Lamentations 3:60

Gebet um Befreiung

In der dunkelsten Nacht des Elends rief Jeremia den Namen des HERRN an (Klgl 3:55). Das hat auch Jona getan, als er in der Finsternis des Bauches des Fisches saß (Jona 2:1-10). In dieser großen Not und während Jeremia zum HERRN fleht und sich auf seinen Namen beruft, bekommt er die innere Gewissheit, dass der HERR seine Stimme gehört hat (Klgl 3:56). Möge Er doch sein Ohr nicht vor ihm verbergen. Möge Er sich doch nicht taub stellen gegenüber seinem Seufzen und seinen Hilferufen. Während des Gebets erinnert er sich an eine frühere Gelegenheit, als er zum HERRN rief. Damals ist Er ihm nahe gewesen. Damals hat Er seine Stimme gehört, und was hat Er geantwortet? „Fürchte dich nicht!“ (Klgl 3:57).

Jeremia erinnert sich auch daran, dass der Herr, Adonai, ihm seinen Anklägern gegenüber immer geholfen und seine Rechtssachen geführt hat (Klgl 3:58). Seine Ankläger verschwanden und sein Leben war außer Gefahr. So hat er den Erhalt seines Lebens dem Herrn zu verdanken. Die höchste Macht hat ihm Recht verschafft und sein Leben gerettet.

Das gibt ihm Mut, bei Gott anzuklopfen, dass Er ihm auch jetzt wieder Recht verschaffe. Er spricht Ihn in Klgl 3:58 nachdrücklich als „Herr“, Adonai, und in Klgl 3:59 als „HERR“, Jahwe, an. Er richtet einen eindringlichen Appell an Ihn als den souveränen Herrscher (Adonai) und den treuen Gott des Bundes (Jahwe).

Der Herr weiß, dass sein Diener sich ungerecht behandelt fühlt und dass ihm Unrecht getan wurde, sodass dieser Ihn bittet, ihm gegenüber seinen Feinden zu seinem Recht zu verhelfen (Klgl 3:59). Denn seine Feinde sind auf Rache aus und schmieden Pläne gegen ihn (Klgl 3:60).

Der HERR hat nicht nur das Flehen seines Dieners gehört, sondern auch die Schmähungen der Feinde und ihre Pläne gegen ihn (Klgl 3:61). Er hat ihr Gerede und sogar ihr Flüstern gehört und alles, was sie den ganzen Tag gegen ihn ersonnen haben (Klgl 3:62). Nichts anderes beschäftigt sie, ihr Leben ist erfüllt von Hass gegen ihn. Möge doch der HERR das alles sehen, jede ihrer Bewegungen wahrnehmen, denn er ist für sie zum Spottlied geworden (Klgl 3:63).

Dieses Kapitel endet nun mit einer neuen Gewissheit. Es ist mehr eine Gewissheit als eine Aufforderung an den HERRN, den Feinden zu vergelten nach allem, was sie verdienen (Klgl 3:64). Jeremia bittet dies nicht aus Rachsucht, sondern er weiß um die Gerechtigkeit Gottes, der sein Volk nicht für immer der grenzenlosen Willkür seiner Feinde ausliefern wird. Dabei nimmt Jeremia das Recht nicht selbst in die Hand, sondern er überlässt die Vergeltung dem HERRN.

Jeremia bittet jedoch, und zwar in Übereinstimmung mit Gottes Handeln mit solchen Menschen, dass der HERR ihre Herzen verblenden und ihr Gericht besiegeln wolle, sodass der Fluch über sie kommt (Klgl 3:65). Er fügt hinzu, der HERR möge sie in seinem Zorn so verfolgen, dass sie unter dem Himmel vertilgt werden (Klgl 3:66).

Es ist nicht der Wunsch nach persönlicher Genugtuung, der Jeremia so bitten lässt. Er bittet dies, weil sie es Gottes Volk, Gottes Stadt, Gottes Tempel und damit letztlich Gott selbst angetan haben. Er hat das Verlangen, dass der Name Gottes verherrlicht wird.

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