Luke 23:27

Auf dem Weg nach Golgatha

Nach diesem Scheinprozess, wo das Recht nur gebeugt, statt dass es gewahrt wurde, wird der Herr „wie ein Lamm … zur Schlachtbank geführt“ (Jes 53:7). Er hat durch alle Misshandlung so viel gelitten, dass auf dem Weg seine Kraft gebeugt ist (Ps 102:24). Auch hier zeigt sich wieder seine wahre Menschheit.

Die Juden wollen jedoch nicht, dass Er vorzeitig stirbt (und das ist auch nicht der Wille Gottes). Darum ergreifen sie einen Mann, einen gewissen Simon von Kyrene. Er kommt gerade vom Feld und wird stark und gesund ausgesehen haben. Sie legen das Kreuz Christi auf ihn, er soll es Ihm nachtragen. Er ist wie der Engel, der den Herrn in Gethsemane stärkte (Lk 22:43).

Simon wird sich in diesem Augenblick der großen Ehre, die ihm zuteilwird, nicht bewusst gewesen sein. Später wird er sie begriffen und geschätzt haben. Was er tut, sollten wir als Jünger des Herrn auch tun. Der Herr hat gesagt, dass wir täglich das Kreuz der Schmach auf uns nehmen sollen (Lk 9:23). Das bedeutet, dass wir nicht für dieses Leben, sondern für den Himmel leben, während wir auf der Erde nichts anderes als den Tod und unterwegs den Hohn der Menschen zu erwarten haben.

Es wird ein ganzer Zug. Eine große Menge Volk geht hinter dem Herrn her. Dabei sind auch Frauen. Emotional, wie Frauen im Allgemeinen veranlagt sind, sehen sie, dass Er sehr leidet, und haben Mitleid mit Ihm. Sie wehklagen und beweinen Ihn. Dann bleibt der Heiland stehen. Er dreht sich um und wendet sich an die Frauen.

Zum ersten Mal nach langer Zeit hören wir wieder etwas aus seinem Mund. Was wir hören, zeigt, dass es Ihm noch immer um das Wohl derer geht, die zu Jerusalem gehören. Es muss einen Augenblick totenstill geworden sein, dort in dieser Straße in Jerusalem. Er ist immer Herr der Lage, auch wenn Er scheinbar der Spielball der Gefühle seines Volkes und von dessen Führern ist.

Dann spricht Er Worte, die beeindrucken. Er möchte, dass diese Frauen verstehen, in welcher Lage sie sich befinden. Menschen, deren Augen hier nicht trocken bleiben können, weil sie das viele Leid, das sie sehen, emotional berührt, sind Menschen, die für ihre eigene Not keinen Blick haben. Diese Art von Mitleid sucht der Heiland nicht.

Er warnt die Frauen im Blick auf das kommende Gericht. Der gerechte Zorn Gottes wird über das größte Unrecht, das jemals auf der Erde geschehen ist, losbrechen. Aber vernimm auch die Gnade des Heilands. Er sucht Tränen aufrichtiger Reue über die Sünden, nicht Tränen als Folge einer emotionalen Rührung. Er sucht Betrübnis, die zur Buße führt (2Kor 7:10), keine Betrübnis, die dem menschlichen Gefühl eine gewisse Befriedigung gibt.

Er ruft die Frauen dazu auf, über sich selbst und über ihre Kinder zu weinen. Er möchte, dass sie einsehen, welch schlimmen Vergehens sie sich schuldig machen. Der Mensch steht im Begriff, den Sohn Gottes zu ermorden. Damit ist der Beweis für seine größte Boshaftigkeit erbracht. Es ist keine größere Boshaftigkeit denkbar, als den Sohn Gottes zu verwerfen, der auf der Erde in Liebe und Gnade Gott offenbart hat.

Der Herr Jesus sagt voraus, dass Tage kommen, wo sie wünschen werden, sie wären kinderlos. Was ihnen und ihren Kindern widerfahren wird, ist schrecklich. Der Feind wird kommen, um Jerusalem zu zerstören und ihre Kinder darin töten. Sie werden wünschen, dass sie nie Kinder geboren hätten, wenn sie erleben, wie diese Kinder im Gericht umkommen. Das Gericht steht vor der Tür. Der Feind, die Römer, die im Jahr 70 Jerusalem zerstören werden, wird roh und mit unvorstellbarer Härte toben. Die Bewohner Jerusalems werden die Berge und Hügel bitten, auf sie zu fallen und sie zu bedecken (vgl. Off 6:16), so dass der Feind seine Brutalität an ihnen nicht mehr ausleben kann.

Der Anlass zu diesem Grauen ist, was sie in diesem Augenblick mit dem grünen Holz tun. Das grüne Holz stellt den Herrn Jesus dar (Ps 1:3; Ps 52:10; Ps 102:25a). In Ihm ist Leben, und sein Leben ist nichts als Frucht für Gott. Ihn verwerfen sie. Wenn sie Ihn verwerfen, was wird dann mit dem dürren Holz geschehen? Das dürre Holz ist Holz ohne Leben. Es ist das Judentum ohne Gott, ohne Frucht für Ihn. Dieses dürre Holz wird im Feuer des Gerichtes Gottes verbrannt werden.

Mit Ihm werden zwei Übeltäter hingeführt, um geradeso wie Er hingerichtet zu werden. Sie werden erwähnt, um zu zeigen, wie sehr Er als Übeltäter betrachtet wurde. Von Ihm wurde als von einem Übeltäter geredet (1Pet 3:16), und so wurde Er verurteilt, wo man von Ihm doch keine einzige böse Tat nennen konnte (1Pet 4:15). Er war der wahre „Wohltäter“. So war Er im Land umhergegangen (Apg 10:38).

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