Luke 14:31

Die Kosten berechnen

Wenn etwas gratis zu bekommen ist, zieht das viele Menschen an. Das Angebot der Gnade ist großzügig und anziehend. Aber dass das Festmahl kostenfrei zugänglich ist, heißt nicht, dass es billig ist. Darum beleuchtet der Herr auch die andere Seite der Einladung. Er hat auch ein Wort an die, die Ihm nachfolgen, ohne sich klarzumachen, was es bedeutet, Ihm nachzufolgen. Er wendet sich um und spricht zu allen über die Bedingungen der Jüngerschaft. An die Gnade Gottes sind keine Bedingungen gebunden. Das Evangelium jedoch, in dem diese Gnade verkündigt wird, setzt unsere Füße auf den Weg der Jüngerschaft, und der kann nur unter diesen Bedingungen betreten werden.

Der Jünger muss Christus so einfach und entschieden nachfolgen, dass es für andere Leute so aussieht, als vernachlässige er die natürlichen Familienbande völlig und als stehe er den Ansprüchen der nächsten Familienangehörigen gleichgültig gegenüber. Es ist nicht so, dass der Herr zu Lieblosigkeit aufruft, aber so kann und muss es wohl für diejenigen aussehen, von denen man in seinem Namen gleichsam Abschied nimmt.

Für jemanden, der ein Jünger sein will, muss die Anziehungskraft der Gnade einen größeren Einfluss ausüben als alle natürlichen Bande und alle anderen Ansprüche, gleich welcher Art. „Hassen“ bedeutet nicht, Hassgefühle zu hegen, sondern es bedeutet, für unwichtig halten, wenn es darauf ankommt, dem Herrn Jesus nachzufolgen. So hat Er sich auch nicht von seiner Mutter und seinen Brüdern und Schwestern beeinflussen lassen. In diesem Sinn hat Er sie gehasst.

Ferner reicht es nicht aus, zu Ihm zu kommen und anzufangen, Ihm nachzufolgen, sondern wir müssen Ihm Tag für Tag nachfolgen. Wer das nicht tut, kann nicht sein Jünger sein. So sehen wir in Lk 14:26, dass wir für Christus alles aufgeben müssen, und in Lk 14:27, dass wir Christus nachfolgen müssen trotz Schwierigkeiten und Leiden, und das mit Ausharren. Der Herr macht es zu einer Frage der Kostenrechnung. Alle, die ein Projekt beginnen, berechnen zuerst die Kosten. Niemand stürzt sich Hals über Kopf in ein unsicheres Vorhaben. So ist es auch mit der Jüngerschaft. Dem Herrn Jesus nachzufolgen, ist keine Sache einer Gefühlsregung, sondern der nüchternen Überlegung mit dem Ergebnis einer klaren Entscheidung.

Ein Turm ist ein Bild von einem sichtbaren Zeugnis, von Wachsamkeit und von Ausblick auf die Zukunft. Wir können zwar sagen, dass wir für die Zukunft leben, um dann bei Christus zu sein, aber das bedeutet, dass wir auf der Erde alles aufgeben. Das sind die Kosten. Christus nachzufolgen, ist nur durchzuhalten, wenn wir wachsam bleiben und das Auge auf das Kommen Christi gerichtet halten. Sonst werden wir früher oder später aufhören, Ihm nachzufolgen, weil wir nicht mehr bereit sind, Opfer zu bringen.

Das wird uns und auch die Schmach Christi bereiten. Dann sind wir wie jemand, der eine Sache angefangen hat, aber nach einem Weilchen damit aufhört, weil er die Kosten falsch veranschlagt hat. So jemand wird zum Gespött. Es bleibt bestimmt nicht unbemerkt, dass jemand, der zuerst dem Herrn nachgefolgt ist, die Flinte ins Korn wirft. Seiner Umgebung ist aufgefallen, dass er zu bauen angefangen hatte. Sie hat auch bemerkt, dass der Bau nach kurzer Zeit stillliegt.

Der Herr vergleicht die Jüngerschaft außer mit einem Bauprojekt auch mit einem Krieg. Er stellt den Volksmengen vor, dass ein Jünger sich auf Kriegsgebiet befindet. Wer darüber nachdenkt, Ihm nachzufolgen, der soll nur erst einmal schauen, ob er dem Kampf gewachsen ist. Ist das Heer, in dem er dient, wohl stark genug, um dem Feind entgegenzutreten? Die Übermacht ist groß.

Ein Zeuge in der Welt zu sein, bringt auch Kampf mit sich. Es kostet etwas, ein Zeuge zu sein. In einem Krieg ist es so: Wenn es sicher ist, dass du im Kampf unterliegen wirst, ist es vernünftig, frühzeitig um die Friedensbedingungen zu bitten. Du musst darum bitten, wenn der andere dich noch nicht angegriffen hat.

Wenn wir wirklich alles hingeben, was wir haben, sind wir ganz auf die Hilfe des großen Meisters angewiesen. Dann liegt auch der Weg der Jüngerschaft wie eine große Herausforderung vor uns offen da.

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