Luke 12:48

Der treue und der untreue Knecht

Petrus hat eine Frage an den Herrn. Es ist ihm nicht klar, für wen Er das alles sagt. Meint Er das nur in Bezug auf sie als seine Jünger, oder spricht Er doch zu allen, die Ihn hören? Der Herr gibt Petrus keine direkte Antwort, sondern antwortet mit einer Frage. Wenn Er eine Frage stellt, geschieht das immer mit der Absicht, dass man selbst darüber nachdenkt. Wir können die Frage nicht für andere beantworten, wir müssen selbst darauf antworten.

Es geht daher auch nicht darum, zu wem Er spricht oder nicht spricht, es geht darum, dass Er zu mir spricht. Die Frage ist, ob ich ein treuer und kluger Verwalter über das bin, was Er mir anvertraut hat, damit ich anderen damit diene. Wir alle haben etwas von Ihm bekommen und müssen es verwalten (1Pet 4:10). In diesem Dienst sind wir von Ihm abhängig, denn Er allein weiß die richtige Zeit dazu. Er weiß auch, womit wir dienen sollen und was für denjenigen geeignet ist, dem unser Dienst gilt.

Wer so in Abhängigkeit dem Herrn dient, indem er anderen dient, den nennt Er „glückselig“. Er spricht nun zum dritten Mal das „Glückselig“ aus, diesmal über den aktiven Knecht. Es geht also nicht nur darum, dass wir warten (Lk 12:36) und wachen (Lk 12:37), sondern auch, dass wir in dem Werk, das Er uns aufgetragen hat, fleißig sind.

Auch daran knüpft Er eine Belohnung, und dabei geht es um nicht weniger als die Verwaltung all seiner Habe. In Lk 12:37 sprach Er ganz allgemein über eine Belohnung für den, der wacht und auf Ihn wartet. Die Verwaltung seiner Habe ist eine zusätzliche Belohnung für Treue in der Arbeit, wo dann mehr anvertraut wird.

Dienen bedeutet weggeben, weitergeben, sowohl geistlich als auch materiell gesehen. Alles, was wir weggegeben oder weitergegeben haben, sind wir nicht los, sondern ist eine Investition, die große Verzinsung bringt. Der Herr belohnt den Dienst, den wir auf der Erde anderen erwiesen haben, indem Er uns über all seine Habe setzt. Der Reichtum seiner Habe ist nicht zu beschreiben.

Doch es kann auch anders gehen. Es kann sein, dass der Verwalter sich innerlich von seinem Herrn entfremdet. Das Warten dauert ihm zu lang. So allmählich denkt er nicht mehr an das Kommen seines Herrn. Das äußert sich im Verhältnis zu seinen Mitknechten. Statt zu dienen, fängt er an, mit harter Hand zu herrschen. Auch in seinem persönlichen Leben läuft es dann falsch. Er fängt an, den Dingen nachzustreben, die das Leben ausmachen, wovon der Herr gesagt hat, dass die Nationen danach trachten (Lk 12:30). Dieser Knecht findet seine Erfüllung in der Welt. Er ist nicht mehr nüchtern und hat kein gesundes Urteil mehr über den Wert des Lebens, wie Gott es beurteilt.

Menschen, die nur dieses Leben sehen, sind berauschst von diesem Leben. Der Zustand dieses Knechtes ist viel schwerwiegender als der der Menschen der Welt. Dieser Knecht war zuerst ein Bekenner, jemand, der sich in der Gesellschaft der Christen aufhielt und bei christlichen Aktivitäten mitmachte. Aber als ihm das Warten auf den Herrn zu lang wurde und die Kosten dafür zu hoch wurden, suchte er sein Vergnügen wieder in der Welt. Er ist ein Abgefallener geworden, jemand, der nie eine Lebensverbindung mit Christus hatte. Ein solcher Knecht wird vom Kommen des Herrn überrascht. Er hat dessen Kommen vollständig aus seinem Denken verbannt, aber das hat das Kommen selbst natürlich nicht verhindert.

Das Teil dieses Knechtes stimmt mit seinem halbherzigen Leben überein. Er hielt sich weiter in der Mitte der Christen auf, forderte eine Stellung für sich und missbrauchte sie. Sein Bekenntnis war christlich, seine Taten waren weltlich. Diese Halbheit wird dadurch bestraft, dass er entzweigeschnitten wird. Nach diesem Urteil gibt der Herr ihm sein Teil mit den Untreuen oder Ungläubigen, denn in diese Kategorie gehört er.

Das Gericht entspricht dem Maß der Verantwortung. Jemand, der bekannt hat, Christus zu kennen und nach seinem Willen zu leben, aber sein Leben dann im Eigenwillen geführt hat, wird mit vielen Schlägen geschlagen werden. Jemand, der sagt, er habe viel in der Bibel gelesen, der aber die Wahrheit des Wortes Gottes verdreht hat, wird mit vielen Schlägen geschlagen werden. Jemand, der nicht mit der Bibel aufgewachsen ist, ist weniger schuldig; doch er ist für das schuldig, was er wusste und doch nicht getan hat. Er wird mit wenigen Schlägen geschlagen werden.

So wie es Unterschiede in der Belohnung gibt, so gibt es auch Unterschiede in der Schwere der Strafe, die Gott Menschen (nämlich Bekennern) auferlegt. Gott handelt nach dem Grundsatz, dass von solchen, denen viel gegeben ist, auch viel verlangt werden kann. So funktioniert das auch in der Gesellschaft. Wenn ein Arbeitgeber viel in einen Mitarbeiter investiert hat, kann er von ihm auch eine hohe Leistung erwarten. Dasselbe gilt für das, was jemandem anvertraut ist, was er verwalten und womit er handeln soll. Wenn der Eigentümer kommt, um seinen Eigentum zu holen, erwartet er, mehr zu bekommen, als er zur Verwaltung anvertraut hat.

Gott behandelt jeden Menschen und ganz sicher den bekennenden Christen als voll verantwortlich. Er ist der Besitzer und hat das volle Recht, zu fordern und zurückzufordern. Am Tag des Gerichts wird Er alles in das Gericht bringen und gerecht beurteilen (Pred 12:14).

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