Luke 5:17-25

Heilung eines Gelähmten

Der Herr fährt fort, Menschen zu dienen. Das sehen wir in dieser Begebenheit. Darin tritt ein neues Element zutage, das wichtig ist für die Zubereitung von Untertanen des Reiches. In den beiden vorigen Begebenheiten ging es um etwas, was weggenommen werden muss (Angst wegen der Sünde und Aussatz als Bild der Sünde). Auch in dieser Begebenheit geht es um etwas, was weggenommen wird, aber auch um etwas, was gegeben wird. Die Sünden werden vergeben, und Kraft wird verliehen.

Zum dritten Mal in diesem Kapitel wird eine Begebenheit mit den Worten „Es geschah“ eingeleitet (Lk 5:1; 12). Wenn der Herr irgendwo ist, „geschieht“ immer etwas. Was geschieht, ergibt sich aus seiner Unterweisung. Erst werden die Umstände geschildert. Der Herr ist damit beschäftigt, zu lehren. Unter seinen Zuhörern befinden sich Pharisäer und Gesetzeslehrer, die von nah und fern gekommen sind, um Ihn zu hören. Auch ist die Kraft des Herrn da, dass Er heilt. Es ist eine Szene voll geistlichen Lebens.

Dann sehen wir vier Männer, die ihren gelähmten Freund auf einem Bett zu dem Herrn bringen wollen. Das Schicksal des Gelähmten geht ihnen zu Herzen. Sie legen ihn auf ein Bett, damit sie ihn nicht zum Herrn schleppen müssen. So ist der Transport für den Gelähmten angenehm. Auch wissen sie, dass die einzige Chance auf Heilung bei Ihm zu finden ist. Also muss er dorthin. Sie setzen sich für ihren Freund ein uns handeln im Glauben an Christus. Als sie dorthin kommen, wo Er ist, finden sie eine Menge vor, die den Weg zu Ihm blockiert. Oft sind Menschen ein Hindernis, dass jemand zu Christus kommen kann. Aber der Glaube ist beharrlich und erfindungsreich. Wenn es auf die übliche Weise, durch die Tür, nicht möglich ist, dann eben auf eine ungewöhnliche Weise, nämlich übers Dach. Die Freunde brechen das Dach auf und lassen das Bett mit ihrem gelähmten Freund darauf vor dem Herrn herunter. Dahin wollten sie ihn bringen, und dort ist er nun.

Der Herr Jesus hat im Geist verfolgt, was die Freunde taten. Er kennt und sieht ihren Glauben. Er begegnet ihrem Glauben, indem Er ihrem Freund die gewaltigen und wohltuenden Worte der Vergebung zuspricht. Er sieht das eigentliche Problem ihres Freundes und löst das zuerst. Es kann sein, dass seine Lähmung die Folge einer bestimmten Sünde war. Der Aussätzige in der vorigen Begebenheit brauchte Reinigung. Der Mensch hier braucht Vergebung. Aussatz hat zur Folge, dass kein Umgang mit anderen stattfinden darf, denn der Aussätzige ist ein Ausgestoßener. Bei diesem Menschen sehen wir, dass die Sünde lähmt und dadurch kein Umgang mit anderen stattfinden kann.

Dieses Wort über Sündenvergebung erregt den Widerstand der Pharisäer und Schriftgelehrten. Sie hören etwas, was sich für sie nach Gotteslästerung anhört. Es passt nicht in ihre Theologie. Nur Gott kann Sünden vergeben. Wer meint dieser wohl, dass Er ist? Für sie ist klar, dass hier jemand zu Wort kommt, der sich anmaßt, Gott zu sein. Mit ihrer Bemerkung, dass nur Gott Sünden vergeben kann, haben sie völlig recht. Aber mit all ihrer theologischen Kenntnis sind sie gänzlich blind für die Herrlichkeit des Herrn Jesus, dafür, dass Er, der vor ihnen steht, wahrhaftig Gott ist. Sie brauchen ihre Abneigung gegen Ihn nicht laut zu äußern, damit Er weiß, was in ihnen vorgeht. Als der wahrhaftige Gott kennt Er die Überlegungen ihres Herzens. Indem Er dies ausspricht, beweist Er, wer Er ist.

Er weist sie mit einigen Fragen zurecht. Was wäre für sie wohl leichter, zu sagen: „Deine Sünden sind vergeben“, oder: „Steh auf und geh umher“? Für diese Menschen ist sowohl das eine als auch das andere unmöglich. Für Ihn ist beides möglich. Nur Gott kann Sünden vergeben. Der Herr Jesus vergibt die Sünden. Er ist Gott, doch Er vergibt sie als der Sohn des Menschen, als der, der auf der Erde ist, um die Güte Gottes zu offenbaren. Er vergibt nicht nur, Er heilt auch. Damit beweist Er, dass Er der Messias ist, denn Er erfüllt Psalm 103 (Ps 103:3). Er ist der Beweis, dass Gott sein Volk besucht.

Er befiehlt dem Mann, sein Bett aufzunehmen und in sein Haus zu gehen. Das Ergebnis ist sofort da. Der Mann steht vor ihren Augen auf. Mit den Worten, die der Herr Jesus spricht, gibt Er dem Mann auch die Kraft, zu gehorchen. Der Mann setzt sich nicht auf und überlegt, ob das wohl möglich ist. Er glaubt seinem Wort und tut es.

Die Pharisäer und Schriftgelehrten beobachten das. Sie können dieses Wunder nicht leugnen, aber das ändert nichts an ihrer Feindschaft. Sie kommen dadurch nicht zur Buße. Der Mann, der Vergebung und Heilung erfahren hat, trägt das volle Ergebnis dessen, was der Herr Jesus getan hat, mit sich. Sein Herz ist befreit und sein Körper wiederhergestellt. Er trägt nun sein Bett, das ihn früher getragen hat. Der Herr hat ihm die Sünden vergeben und hat ihm die Kraft gegeben, umherzugehen. So geht er in sein Haus und verherrlicht Gott. Was wird er zu Hause alles erzählt haben, was der Herr Jesus gesagt und getan hat! Der erste Ort, wo von der Ehre Gottes erzählt werden soll, ist da, wo wir zu Hause sind.

Staunen ergreift alle, die gesehen haben, was geschehen ist. Sie verherrlichen Gott, und zugleich werden sie von Furcht erfüllt. Innerlich haben sie kein Teil an Christus. Mit ihren Ohren hören sie Worte und mit den Augen beobachten sie Geschehnisse, aber das hat keine Auswirkung auf ihr Herz. Das Einzige, was sie sagen, ist: „Wir haben heute außerordentliche Dinge gesehen!“ Sie sind Menschen, die in den Tag hineinleben. Die Eindrücke sind morgen wieder verwischt.

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