Mark 15:34

Das Sterben des Herrn Jesus

Dann bricht die sechste Stunde an. Es ist mitten am Tag. Als die Sonne am höchsten Punkt am Himmel steht, wird es im ganzen Land völlig finster. Bis dahin konnten alle Leiden des Herrn Jesus von jedem wahrgenommen werden. Die Leiden für die Sünde, die nun folgen, finden in der Finsternis statt, ohne dass ein menschliches Auge sie wahrnehmen kann. Diese Finsternis dauert drei Stunden. In diesen drei Stunden der Finsternis wird der Sohn Gottes mit den Sünden aller beladen, die an Ihn glauben. Er wird von Gott zur Sünde gemacht und Gott richtet Ihn. Er verschont Ihn nicht. Das Gericht, das Gott an seinem eigenen geliebten Sohn vollzieht, wird dem menschlichen Auge entzogen. Die Abrechnung findet allein zwischen Gott und seinem Sohn statt. In diesen Stunden ist der Herr Jesus neben dem Brandopfer auch das Sünd- und Schuldopfer.

Nachdem die drei Stunden der Finsternis vorbei sind, hören wir die Klage des Herrn, dass sein Gott Ihn verlassen hat. Das sind die größten Leiden. In diesen Stunden ist Gott, der immer bei Ihm war, gegen Ihn. Das Schwert der Gerechtigkeit Gottes ist gegen den Mann erwacht, der immer sein Genosse war (Sach 13:7).

Die ersten drei Stunden litt der Herr vonseiten der Menschen. In den zweiten drei Stunden litt Er vonseiten Gottes. Die Folge der ersten drei Stunden ist, dass der Mensch seine Schuld Gott gegenüber vergrößert und zu einem Höhepunkt gebracht hat. Gottes Antwort darauf ist sein Gericht über den Menschen. Die Folge der zweiten drei Stunden ist die Versöhnung, die Gott sogar dem größten Lästerer anbieten kann.

Die Klage des Herrn ist die Frage an Gott – den Er „mein Gott“ nennt –, warum Er Ihn verlassen habe. Er wusste es zwar, doch Er spricht diese Klage aus, damit wir verstehen sollten, wie unsäglich seine Leiden wegen des Verlassenseins von Gott waren. Er hatte alles mit seinem Gott durchlebt, während alle Ihn verlassen hatten, doch jetzt wurde Er auch von Gott alleingelassen.

Diese Einsamkeit ist die Einsamkeit, die jeder Mensch für ewig erfahren wird, der im Unglauben stirbt, jedoch ohne die Frage nach dem Warum. Jeder Mensch, der in der Hölle sein wird, wird wissen, warum er dort ist. Zugleich wird er seine Einsamkeit ganz anders erleben. Er, dessen tiefste Freude es war, in der Nähe Gottes zu sein, und der das auch immer war, hat den Verlust auf einzigartige Weise erfahren. Kein einziger Ungläubiger, der verlorengeht, wird das je so erfahren. Im Gegenteil. Er ist darin der Einzige.

Nachdem die drei Stunden der Finsternis vorüber sind, spotten die Menschen einfach weiter. Die Erklärung seiner Worte, Er würde Elia rufen, beweist das. Es kann auch sein, dass jemand diese Bemerkung abgibt, der die Sprache nicht versteht und meint, „Elia“ zu hören, während der Herr „Eloi“ sagt.

Der Herr ist durstig. Jemand gibt Ihm zu trinken, damit Er etwas länger leben und der Ruf nach Elia möglicherweise erhört werden könnte. So verspottet der Mensch Ihn. Doch sein Leben und sein Sterben sind nicht in der Hand von Menschen. Er stirbt zu der Zeit, die Gott bestimmt hat. Völlig in Übereinstimmung damit übergibt der Herr seinen Geist freiwillig in die Hände des Vaters.

Er stirbt nicht an Erschöpfung, sondern legt sein Leben selbst ab (Joh 10:17; 18). Was hat Er noch in einer Welt zu tun, in der Er nur lebte, um den Willen Gottes zu vollbringen? Alles ist vollendet und Er muss notwendigerweise hingehen, weil Er von der Welt verworfen ist. Dadurch ist in dieser Welt kein Platz mehr für seine Barmherzigkeit gegenüber der Welt.

Er gibt den Geist auf, gehorsam bis zum Ende, um in einer anderen Welt (ob für seine Seele, getrennt vom Körper, ob in der Herrlichkeit) ein Leben zu beginnen, wohin das Böse nie kommen kann und wo der neue Mensch vollkommen glücklich in der Gegenwart Gottes sein wird.

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