Luke 11:39

Rede gegen die Pharisäer

Das Volk hat das Licht, das ihnen den Segen brachte, nicht hereingelassen. Nun richtet der Herr das Licht wie einen Scheinwerfer der Wahrheit auf ihre religiösen Führer. Davon hat der Pharisäer nicht die geringste Ahnung, als er den Herrn zum Mittagessen einlädt, denn er hat ganz andere Absichten. Der Herr nimmt die Einladung an und legt sich zu Tisch.

Als der Pharisäer sieht, dass Er sich nicht zuerst wäscht, wundert er sich. Es ist dabei keine Frage der Hygiene, sondern es geht um ein religiöses Ritual. Nach Meinung des Pharisäers kann der Herr keinesfalls ein guter Jude sein, wenn Er sich nicht an die religiösen Vorschriften hält, wie sie sie selbst für richtig halten. Der Pharisäer kann nur an äußere Dinge denken. Ihm fällt auf, dass der Herr sich nicht an ihre Traditionen hält.

Was wir bei diesem Mann sehen, ist kennzeichnend für Gesetzlichkeit. Gesetzlich ist jemand, der der Schrift Dinge hinzufügt und diese zusätzlichen Dinge anderen auferlegt, wobei das äußere Verhalten wichtig und entscheidend ist und das innere unwichtig. Ein äußeres tadelloses Verhalten ist jedoch nicht ohne weiteres ein Beweis für eine innere gute Gesinnung. Das galt damals, und das gilt heute noch unverändert. Es ist daher auch sehr wichtig, die Reaktion des Herrn zu Herzen zu nehmen, denn der Pharisäer steckt in jedem von uns.

Der Herr durchschaut die Verwunderung des Pharisäers und kennt den Grund. Er bittet nicht um Erlaubnis zu reden, sondern übernimmt die Rolle des Gastgebers und beginnt mit einer strengen Rede. Für die religiösen Führer ist seine Rede hart; doch es ist zugleich Gnade, dass Er diese Führungsleute deutlich bloßstellt, so dass andere sich nicht von ihnen irreführen lassen. Er war auch nicht gekommen, um die Mahlzeit zusammen mit den Pharisäern einzunehmen, sondern um ihre Handlungsweise zu beleuchten und zu beurteilen.

In diesem Pharisäer spricht Er zugleich die ganze Gesellschaft der Pharisäer an. Die Worte, die Er an sie richtet, sind nicht milde. Sie sind ein Licht, das aufdeckt. Er zeigt, wie sie auf ein reines Äußeres bedacht sind, dass ihr Inneres aber voller Raub und Bosheit ist. Sie rauben, was anderen gehört, und vor allem rauben sie Gott die Ehre. Sie sind voller Bosheit, sie haben ein böses Auge.

Sie sind nicht nur innerlich verdorben, sie sind außerdem auch noch Toren, oder sie sind Toren, weil sie verdorben sind. Sie haben vergessen, dass es Gott ist, der nicht nur das Äußere, sondern auch das Innere gemacht hat. Es ist Torheit, nur an das Äußere zu denken, sich darauf zu konzentrieren, und das Innere für sich selbst zu besitzen und zu meinen, dass andere damit nichts zu tun haben. Sie haben mit jemandem zu tun, der die beiden Seiten vollkommen kennt, weil Er beide Seiten gemacht hat. Gott hat Gefallen an Wahrheit im Innern (Ps 51:8), aber sie sind nur um das besorgt, was die Menschen sehen.

Der Herr sieht das Herz an, aber daran denken sie nicht. Der Grund ist klar: Man sucht die Ehre bei Menschen und nicht die Ehre bei Gott. Er weist sie darauf hin, dass dann, wenn sie ihr Inneres Gott übergeben, es vor Ihm offenlegen, alle äußeren Dinge wirklich rein sein werden. Für solche, die innen rein sind, sind alle äußeren Dinge rein (Tit 1:15). Damit macht Er einen Strich durch alle Gesetzlichkeit, die durch die Jahrhunderte hin die Gemeinde durchsäuert hat.

Indem sie das Allerkleinste geben, meinen sie, in ihrer Gewissenhaftigkeit am weitesten zu gehen, alles natürlich zur eigenen Ehre, um die Menge zu übertreffen, die nur den gewöhnlichen Zehnten bringt. Sie haben jedoch gar keine Vorstellung vom Gericht oder der Beurteilung Gottes, wie Gott über wahre Frömmigkeit urteilt und darüber, wie sie leben. Das muss für uns immer wichtig sein.

An die Liebe Gottes denken sie zuallerletzt, oder genauer, sie denken gar nicht daran, sie übergehen sie. Sie ignorieren sowohl das Gericht Gottes als auch die Liebe Gottes. Das ist eine schreckliche Beleidigung Gottes. Der Herr weist sie auf ihre entsprechende Pflicht hin. Wenn sie in der richtigen Haltung zu Gott kämen, könnten sie auch den Zehnten geben.

Der Herr spricht ein zweites „Wehe“ über die Pharisäer aus wegen ihrer Neigung, gern angesehen zu sein. Sie lieben es, wenn Menschen ihnen Ehre erweisen. Sie beanspruchen diese Ehre und nehmen dazu auf den ersten Sitzen Platz, den Stühlen vorn, wo jeder sie sehen kann. Das schmeichelt ihrem Ehrgefühl. Und wenn sie auf die Märkte gehen, wo viele Leute sind, dann hoffen sie, dass da Menschen sind, die sie überschwänglich begrüßen und lautstark loben, so dass viele es sehen und hören. Ihr Ehrgefühl wird dadurch besonders gekitzelt. Alles dreht sich um sie, sei es in einem geschlossenen Raum, sei es in der Öffentlichkeit.

Ein drittes „Wehe“ ergeht an die Pharisäer, weil sie verborgene Grüfte sind, obwohl die Menschen, die mit ihnen in Berührung kommen, das nicht wissen. Sie, die so auf äußere Verunreinigung achten, verunreinigen selbst andere. Durch ihren scheinheiligen Gottesdienst reißen sie Menschen mit ins Verderben, ohne dass die das durchschauen.

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