sich von dem Jungen zu den Säulen bringen zu lassen, auf denen das Gebäude ruht. Das Gebäude ist randvoll mit Menschen, die zur Ehre ihres Gottes Dagon, der ihren unbesiegbaren Feind für sie unschädlich gemacht hat, ein Fest feierten.

Als Simson bei den Säulen steht, betet er sein zweites Gebet, das in der Bibel erwähnt wird. Es ist nicht ein Gebet, mit dem er Gottes Ehre im Blick hat. Er bittet Gott, seiner bei seiner Suche nach Rache für seine Augen zu gedenken. Das lässt erkennen, dass, trotz der Wiederherstellung seiner Kraft, sein geistliches Leben noch nicht ganz wiederhergestellt ist. Dies deutet an, dass wir, wenn wir nach einer Abweichung wiederhergestellt sind, niemals alles zurückbekommen, was wir durch diese Abweichung verloren haben. Dennoch erhört Gott ihn.

Auf eine unsere Fantasie anregende Weise wird beschrieben, wie Simson die Säulen, auf denen das Dach ruhte, auseinander drückt und das ganze Gebäude in eine Totenruine verwandelt. Simson, blind und gebunden, kommt mit um in dem Gericht, das er über seine Feinde bringt. Er hat sich mit der Welt verbunden, indem er auf sie hörte, und muss jetzt das Gericht teilen, das sie trifft. Etwas Derartiges ist über Jonathan gekommen, der auch mit der einen Hand die Welt und mit der anderen Hand David festhielt (1Sam 18:1; 1Sam 21:1; 1Sam 31:2).

Simson hat nacheinander seine Kraft, seine Freiheit, sein Sehvermögen und sein Leben verloren. Wenn jemandes Tod wichtiger ist als sein Leben, sagt das viel, sowohl über das eine wie auch über das andere. Von seinem Leben ist nicht vieles gelungen, es gab wenig, was wirklich zur Herrlichkeit Gottes war. In seinem Tod hat er noch etwas von dem gutgemacht, was er in seinem Leben unterlassen hatte. Er musste lernen, dass sein eigener Tod eigentlich das Geheimnis seiner Kraft war.

Wie gesagt, hat Simson zweimal zu Gott gerufen, und beide Male war das Gebet mit dem Geheimnis seiner Kraft verbunden. In Richter 15 ging es um die Kraft des Lebens (Ri 15:18; 19), hier um die Kraft des Todes. Das hatte Paulus gelernt: „Denn wir, die wir leben, werden allezeit [dem] Tod überliefert um Jesu willen, damit auch das Leben Jesu an unserem sterblichen Fleisch offenbar werde“ (2Kor 4:11). Das müssen auch wir lernen. Im Augenblick, da ich meinen Tod akzeptiere, beginnt Gottes geheime Kraft in mir zu wirken, und ich werde zu einem nützlichen Werkzeug, das Gott gebrauchen kann.

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