Judges 3:5

Inmitten der Heiden

Die Gegenwart der Völker, in deren Mitte Israel wohnte, war durch die Untreue Israels in der Vergangenheit verursacht worden. Aber Gott lässt es nicht dabei bewenden. Er gebraucht diese Völker, um die Treue seines Volkes auf die Probe zu stellen. Er überlässt sie den Ergebnissen ihres Ungehorsams, aber er tut das, damit sie wieder nach Ihm zu fragen anfangen.

Tag für Tag lebten sie inmitten dieser Heiden. Sie wurden dadurch fortwährend auf die Probe gestellt, ob sie dem HERRN treu und gehorsam bleiben und diese Feinde hinterher verjagen würden. Ihre Gegenwart stellte einerseits ein Zeugnis ihrer Untreue in der Vergangenheit dar, und andererseits war es eine Herausforderung, ihre Feinde zu vertreiben und das in Besitz zu nehmen, was Gott ihnen geschenkt hatte, oder wiederherzustellen, was ihnen verloren gegangen war.

Was stellen diese Feinde nun genau vor? Es sind die geistlichen Mächte, die das Verhalten des Volkes Gottes beeinflussen wollen. Welche Art Einflüsse das sind, können wir aus der Bedeutung ihrer Namen schließen. Diesen Einflüssen ist jeder Christ oder jede Gemeinschaft von Christen ausgesetzt. Geben wir ihnen nach, lassen wir uns von diesen Feinden beeinflussen, oder gehen wir auf sie los und schlagen sie mit Gottes Wort? Das ist für uns der Test in geistlichem Sinn, wie es für Israel im buchstäblichen Sinn ist.

Die Kanaaniter

Hinsichtlich der Bedeutung des Namens („Kaufmann“) kann noch eine Anwendung gemacht werden, die wir vielleicht wiedererkennen. Manchmal können wir uns, ohne dass wir es selbst wissen oder wollen, leicht von diesem Feind beeinflussen lassen. Dabei geht es jetzt nicht um den in Richter 1 behandelten finanziellen Nutzen. Man kann auch in sozialer Hinsicht Nutzen zu ziehen. Etwas kann jemandem einen bestimmten Status verleihen.

Manche Großen der Welt pochen besonders darauf, dass sie Christen seien. Wer sich bei solchen prominenten Herren einschmeicheln will, wird sich für einen Christen ausgeben müssen und sich christliche Werte zulegen müssen. Das christliche Gut wird auf diese Weise zu einem Handelsartikel gemacht. Es geht nicht um die Frage, ob jemand wirklich Christ oder nur Namenschrist ist. In vielen Fällen kann allein Gott diese Frage beantworten. Worum es geht, ist die Handlungsweise, die Weise, wie mit den Dingen Gottes umgegangen wird.

Unlängst las ich in einer Zeitung eine Illustration davon. Es wurde eine Rangliste der sechs Lieblingsprediger des amerikanischen Präsidenten Bill Clinton (Präsident von 20.01.1993 bis 20.01.2001) publiziert. Wofür soll das nun gut sein, fragt man sich. Wenn man dazugehört, kommt das natürlich gut an, besonders, wenn man die Nummer 1 für ihn ist. Es stellt die Person des Predigers ins Zentrum und auch seine Anhängerschaft. Das bringt Gewinn. Wenn du für Clinton Nummer 1 oder 5 oder 6 bist, werden viel mehr Menschen kommen, die sich dir und deiner Gruppe anschließen wollen. Viele Menschen identifizieren sich lieber mit einer gefeierten Person als mit einem verworfenen und verachteten Christus. Wie Gott den Wert und Nutzen einer solchen Rangliste beurteilt, werden wir getrost Ihm überlassen.

Die Hethiter

Ihr Name bedeutet „Söhne des Schreckens“. Ihr Einfluss besteht darin, Menschen Angst einzuflößen. Dieser Feind ist darauf aus, die Christen mundtot zu machen. Seine erprobte Waffe ist Angst. Viele Christen haben Angst, ihren Mund aufzutun, um von ihrem Herrn zu zeugen! Es kann dabei um ein Wort unbekehrten Menschen gegenüber, aber auch um ein Wort inmitten der Gläubigen gehen.

Warum beteiligen sich so wenige Gläubige an Evangelisationen? Warum öffnen so wenige Männer in der Gemeinde ihren Mund, um Gott zu danken oder um zu beten? Angst hat das Volk Gottes im Griff. Angst davor, sich zu blamieren, sein Gesicht zu verlieren. Angst, weil man viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt bist. Wenn das Herz vom Herrn Jesus voll ist, werden Angst und Scheu überwunden, denn wes das Herz voll ist, des geht der Mund über (Mt 12:34b). Das Vorhandensein dieses Feindes ist die Herausforderung, sich mit dem Herrn Jesus zu beschäftigen. Dann kann er geschlagen werden.

Die Amoriter

Sie sind die „Redner“, das ist eine der Bedeutungen ihres Namens. Es ist ein ganz anderer Feind als der vorherige, der jemanden mundtot macht. Aber jemand kann auch viel reden, ohne wirklich etwas zu sagen. Ein leichter Redner gebraucht viele Worte. Aber beachte, es betrifft hier einen Feind. Es geht um Reden als negative Eigenschaft.

Es gibt Christen, die Angst haben, vom Herrn Jesus zu zeugen, die aber sehr wohl ganze Geschichten über christliche Werte erzählen können. Man blicke nur einmal auf die „christliche“ Politik. Dieser Feind muss durch Gemeinschaft mit dem Herrn überwunden werden. Wenn „Christi Sinn“ (1Kor 2:16) das Gedankenleben zu lenken anfängt, werden die „Redner“ geschlagen. Dann bekommen die Worte Inhalt und bewirken etwas in denen, die sie hören.

