Lamentations 3:40-47

Gebet des Volkes

Diese Verse schließen direkt an Klgl 3:39 an und enthalten die Aufforderung, über sich selbst vor dem HERRN zu klagen. Der Prophet spricht hier in der „Wir“-Form. Er spricht im Namen des Volkes und führt sie auf den Weg, ihre Sünden zu bekennen. Das Erste, was geschehen muss, ist, dass sie ihre Wege, ihre Taten prüfen, um herauszufinden, wo es falsch gelaufen ist (Klgl 3:40). Dann werden sie erkennen, dass sie den HERRN verlassen haben. Deshalb müssen sie zu Ihm zurückkehren.

Sie müssen sich im Gebet an Ihn, den Gott im Himmel wenden (Klgl 3:41), und nicht länger an die Himmelskönigin und andere heidnische Götzen. Es muss eine echte Umkehr zum HERRN sein, eine Umkehr mit dem Herzen, und nicht ein sinnloses äußeres Fuchteln mit den Händen. Die Hände zu erheben ist die übliche Haltung des Gebets (2Mo 9:33; 1Kön 8:22; Esra 9:5; vgl. Ps 25:1; Ps 143:8), doch es geht darum, dass das Herz, der ganze innere Mensch, am Gebet beteiligt ist.

Das Nicht-Vergeben (Klgl 3:42) hat sich darin gezeigt, dass Gott sie wegen ihrer unbußfertigen Haltung und ihres Verharrens in der Sünde so hart gezüchtigt hat. Hier erkennen sie an, dass Gott gerecht ist und gerecht handelt, denn ihr Bekenntnis war keine Herzensangelegenheit gewesen.

In den Klgl 3:43-45 fährt der Prophet fort, anzuerkennen, dass Gottes Zorn gerecht ist. Das Volk gibt zu, dass der HERR sich wegen ihrer Sünden in Zorn hüllen musste, wie in ein Gewand (Klgl 3:43). Nur sein Zorn ist zu sehen. Er muss sie verfolgen, weil sie vor der gerechten Züchtigung fliehen wollen. Aber Er weiß sie zu finden und tötet sie, ohne sie zu verschonen.

Neben all diesem hüllt Er sich auch in eine Wolke (Klgl 3:44) und macht sich somit für sie unerreichbar. Dies erfahren sie, wenn sie zu Ihm schreien. Ihr Gebet erreicht Ihn nicht, denn es ist kein Gebet der Reue über ihre Sünden. Es geht nur um das Elend, in dem sie sich befinden.

Das, was seinem Zorn entkommen ist, hat Er zum Kehricht und zum Ekel gemacht (Klgl 3:45). Es ist nichts mehr übrig von ihrem früheren Ruhm und dem Ansehen, das sie unter den Völkern hatten. In 1. Korinther 4 gebraucht Paulus ähnliche Worte (1Kor 4:13b), doch er hat diese Erfahrung gemacht aufgrund seiner Treue zu dem Auftrag, den er von seinem Herrn erhalten hat.

Erneute Klagen

Jeremia beschreibt weiter die abscheuliche Behandlung, der sie vonseiten des Feindes ausgesetzt sind. Er sieht, wie sie alle ihren Mund aufsperren, um sie zu verschlingen (Klgl 3:46). Das erfüllt sie mit Angst. Er sieht den Abgrund, die Verwüstung und die Zertrümmerung vor sich, ohne einen Retter (Klgl 3:47). Das alles erfüllt ihn mit tiefstem Kummer, sodass Tränen wie Wasserbäche aus seinen Augen fließen (Klgl 3:48). Der Untergang der Tochter seines Volkes berührt ihn zutiefst.

Er weint und weint, er kann nicht anders, er hat keine Ruhe (Klgl 3:49). Die wird es erst geben, wenn „der HERR vom Himmel herniederschaut und dareinsieht“ (Klgl 3:50; vgl. 2Mo 3:7-10). Dann wird Er herabkommen, um es zu erlösen. Doch was Jeremia im Moment sieht, ist eine Qual für seine Seele (Klgl 3:51): Alle Töchter seiner Stadt sind in tiefem Elend.

In den Klgl 3:52-54 vergleicht sich Jeremia

1. mit einem Vogel, der das Ziel eines Jägers ist (Klgl 3:52),

2. mit einem wilden Tier, das in einer Grube gefangen ist (Klgl 3:53) und

3. mit einem, der kurz vor dem Ertrinken ist (Klgl 3:54).

Es zeigt, wie ausweglos seine Situation ist und die von Juda, und dass es keine Hoffnung auf Überleben gibt.

In diesen Versen spricht Jeremia wieder über sich selbst. Was er in Klgl 3:52 sagt, hat auch der Herr Jesus gesagt. Auch Er wurde ohne Grund verfolgt, gehasst, verachtet und getötet. Jeremia hat es buchstäblich erlebt, dass er in eine Grube geworfen wurde (Klgl 3:53; Jer 37:11-21; Jer 38:1-6).

In Klgl 3:54 hören wir den Ruf aus der Tiefe des Elends (vgl. Ps 69:2; 3; Jona 2:3). Jeremia hält sich und das Volk für verloren, denn er fühlt sich von Gottes Erbarmen abgeschnitten. Doch gerade wegen dieser Gedanken wendet er sich im nächsten Vers aus der Grube an den HERRN.

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