Mark 13:32

Tag und Stunde unbekannt

Der Herr Jesus sagt als der wahre Diener und Prophet, der Gott auf der Erde dient, dass der genaue Zeitpunkt seines Kommens unbekannt ist. Als der ewige Gott weiß Er alles, doch als Diener unterwirft Er sich Gott und weiß nicht alles. Das ist für uns nicht zu begreifen, genauso wenig, wie wir verstehen können, dass Er an Weisheit und an Größe und an Gunst bei Gott und Menschen zunehmen konnte (Lk 2:52). Wenn wir es verstehen könnten, würden wir auch verstehen, was es bedeutet, dass Er zugleich wahrer Gott und wahrer Mensch ist. Das ist für uns jedoch unmöglich, denn dann würden wir Gott gleich sein. Die Tatsache, dass Er den Tag und Stunde nicht weiß, zeigt, wie wahrhaft Er Mensch ist.

Dass die Stunde bevorsteht, nahe an der Tür ist, heißt nicht, dass der Augenblick seines Kommens auch berechnet werden kann. Die begleitenden Umstände des Kommens des Sohnes des Menschen machen deutlich, dass Er in Kürze kommt, doch sein Erscheinen selbst wird mit der Geschwindigkeit eines Blitzes geschehen.

Noch einmal sagt Er, dass sie achtgeben und wachen sollen. Sie sollen wachen, d. h. bewusst wach sein und keine Ruhe in einer Welt finden, in der Er auch keine Ruhe finden kann. Es ist kein ängstliches Warten, sondern eine vertrauendes und hoffnungsvolles Warten. Darum fügt Er hinzu, dass sie beten sollen. Beten bedeutet, darauf zu vertrauen, dass Gott nichts aus der Hand gleitet.

Während sie so wachen und beten, gibt der Herr auch einen Auftrag. Es gibt für jeden Diener Arbeit zu tun. Er stellt sich selbst als ein Mensch vor, der sein Haus (das Haus Israels) verlässt und außer Landes reist (d. h. zurück in den Himmel), während Er denen, die zurückbleiben, Aufträge gibt. Bei seiner Rückkehr zum Himmel hat Er seinen Knechten Gewalt und jedem sein Werk (nicht: seine Gabe) gegeben. Das ist in Übereinstimmung mit diesem Evangelium, wo der Herr Jesus der Diener ist und seine Jünger lehrt, wie sie dienen sollen.

Nach seinem Weggehen ist sein eigener Dienst erfüllt und Er lässt ihn durch seine Sklaven fortführen. Hier ist nicht davon die Rede, dass Er ihnen Talente gibt, um Handel damit zu treiben (Mt 25:15), sondern hier hat jeder sein Werk als Knecht. Es geht um Dienst im Haus (für uns: das Haus Gottes, die Gemeinde), in der jeder Diener seinen Auftrag hat. Jeder von uns kann in dem Bereich, den der Herr gibt, mit Autorität auftreten, denn dazu hat Er seinen Knechten Gewalt gegeben.

Der Türhüter bekommt besonders eingeschärft, dass er wachen soll. Er soll darauf achten, dass in das Haus nichts Böses in Form von bösen Personen oder falscher Lehre hineinkommt. Der Herr betont die Wichtigkeit und Notwendigkeit des Wachens jedoch nicht nur im Blick auf das Verkehrte, das ins Haus kommen könnte, sondern auch im Blick auf sein Kommen als Herr des Hauses. Wie bereits bemerkt, können wir in diesem Haus sowohl ein Bild des Hauses Israel sehen als auch von der Christenheit.

Wie wird Er uns antreffen? Schlafend? Auch als Christen können wir in Schlaf fallen und sein Kommen aus den Augen verlieren. In Schlaf fallen bedeutet, dass wir den Ungläubigen gleichen, die Tote sind (Eph 5:14).

Er beendet seine Rede, indem Er in diesem kurzen Abschnitt (Mk 13:32-37) zum vierten Mal den Auftrag gibt, zu wachen. Über seine Jünger hinaus sagt Er es „zu allen“, ohne Ausnahme, also ausdrücklich auch zu uns. Das Herz muss zubereitet sein, Ihn zu empfangen. Wenn wir aufhören, auf sein Kommen zu warten, werden wir uns auf die Dinge der Erde konzentrieren. Dann haben wir den ersten Schritt auf dem Weg zum Verfall getan. Daher ist es lebenswichtig, zu wachen und Ihn zu erwarten.

Copyright information for GerKingComments