Lamentations 1:19

Besinnung

In diesen Versen spricht wieder Jeremia beziehungsweise die Stadt, das heißt der gläubige Überrest (Klgl 1:18). Obwohl unschuldig, beugen sie doch ihr Haupt unter das Gericht. Gerade sie sind es, die klagen und sich beugen. Die ungläubige Masse klagt nicht, sondern flucht und rebelliert. Der gläubige Überrest macht sich eins mit dem Zustand der Masse.

Er erklärt den HERRN für gerecht in seinem Umgang mit der Stadt (Jer 12:1) und mit ihm, denn auch er weiß sich schuldig. Hier geht die Erkenntnis Gottes Hand in Hand mit der Selbsterkenntnis. Er ist nicht besser als die Masse des Volkes. Und doch kann er aufgrund seines Bekenntnisses die Völker aufrufen, seinen Schmerz anzuschauen (Klgl 1:12). Dieser Schmerz besteht darin, dass die Blüte der Nation, „meine Jungfrauen und meine Jünglinge“, die Hoffnung der Zukunft, in Gefangenschaft gezogen ist.

Die Stadt hatte ihre Hoffnung auf diejenigen gesetzt, mit denen sie um des Gewinns willen eine enge Beziehung eingegangen war, ein Bündnis geschlossen hatte (Klgl 1:19). Aber sie wurde betrogen. In der Not erwies sich der Bündnispartner als untreu.

Es war Sünde, Liebhaber zu haben, denn der HERR selbst war ihr Geliebter. Darüber hinaus war es Sünde, in der Not zu diesen Liebhabern zu rufen anstatt zum HERRN. Das Bedürfnis des Propheten, sich mit der Stadt eins zu machen, ist hier so groß, dass er sowohl das erste – die umliegenden Völker als Liebhaber – als auch das zweite – das Rufen in der Not zu diesen Liebhabern – sich selbst anrechnet.

Auch innerhalb der Stadt gibt es keine Hilfe von den Menschen, auf die sie sich früher verlassen hat, nämlich den Priestern und den Ältesten. Auch sie dachten nur an sich und ihre eigenen Bedürfnisse. Es war kein Leben mehr in ihnen. Sie hatten versucht, Nahrung zu bekommen, um dadurch „ihre Seele zu erquicken“, das heißt sich selbst zu beleben (Klgl 1:11). So verloren diese Führer ihr Leben und kamen um.

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