Judges 21:21

Noch mehr Frauen für Benjamin

Alle Überlegungen und Handlungen in diesem Kapitel tragen das Merkmal der letzten Verse. Jeder Israelit hat sein eigenes Gesetz. Nach Gott und seinem Willen wird nicht gefragt. Der Eid, den sie geschworen haben, muss, wie auch immer, gehalten werden. Solange sie nur ihren Eid halten können, machen sie sich kein Gewissen daraus, die engsten Familienbande zu zerreißen. Ihr Gewissen ist dabei ruhig, doch das ist natürlich schon lange abgestumpft.

Alles wird nach dem Maßstab getan, was recht ist in ihren Augen: Micha tut was recht ist in seiner frommen Götzendienst; seine Mutter tut was recht ist in ihrer Beziehung mit ihrem Sohn; die Daniter tun was recht ist auf ihren verkehrten Wegen; die Stämme tun was recht ist, indem sie das Böse richten und Eide schwören. Jeder tut, was recht ist, aber nicht, was recht ist in Gottes Augen.

Jetzt muss auch noch nach 200 anderen Frauen für die übrig gebliebenen Benjaminiter Ausschau gehalten werden, ohne dass der Eid gebrochen zu werden braucht. Es wird eine neue Idee geäußert. Da sie gewissenhaft sind und ihren Eid halten wollen, können sie ihre Töchter natürlich nicht geben, aber sie kommen auf die Idee, Mädchen stehlen zu lassen. Ein Fest des HERRN ist dafür eine ausgezeichnete Gelegenheit, meinen sie. Sie brauchen dann ihre Hände nicht schmutzig zu machen, das können die Benjaminiter gut selbst tun. Hier stiften die Israeliten wohlgemerkt ihren Bruder zu einem unter dem Gesetz strengstens verbotenen Menschenraub an, nur um ihren Eid halten zu können.

Dies erinnert an das abscheulichste Verbrechen aller Zeiten, nämlich den Tod des Herrn Jesus. Seine Widersacher sind auch Menschen mit einem peinlich genauen, aber verzerrtem Gewissen. Um nicht verunreinigt zu werden und das Passah doch essen zu können, gehen die Führer des Volkes nicht in das Prätorium hinein, während sie nichts anderes wünschten als den Tod dessen, von dem das Passah spricht (Joh 18:28). Sie überliefern Ihn an Pilatus, damit dieser Ihn kreuzigt, dann brauchen sie sich nicht an seinem Tod zu versündigen (Joh 18:31). So kann ein Mensch sehr gewissenhaft sein, wenn es darum geht, sich nicht an etwas zu besudeln, das er als verkehrt ansieht, während er mit größter Leichtigkeit andere zu den größten Missetaten anstiftet.

Benjamin bekommt den Rat, die Mädchen zu stehlen. Dann bleibt der Eid, bei dem sie geschworen hatten, ihnen keine Mädchen zu geben, aufrechterhalten. Benjamin folgt ihrem Rat, woraus wir schließen können, dass sie durch alle Geschehnisse nicht näher zu Gott gekommen sind. Die Unmoral, die unter ihnen gefunden wurde, mag dann bestraft worden sein, sie ist aber noch nicht aus ihren Herzen vertrieben.

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