Judges 8:15-17

Die Vergeltung

Bevor er mit den gefangen genommenen Königen abrechnet, löst Gideon zuerst seine Versprechen im Blick auf Sukkot und Pnuel ein. Diese beiden Städte haben sich nicht nur neutral im Kampf verhalten, sie haben sich auch geweigert, sich mit den Kämpfern für Gott eins zu machen und haben ihnen die notwendige Unterstützung vorenthalten. Das bedeutet, dass sie praktischerweise die Seite des Feindes gewählt haben. Wer Gottes Volk die Mittel vorenthält, wodurch es Kraft für den Kampf empfängt, während es diese Mittel durchaus gibt, ist damit dem Feind gerade recht. Dieser hat es dann mit einem geschwächten Widersacher zu tun.

Gideons Empörung ist denn auch gerechtfertigt. Um ihr auf eine angemessene Weise Ausdruck verleihen zu können, gebraucht er einen Jungen aus Sukkot, den er in die Hände bekommen hat. Er lässt ihn die Namen der Menschen aufschreiben, die er für die Haltung der Stadt für verantwortlich hält. Als er in der Stadt ankommt, erinnert er sie an ihre Haltung und ihre höhnischen Bemerkungen. Sie werden beschämt dagestanden haben. Nun müssen sie sich vor der angekündigten Zucht beugen.

Gideon züchtigt sie, weil sie sich dem Feind gegenüber freundlich verhalten haben, und zwar in einem Augenblick, wo die Knechte Gottes erschöpft waren und doch die Verfolgung standhaft fortsetzten. Dornen und Disteln werden ihre scharfen Stacheln fühlen lassen und sie noch lange daran erinnern, wie unentschlossen sie sich an dem Tag der Entscheidung verhalten haben. Es war eine empfindliche Lektion. Die Dornen und Disteln als Zuchtmittel stellen Drangsale, Enttäuschungen und Leiden vor, die nötig sind, um solche, die in ihrem Bekenntnis zum Herrn Jesus unentschlossen gewesen sind, zur Einkehr zu bringen und einsehen zu lassen, dass sie im Zusammenhang mit der Sache Gottes geirrt haben.

In Pnuel, der Stadt mit dem Turm, der ihr wahrscheinlich ein bedeutsames Ansehen gab, reißt er den Turm nieder und tötet die Männer. Auch hier wird das Gericht an denen vollzogen, die sich in den Kampf gegen den Feind hätten begeben können, indem sie zumindest die Männer Gideons bei ihrer Verfolgungsjagd ermutigt hätten. Ihr Verhalten ist die Folge purer menschlicher Berechnung. Solche Gedanken sind Festungen, die sich gegen die Erkenntnis Gottes erheben und die niedergerissen werden müssen.

Der Turm von Pnuel scheint ein Symbol des menschlichen Denkens, Beurteilens und Selbstvertrauens zu sein, und dafür ist kein Platz (2Kor 10:4; 5). Der erste Turm, von dem in der Bibel die Rede ist, wird in 1. Mose 11 erwähnt. Die Geschichte ist als der Turmbau von Babel bekannt. Warum dieser Turm gebaut wird, steht dabei: „Und machen wir uns einen Namen“ (1Mo 11:4). Der Turm dient zur Verherrlichung des Menschen. Wer einen solchen Turm besitzt und in Ehren hält, wird sich vom Kampf abseits halten, in den der Glaube verwickelt ist. Aber wer für den Glauben kämpft (Jud 1:3), reißt diesen Turm nieder.

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