Luke 15:25

Der ältere Sohn

Der Vater hat auch noch einen anderen Sohn. Während sein Bruder nach Hause kommt und sein Vater ihn herzlich empfängt, ist er auf dem Feld beschäftigt. Nachdem er seine Arbeit erledigt hat, geht er nach Hause. Als er in die Nähe des Hauses kommt, hört er Musik und Tanz. Das Haus ist ein Ort der Fröhlichkeit.

Wenn wir als Gemeinde zusammenkommen, erleben wir, was es heißt, im „Haus Gottes“ zu sein. Dort sind Knechte Gottes, die mit dem Wort Gottes dienen. Wenn wir dort das Wort Gottes hören, klingt das wie wohllautende Musik der Gnade. Die Reaktion darauf wird der Freudentanz der Hausgenossen sein. Der Herr hat es seinen Zeitgenossen verübelt, dass sie auf den Klang der Musik seiner Gnade nicht reagiert und in einem Tanz der Freude Ausdruck gegeben haben (Lk 7:32). Er brachte in wohlklingenden Worten der Gnade himmlische Musik auf die Erde, aber es kam keine Antwort. Das Haus Gottes ist ein Ort, wo Diener auf der Flöte spielen und wo die Anwesenden mit Freude darauf reagieren. Wie oft ist jedoch nur Kritik da.

Das ähnelt dem Kommentar des älteren Sohnes. Der muss genau wissen, was da vorgeht. Statt zu seinem Vater nach drinnen zu gehen, fragt er draußen einen der Knechte, was die Musik und der Tanz zu bedeuten haben. Er versteht nichts davon, wie sich die Gnade äußert. Er ist ein kühler Mensch, der gar keine Freude im Herrn kennt. Er verabscheut die Fröhlichkeit. Das ist die Gesinnung der Pharisäer, die sehen, wie der Herr Jesus mit Sündern isst. Der Knecht kann ihm genau erzählen, was der Grund für die Fröhlichkeit ist. Sein Bruder ist gesund und wohlbehalten zurückgekommen. Darüber ist sein Vater so froh, dass er das gemästete Kalb geschlachtet hat. Der Knecht lenkt die Aufmerksamkeit auf das gemästete Kalb als Mittelpunkt des Festes.

Der jüngere Sohn ist drinnen, der ältere Sohn steht draußen. Dort bleibt er auch, denn er will nicht hineingehen. Er ist draußen und bleibt draußen, weil sein Herz außerhalb des Hauses seines Vaters ist. Der ältere Sohn ist ein Beispiel für einen religiösen Menschen, der anderen die Gnade missgönnt. Der ältere Sohn wird zornig, der Vater hingegen ist froh. Zwischen dem Vater und diesem Sohn bestand keine Gemeinschaft. Er atmet nicht den Geist der Liebe, die dem zurückgekehrten verlorenen Sohn erwiesen wurde. Gnade ist ihm fremd, und so nimmt er nicht teil an der Freude darüber. Er verfolgte seine eigenen Interessen.

„Auf dem Feld“, in der Welt, weit weg von der Szene göttlicher Barmherzigkeit und geistlicher Freude, war er zweifellos eifrig und intelligent. Doch der Vater geht in seiner Liebe zu ihm hinaus, um ihn zu veranlassen, auch hereinzukommen. Die Liebe des Vaters gilt auch ihm. Der ältere Sohn stößt seinen Vater und dessen Liebe zu ihm jedoch mit schweren Vorwürfen zurück. Er ist brutal genug, seinen Vater zu verurteilen, so wie der selbstgerechte Mensch nicht davor zurückschreckt, Gott zu verurteilen.

Nach Meinung des ungläubigen, aber ach so religiösen, gesetzlichen Menschen ist Gott hart und fordernd. Solch ein Mensch ist völlig blind für alle Gunsterweise Gottes, sein Herz und Gewissen sind völlig gefühllos. Bei allen war Freude, außer bei dem Menschen in seiner Selbstgerechtigkeit, dem Juden, von dem der ältere Sohn ein Bild ist. Menschen, die selbstgerecht leben, gesetzliche Menschen, können es nicht ertragen, dass Gott zu Sündern gut ist, denn wenn Gott zu Sündern gut ist, was nützt dann ihre Gerechtigkeit?

Der ältere Sohn wirft seinem Vater vor, dass er ihm nie ein Böcklein gegeben habe, damit er mit seinen Freunden fröhlich wäre, und das, wo er seinem Vater schon so lange und so tadellos gedient hat. Mit diesen Äußerungen zeigt der ältere Sohn, dass er keine Zuneigung zu seinem Vater hat. Er hat nur aus dem Pflichtbewusstsein heraus gehandelt, als Knecht. Er hat vorschriftsmäßig gelebt und kommt dadurch zu der Beurteilung, er habe das einwandfrei getan. Die Selbstgerechtigkeit ist mit Händen zu greifen.

Dass er keine Zuneigung zu seinem Vater hat, zeigt sich auch in seinem Vorwurf, er habe auch einmal mit seinen Freunden fröhlich sein wollen, aber sein Vater habe ihm dafür nie ein Böcklein überlassen. Er wollte mit seinen Freunden fröhlich sein, aber ohne seinen Vater. Er hat keinen Blick dafür, dass man ein Böcklein nur im Haus des Vaters und zusammen mit dem Vater genießen kann.

Es ist deutlich, welch eine Abneigung er gegen die Gnade hat und gegen die Weise, wie die Gnade wirkt. Er nennt den verlorenen Sohn nicht seinen Bruder, wie der Knecht, den er angesprochen hatte, das wohl tat, sondern er nennt ihn höhnisch „dieser dein Sohn“. Er stellt es auch so dar, als habe sein Bruder das ganze Vermögen seines Vaters vergeudet, wohingegen es um den Teil ging, den der Vater ihm gegeben hatte. Das Verhalten des Vaters, der seinem jüngeren Bruder in Gnade begegnet, bringt in jeder Beziehung die schlechteste Seite des älteren Bruders zutage.

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