Mark 4:16

Auslegung des Gleichnisses vom Sämann

Der Herr macht klar, dass sie, wenn sie das Gleichnis vom Sämann verstehen würden, alle Gleichnisse verstehen würden. Dieses Gleichnis legt nämlich die Grundlage für alle anderen Gleichnisse.

Er sagt nicht, dass Er selbst der Sämann ist, sondern legt den Nachdruck auf das, was der Sämann tut. Das passt zum Charakter dieses Evangeliums, in dem Er als der wahre Diener beschrieben wird. Bei einem Diener geht es um das, was er tut, nicht darum, wer er ist. Das Werk des Dieners besteht darin, das Wort auszusäen. Nur das Wort bringt Frucht hervor. Frucht wird nicht durch Kultur, Ausbildung, Erziehung oder Vorbilder erreicht, wie nützlich die auch sein mögen. Der Sämann sät nur das Wort und nichts anderes. Die Wirkung des gesäten Wortes liegt nicht am Wort, sondern an der Bodenbeschaffenheit. Der Boden, auf den die Saat fällt, symbolisiert den geistlichen Zustand des Menschen, der das Wort hört.

Markus spricht über den Samen als „das Wort“. Matthäus spricht über den Samen als „das Wort vom Reich“ (Mt 13:19) – das bezieht sich auf den Inhalt des Wortes. Lukas spricht über den Samen als „das Wort Gottes“ (Lk 8:11) – das gibt die Quelle, den Ursprung des Wortes an.

Die Menschen, die am Weg sind, sind Menschen mit einem verhärteten Herzen. Wenn sie das Wort hören, bewirkt es bei ihnen nichts. Sie stehen so unter dem Einfluss Satans, dass dieser das gesäte Wort sogleich wegnimmt. Zu dieser Gruppe gehören die Schriftgelehrten. Bei ihnen ist der Boden so hart, dass der Same nicht heranwachsen kann. Dämonische Mächte nehmen ihn weg. Die Anwendung gilt allerdings auch für uns. Wir können zum Beispiel sagen: „Ich verstehe das nicht“, und dann gehen wir zur Tagesordnung über, ohne uns nur die geringste Mühe zu machen, das, was wir gelesen haben, zu verstehen. Satan möchte gern, dass wir so reagieren.

Die folgende Gruppe Menschen besteht aus denen, die das Wort „sogleich mit Freuden aufnehmen“. Doch Freude ist nie das erste Ergebnis des gesäten Wortes. Das Erste, was das Wort bewirkt, ist die Selbsterkenntnis des Menschen, so dass er sieht, dass er ein verlorener Sünder ist, der die Hölle verdient. Wenn Gott jemanden anspricht, tut Er das in dessen Gewissen, wodurch ein Empfinden für Sünde und Schuld geweckt wird (Apg 2:37). Wenn Menschen das Wort sofort mit Freuden aufnehmen, gibt es keine Wurzel. Menschen können emotional berührt sein, ohne dass das Gewissen erreicht wird (Lk 23:27; 28). Sobald sie wegen ihres Bekenntnisses unter Druckgeraten, werden sie durchs Sieb fallen. Gott benutzt Bedrängnis oder Verfolgung, um die Echtheit des Glaubens zu prüfen.

In dieser und der nachfolgenden Gruppe sehen wir die Verwandten des Herrn. Sie sind weder seine Feinde noch Feinde des Wortes, es ist ein Boden vorhanden, auf den der Same fällt und wächst, jedoch ohne Frucht zu bringen. Das geschieht, wenn das Wort nur mit dem Gefühl angenommen wird. Die Menschen werden froh und haben ein warmes Gefühl, das Gewissen bleibt jedoch unberührt. Wenn sie aus der Atmosphäre des Wortes fort sind, haben sie alles wieder vergessen. Das gesäte Wort hat ihr Herz nicht von Sünde und Gericht überzeugt. Das würde nämlich zur Buße führen. In der Anwendung auf uns bedeutet es, dass die Gefahr besteht, dass alles außer unserem Gewissen angesprochen ist, und wir deshalb nicht zu einem Leben der Hingabe gegenüber dem Herrn kommen.

Die dritte Kategorie von Menschen, die das Wort hören, wird mit denen verglichen, die unter die Dornen gesät sind. Diese Menschen leben in Umständen, die so viel Einfluss auf sie ausüben, dass das gehörte Wort dadurch überwuchert wird. Die Umstände, in denen sie leben, können aus Sorgen, Reichtum und Begierden bestehen.

Armut und Reichtum sind zwei Extreme, die beide die große Gefahr in sich bergen, dass man das Wort vergisst (Spr 30:8; 9). Wer arm ist, muss sich davor hüten, dass die Sorgen ihn so in Beschlag nehmen, dass das Wort seine Wirksamkeit nicht entfalten kann. Wer reich ist, muss sich davor hüten, dass er durch den Betrug des Reichtums mit fortgerissen wird, sich dadurch von Gott löst und das Wort ihn nicht berührt.

Für alle Menschen gilt, dass Begierden nach allerlei anderen Dingen aufkommen, d. h. ins Herz kommen können. Die Dinge, die wir haben, sind eine Gefahr, und genauso die Dinge, die wir nicht haben, wenn wir sie haben wollen. Was das Auge sieht, will es haben. Wenn jemand nur an diese Dinge denken kann, verschließt er sich dem Wirken des Wortes und es wird unfruchtbar. Auch das kann auf Gläubige angewandt werden.

Sogar in der guten Erde gibt es unterschiedliche Ergebnisse. Was dem Ungläubigen zum Verhängnis wird, kann beim Gläubigen die Frucht ernsthaft schädigen. Frucht können wir wie folgt umschreiben: Der empfangene Segen wird Gott zurückgegeben, und das Leben wird in seiner Gegenwart zu seiner Ehre gelebt. Auf diese Weise empfängt Gott Frucht aus dem Leben der Seinen.

Wie gesagt, finden wir im Matthäusevangelium die umgekehrte Reihenfolge, weil es da um das geht, was der Mensch mit dem ihm Anvertrauten tut. Dann sehen wir, dass Verfall eintritt. Hier geht es um den Dienst, und da sehen wir eine Zunahme, weil der Dienst des Herrn darauf ausgerichtet ist, dass wir mehr Frucht bringen.

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