Judges 8:22

Einem Fallstrick entgangen

Die nächste Schmeichelei, mit der Gideon es zu tun bekommt, kommt nicht von der Seite der Welt, sondern von der Seite des Volkes Gottes. Sie wollen einen sichtbaren Führer, ebenso wie die Nationen. Wovor Gott in Richter 7 gewarnt hat (Ri 7:2), geschieht hier. Sie schreiben den Sieg einem Menschen zu. Sie geben Gideon die Ehre, die allein Gott zukommt. Sie wollen auch durch Nachfolge die Monarchie sicherstellen. Man weiß ja schließlich nie, wie ein folgender Richter sein wird. Das Erbkönigtum bietet ein Stück Sicherheit. Es erscheint alles so annehmbar, aber es deutet darauf hin, dass das Volk seine wahre Abhängigkeit von Gott loslässt.

Es wird in der Christenheit viel über Führerschaft gesprochen. Ihre Bedeutung wird immer mehr betont. Ohne deutliche Führerschaft werde es dem Volk Gottes nicht gut ergehen. Doch vieles von solchem Gerede deutet in Wirklichkeit darauf hin, dass man keinen Weg mit der Führerschaft des Herrn Jesus kennt, die Er durch den Heiligen Geist ausübt. Das heißt nicht, dass es keine Brüder mit der Gabe der Regierung oder solche, die als Leiter oder Aufseher oder Älteste fungierten, gäbe. Doch es ist bei Gottes Volk oft nicht mehr der geistliche Zustand dafür vorhanden, solche Menschen zu erkennen und auch anhand der geistlichen Kennzeichen, die in der Schrift angegeben werden, anzuerkennen. Was dann geschieht, ist, dass solche Menschen ernannt oder öffentlich gekennzeichnet werden, oder wie man es auch nennen will. In jedem Fall will man deutlich hören und sehen können, wer die Führer sind.

Damit ist der Keim für den Unterschied zwischen Geistlichen und Laien gelegt. Was Israel verlangt, ist mit der Einführung eines Klerus, einer Geistlichkeit, zu vergleichen. Der Diener wird groß gemacht, und Gott wird vergessen. Später wird Israel diese Frage wiederholen (1Sam 8:1-6). Dann bekommt es allerdings einen König in Saul (1Sam 10:17-24). Danach kommt Gott mit dem Mann nach seinem Herzen, David (1Sam 16:1-13).

Glücklicherweise durchschaut Gideon die Gefahr der Bitte und er verweigert es, König zu werden. Er weist sie auf Gott als ihren König hin. Das muss auch uns als Antwort dienen, wenn Bemerkungen kommen, jemand oder einige in der Führerposition zu bestätigen. Ein Führer nach Gottes Gedanken wird jede Bestätigung durch Menschen von der Hand weisen.

Paulus gibt eine gute Beschreibung seiner Apostelschaft. Als Apostel war er ein Führer ersten Ranges, doch seine ganze Apostelschaft ist losgelöst von dem Menschen, so dass er sagen kann, dass er Apostel ist „nicht von Menschen noch durch einen Menschen, sondern durch Jesus Christus und Gott, [den] Vater, der ihn aus [den] Toten auferweckt hat“ (Gal 1:1). Das heißt, dass der Ursprung, die Quelle seiner Apostelschaft, nicht durch einen Menschen gelegt ist und dass er auch nicht durch einen Menschen in dieser Apostelschaft bestätigt worden ist.

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