Die Perisiter

Perisiter bedeutet unter anderem „Regierende“. Sie stellen eine geistliche Klasse vor, die über dem gewöhnlichen Volk steht. Sie sind die Menschen, die es wissen können, denn sie haben ja schließlich dafür studiert. Jemand, der nicht studiert hat, keine Titel vor seinem Namen hat, kann nicht mit Autorität sprechen. In einer Gemeinschaft, in der dies gilt, sind die Perisiter die Chefs.

Der Unterricht des Herrn Jesus wurde nicht angenommen, unter anderem, weil Er nicht die Papiere besaß, die man für nötig erachtete (Joh 7:15). Heute läuft das immer noch so. Jemand, der keine anerkannte theologische Ausbildung abgeschlossen hat, wird in großen Teilen der Christenheit nicht ernst genommen, wie sehr er auch die Wahrheit Gottes reden mag. Es wird einfach nicht auf ihn gehört. Dieser Feind wird besiegt, wenn man auf das hört, was der Herr Jesus in Lukas 22 sagt (Lk 22:25-27).

Die Hewiter

Die Hewiter bilden das Gegenstück zu den Perisitern. Sahen wir in den Perisitern die „Regierenden“, so können wir in den Hewitern die „Dorfbewohner“ sehen. Das ist die Bedeutung ihres Namens. Sie sind die gewöhnlichen Menschen, die Laien. Sie kümmern sich nicht um die Auslegung der Bibel. Dafür haben sie ihre „Regierenden“, die von ihnen bezahlt werden. Der Komfort dient dem Menschen, und wenn man auch noch dafür bezahlt, kann man damit das Gewissen beruhigen. Viele Christen finden es sehr angenehm, wenn sie keine Verantwortung zu tragen brauchen; sie enthalten sich jeglicher Aktivität.

In 1. Korinther 12 begegnen wir sowohl den Perisitern als auch den Hewitern. Dort hören wir jemanden sagen, dass er „nicht von dem Leib“ sei (1Kor 12:15; 16). Es scheint, als ob hier die „Hewiter“ das Sagen haben. Obwohl es in diesen Versen um jemand geht, der mit dem Platz, den er im Leib hat, unzufrieden ist, können wir doch diesen Feind darauf anwenden. Das Ergebnis der Bequemlichkeit und Unzufriedenheit ist nämlich dasselbe: Es geschieht nichts.

Jedes Kind Gottes hat seinen eigenen, einzigartigen Platz im Leib, der Gemeinde, und darf, ja muss sogar, die dazugehörige Funktion ausüben. Seine Funktion dient zum Nutzen des ganzen Leibes, oder der ganzen Gemeinde.

Wir belauschen auch einen „Perisiter“ (1Kor 12:21; 22). Er bringt es allein schon fertig und hat die anderen nicht nötig. Er steht darüber (vgl. 3Joh 1:9; 10).

Beide Feinde werden überwunden, indem wir auf das achten, was Gott gewollt hat (1Kor 12:18; 25). Gott will, dass dies in der örtlichen Gemeinde sichtbar wird (1Kor 12:27). Darum müssen diese Feinde „verjagt“ werden.

Die Jebusiter

Sie schließen die Reihe. Die Bedeutung ihres Namens, „Zertrampler“, gibt das Endergebnis alles dessen an, was wir in den vorherigen Feinden wahrgenommen haben. Sie zertrampeln alles, was von Gott ist. Sie überrennen es. Sie gleichen den Hunden und den Schweinen von Matthäus 7 (Mt 7:6). Der Herr Jesus warnt in diesem Vers seine Jünger, ihnen „das Heilige“ und „eure Perlen“ nicht zu geben, denn sie werden es zertrampeln und zerreißen.

Bei dem Ausdruck „das Heilige“ können wir zum Beispiel an das Abendmahl denken. Das ist nicht für unbekehrte Menschen, sondern ausschließlich für diejenigen, die durch die Bekehrung zu Gott und den Glauben an den Herrn Jesus zur Gemeinde gehören. Ungläubige begreifen nichts von der Bedeutung des Abendmahls. Sie haben kein Teil am Erlösungswerk des Herrn Jesus. Das Einzige, was sie mit dem Abendmahl tun können, ist es mit ihren Füßen zu zertrampeln.

Bei dem Ausdruck „eure Perlen“ können wir an die kostbaren Wahrheiten denken, die in der Bibel über die Gemeinde und über so viele Segnungen des Gläubigen stehen. All diese Wahrheiten sind nicht für Ungläubige, sondern für Gläubige bestimmt. Unbekehrte Menschen können diese kostbaren Wahrheiten nicht schätzen. Sie machen sie lächerlich und verspotten sie. Darum sollen wir mit ihnen nicht darüber sprechen.

Dieser Feind kann überwunden werden, wenn wir darauf achten, dass keine Unbekehrten zum Tisch des Herrn zugelassen werden. Wir dürfen nicht zulassen, dass jemand, der kein Leben aus Gott hat, am Dienst in der Gemeinde teilnehmen kann. Dies ist durch die Ausübung von Zucht in der Gemeinde möglich, wie sie die Schrift unter anderem in 1. Korinther 5 anweist (1Kor 5:1-13). Dies ist auch möglich, wenn wir uns an das halten, was Paulus in 2. Korinther und in 2. Timotheus 2 sagt (2Kor 6:14-18; 2Kor 7:1; 2Tim 2:16-22).

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