Luke 9:62

Dem Herrn nachfolgen

Wer dem Herrn nachfolgt, kommt in allerlei Situationen, die Ihm die Gelegenheit geben, seinem Nachfolger Unterricht zu erteilen. In diesen Situationen werden die Beweggründe des Herzens eines Jüngers offenbar. Jemand kann dem Herrn auch nur nachfolgen, wenn Er ihn dazu beruft. Wenn ein Mensch von sich aus sagt: „Ich will dir nachfolgen, wohin irgend du gehst“, klingt das beim ersten Hören gut, aber es muss noch deutlich werden, aus welcher Quelle dieser Wunsch kommt. Er kann nämlich aus dem trügerischen Willen des Menschen hervorkommen, wogegen jemand nur ein guter Nachfolger sein kann, wenn er dazu den mächtigen Ruf der Gnade gehört hat.

Wenn jemand wirklich durch Gnade berufen ist, bedeutet das notwendigerweise, alles aufzugeben, was ihn hindern kann, diesem Ruf zu gehorchen. Wenn der Herr ruft, werden sich Schwierigkeiten und Hindernisse einstellen. Das sehen wir in den folgenden Fällen.

Zunächst sehen wir hier jedoch jemanden, der dem Herrn in eigener Kraft folgen will, jemand, der meint, das tun zu können. So jemand wird in der Nachfolge Christi scheitern. Als Petrus zu einem späteren Zeitpunkt etwas Derartiges sagte, verleugnete Er den Herrn kurz darauf (Lk 22:33). Ein Dienstmädchen reichte aus, um dem vornehmsten der Apostel Angst einzujagen. Er begann zu lügen und zu schwören, dass er Ihn nicht kenne (Mk 14:71). Der Herr muss den Optimismus des Selbstbewusstseins anprangern. Petrus hat das durch seinen Fall erlebt.

Der Herr stellt jemandem, der im Begriff steht, Ihm nachzufolgen, die Konsequenzen vor. Es kann sein, dass der Mann kam und Ihm nachfolgen wollte, weil da für ihn etwas abfiel. Für ihn schien es von Vorteil zu sein. Der Herr sagt, dass Er ihm nichts zu geben hat, nicht einmal einen Platz zum Ruhen. Wer Ihm nachfolgt, ist noch schlechter dran als die Füchse und die Vögel. Die haben wenigstens noch einen Platz, wo sie ruhen können und Schutz finden. Er kann seinen Nachfolgern nichts anderes bieten als Schande, Leiden und Einsamkeit. Er hatte keinen Platz zum Ruhen, Er konnte nirgends sein Haupt hinlegen. Wie könnte Er das in einer Welt, in der die Sünde herrscht? Erst auf dem Kreuz konnte Er das Haupt in Ruhe hinlegen, nachdem Er das Werk für die Sünde vollbracht hatte. Er „neigte das Haupt“ (Joh 19:30) ist dasselbe Wort wie hier „das Haupt hinlegen“.

Wer Ihm von sich aus nachfolgen möchte, dem schildert Er die Realität seiner Verwerfung. Das tut Er, um eine fleischliche Begeisterung zu bremsen. Anders ist es, wenn der Herr jemanden beruft. Wie gesagt kommen dann die Schwierigkeiten und es stellen sich Hindernisse ein. So einfach alles aufgeben und einer unsicheren Zukunft entgegengehen ist zu viel für das Fleisch. Plötzlich kommen allerlei Dinge, die „erst“ noch erledigt werden müssen. Das sind keine sündigen Dinge, sondern an sich gute Dinge.

Es ist doch sicher erlaubt, einen Vater zu begraben, und können wir nicht sagen, dass das sogar der Wille des Herrn ist? Der Herr erklärt in seiner Antwort nicht, dass der Mann es mit der (letzten) Ehre für seinen Vater nicht so genau zu nehmen brauche. Bei diesem Mann geht es darum, ob Christus für seine Seele mehr ist als alles sonst oder wer auch immer auf der ganzen Welt.

Dieser Mann wird nicht nur berufen, um Christus nachzufolgen, sondern um für Ihn zu zeugen, um das Reich Gottes zu verkündigen. Wie soll das in seinem Verhältnis zu anderen Menschen gehen, wenn er nicht den Glauben hat, alles für Christus aufzugeben? Die Botschaft ist so eilig, dass es keinen Aufschub geben kann. Die (geistlich) Toten können sehr gut die (leiblich) Toten begraben, aber sie können unmöglich das Reich Gottes verkündigen. Das können nur die, die der Herr dazu beruft.

Ein anderer, den der Herr offensichtlich berufen hat, hat eine andere Entschuldigung. Für ihn liegt das Problem nicht im Zurücklassen der Toten, sondern der Lebenden. Er will sich erst ordentlich von seinen Hausgenossen verabschieden. Auch hier geht es um etwas, was an sich erlaubt ist, was aber in diesem Fall ein Hindernis dafür ist, dem Befehl des Herrn sofort zu gehorchen. Wer dem Herrn folgen will, muss bereit sein, radikal mit Verwandtschaftsbeziehungen zu brechen, wie Jakobus und Johannes das getan haben (Mt 4:22).

Das Reich Gottes zu predigen ist eine Sache, wo man nach vorn schaut. Es geht um alles oder nichts. Kann es das Reich des wahren Gottes sein, wenn es seinen Dienern erlaubt ist, sich von allerlei unwichtigen Dingen aufhalten zu lassen? Christus ist der Erste und der Letzte, und Er muss alles für das Herz sein, sonst wird Er durch Satans Listen unwichtig für die Seele.

Zurückzublicken kann verhängnisvoll werden wie bei der Frau Lots (1Mo 19:17; 26), die mit ganzem Herzen an den Dingen dieses Lebens hing und sogar angesichts des Gerichts nicht davon loskam. Man kann nicht auf jemanden bauen, der zwei Interessen verfolgt (Jak 1:8). Der Dienst für den Herrn erfordert ungeteilte Hingabe.

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