Luke 19:44

Wehklage des Herrn über Jerusalem

Wie beeindruckend das Zeugnis der Menge auch ist und wie richtig es ist, dass Ihm dieses Zeugnis gegeben wird, der Herr weiß, dass es nur eine oberflächliche Emotion ist. Tatsache ist, dass sie Ihn verwerfen werden. Wenn Er sich dann auch der Stadt nähert und sie sieht, weiß Er, was die Stadt mit Ihm tun wird und was die Folgen für sie sein werden. Nach dem Jubeln seiner Jünger hören wir daher auch sein Weinen.

Der König weint über die Stadt. Es ist eine Wiederholung der Klage des Herrn in Psalm 81 (Ps 81:14), die hier noch heftiger geäußert wird, weil die Stadt im Begriff steht, die größte Sünde zu verüben. Sein kräftiges Zeugnis verhindert nicht, dass es Ihn tief schmerzt, dass sie Ihn verworfen haben. Das Weinen gehört zur Gerichtsankündigung und dazu, dass Er Dinge sieht, die Schmach auf Ihn werfen (Phil 3:18).

Ein Urteil muss streng und gerecht abgegeben werden, aber es darf niemals ohne Mitgefühl gegeben werden. Bei der Beurteilung geht es um das Böse einer Person, beim Weinen geht es um die Person selbst. In der Schrift herrscht dazwischen immer ein vollkommenes Gleichgewicht. Bei Christus sehen wir eine wunderbare und vollkommene Harmonie zwischen Zorn und Betrübnis (Mk 3:5).

Der Herr spricht sein starkes Verlangen aus, Jerusalem möge doch an diesem, „deinem Tag“, dem Tag des Heils, an dem Gott in Christus diese Stadt in Gnade besucht, erkennen, was zu ihrem Frieden dient. Ihr Friede ist zum Greifen nah. Sie brauchen ihn nur im Glauben zu suchen, sich nur zu bekehren und in Ihm Gottes Versöhnung anzunehmen.

Jerusalem hat jedoch keine Augen, zu sehen. Christus hat für sie „keine Gestalt und keine Pracht“; für sie hatte Er „kein Aussehen“, dass sie Ihn begehrt hätten (Jes 52:2b). Weil Jerusalem nicht erkannte, was zu ihrem Frieden diente, darum konnte und kann noch immer kein Friede auf der Erde sein.

Der Herr spricht über die dramatischen Folgen, die seine Verwerfung für Jerusalem haben wird. Er weist auf die Tage voraus, wo ihre Feinde gegen die Stadt heraufziehen und sie belagern werden. Ein Entkommen wird nicht möglich sein. Weil die Feinde sie dann vollständig umzingeln, werden sie bedrängt werden bis zum Ersticken. Schließlich wird die Stadt fallen und dem Erdboden gleichgemacht werden.

Hier bezieht sich der Herr auf die Zerstörung Jerusalems durch die Römer, die vierzig Jahre später stattfand. Dieses Gericht kommt über sie, weil sie die Zeit nicht erkannten, in der Gott sich in Christus in Gnade ihrer annahm und sie in Christus heimsuchte. Sie erkannten Ihn nicht, sondern verwarfen Ihn, und daher kann es kein anderes Ergebnis geben als dieses. Wer den Frieden verwirft, kommt im Kampf um.

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