Judges 17:13

Der Levit aus Betlehem

Der allgemein herrschende Geist der Anarchie beseelt auch einen Leviten aus Bethlehem. Sein Name ist Jonathan. Er ist ein Enkel Moses‘ (Ri 18:30). Bethlehem war keine der 48 Levitenstädte. Dennoch hielt sich der Mann dort auf. Aber von Ruhelosigkeit getrieben, zieht er weiter. Bethlehem, das „Brothaus“ bedeutet, bringt ihm offensichtlich nicht, was er davon erwartet hat.

Er zieht weg, nicht um den Platz des HERRN zu suchen, sondern einen Platz für sich selbst. Auf ihn scheint ein Spruch aus Sprüche 27 zutreffend zu sein: „Wie ein Vogel, der fern von seinem Nest schweift, so [ist] ein Mann, der fern von seinem Wohnort schweift“ (Spr 27:8). Er gibt seinen eigenen, ihm von Gott gegebenen Wohnort und seine Sicherheit auf, um zu einem Vagabunden zu werden. Es ist keine Spur der Abhängigkeit vom HERRN in seinem Leben zu sehen.

Dass auch der Levit tut, „was gut ist in seinen Augen“, wird vor allem aus der Tatsache deutlich, dass er sich zum Priester anstellen lässt. Die Aufgabe eines Leviten ist die der Hilfe für den Priester beim Darbringen der Opfer. Ein Levit kann kein Priester sein und darf nicht opfern.

Aber daran stört unser Levit sich nicht. Als er dann auf seinem Streifzug bei Micha landet und dieser ihm einen Vertrag für eine Arbeitsstelle anbietet, die sehr gut zu ihm passt, mit guten Arbeitsbedingungen, zögert er keinen Augenblick. Vielleicht hat er sogar gedacht, dass der HERR seinen Weg hätte gelingen lassen. Das Einzige, das er tun muss, ist die gute Erfüllung der Gottesdienstpflichten Michas.

Micha ist dann diese Sorge los, während er sich außerdem glücklich preist, dass er jetzt einen echten Leviten als Privatpriester hat. Er meint, dass er sich hierdurch des Segens des HERRN versichert hat. Micha nimmt ihn in den Dienst, stellt ihn sogar an und bezahlt ihn. So wird der Levit ein Geistlicher.

Hierdurch gibt Micha seinem Götzendienst einen sehr religiösen Anschein und einen sehr religiösen Charakter. Der Levit nimmt die Sorge für die gottesdienstlichen Dinge auf sich, so dass Micha davon frei ist. Er gibt ihm ein Jahresgehalt, mit dem er den Leviten für eine lange Zeit verpflichtet und sich selbst dadurch für diese Zeit um geistliche Dinge nicht zu kümmern braucht. Ein echter Levit wird zu einem falschen Priester.

Im Protestantismus hat man auch einen Leviten zum Priester gemacht, jemanden, der gegen Bezahlung gottesdienstliche Handlungen zum Nutzen anderer verrichtet. Der Levit wird ein Mietling, und so entsteht eine Geistlichkeit, der Klerikalismus. Der Dienst von und für Gott wird hier auf etwas reduziert, wofür es eine kommerzielle Basis gibt.

Ohne etwas über die aufrichtigen und edlen Motive zu sagen, mit denen jemand meint, eine offizielle geistliche Position bekleiden zu müssen, ist es deutlich, dass die Bibel nicht über eine derartige Position spricht. Die Bibel spricht nirgends darüber, dass gottesdienstliche Handlungen gegen Bezahlung verrichtet werden sollten, wodurch der Bezahlende denkt, von seinen Verpflichtungen Gott gegenüber los zu sein.

Kein Mensch kann den Platz zwischen Gott und seinen Kindern einnehmen. Es gibt nur einen „Mittler zwischen Gott und Menschen, [der] Mensch Christus Jesus, der sich selbst gab als Lösegeld für alle“ (1Tim 2:5). Der Herr Jesus ist es, durch den wir „Gott nahen, indem er allezeit lebt, um sich für sie zu verwenden“ (Heb 7:25).

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