Mark 6:27

Herodes enthauptet Johannes

Der Augenblick kommt, wo Herodes vor eine endgültige Wahl gestellt wird. Es kommt ein „geeigneter Tag“, das heißt ein für den Teufel geeigneter Tag. Unter der Zulassung Gottes lenkt der Teufel die Umstände so, dass wir bei Herodes sehen, was geschieht, wenn das Gewissen nicht in das Licht Gottes kommt. Dann bringt ein Mensch sogar die Person zu Tode, die er als einen Propheten anerkennt.

Wir begreifen nur in sehr geringem Maße die Macht dieses unreinen und raffinierten Widersachers, des Teufels. Es ist genau das Gegenteil von dem, was der Herr in Gnade unter seinen Jüngern wirkt. Er ist in ihrer Mitte nicht der Größte, sondern der Geringste und der Dienende.

Anlässlich seines eigenen Geburtstages gibt Herodes ein großes Fest. Um dem Fest zu seiner Ehre Glanz zu verleihen, hat er allerlei Würdenträger zu einer Mahlzeit eingeladen. Zu einem solchen Festessen gehört auch etwas, das die Lüste reizt. Diesen Erwartungen entspricht die Tochter der Herodias glänzend. Das Essen hatte die Erwartungen erfüllt, und das Auftreten der Tänzerin übertrifft die Erwartungen möglicherweise noch. Die Köche bekommen für ihre Leistungen nicht das zu hören, was das Mädchen zu hören bekommt.

In seinem grenzenlosen Hochmut sagt Herodes Dinge, die nur Gott vorbehalten sind. Herodes handelt nicht aus einer Anwandlung heraus, sondern ist völlig von seinen Begierden gefangen. Darum schwört er dem Mädchen, ihr das zu geben, um was sie bittet, und sei es die Hälfte seines Reiches. Das hat auch Ahasveros einmal zu einem Mädchen gesagt: zu Esther. Doch wie anders war ihre Antwort. Anstatt um das Königreich zu bitten, bat sie für das Leben ihres Volkes (Est 7:2; 3); dieses Mädchen hingegen bittet um den Tod eines treuen Zeugen Gottes.

Das Kind weiß zunächst selbst nicht, was sie auf das Angebot von Herodes antworten soll, und fragt ihre Mutter. Diese hat schon so lange auf eine Möglichkeit gesonnen, Johannes zu töten, dass sie keine Sekunde nachzudenken braucht. Ihre Tochter soll um den Kopf Johannes̕ des Täufers bitten. Das Mädchen scheint von derselben Art wie die Mutter zu sein. Sofort und sogar mit Eile geht sie wieder hinein und verkündet, dass sie unverzüglich den Kopf Johannes̕ des Täufers haben will.

In einem Rausch der Sündhaftigkeit, während eines Gelages, wird Herodes in seine eigene Schwachheit verstrickt, um den Wunsch einer Person zu erfüllen, die genauso schlecht ist wie er selbst oder sogar noch schlechter. Er wird durch seine eigenen Worte in die Enge getrieben, so dass er aus Angst vor Gesichtsverlust angesichts all der hohen Gäste, nicht widerruft. Das ist das Ende des Gewissens eines natürlichen Menschen, der nicht mit einem Schuldbekenntnis im Licht Gottes erscheint. Herodes befiehlt etwas, wovon er sich vielleicht nie hat vorstellen können, dass er es je tun würde.

Doch er ist in seinen eigenen Begierden gefangen und kann nicht zurück; er will auch nicht zurück. Ein Tanz und das Verhindern eines Gesichtsverlusts sind für ihn wichtiger als das Leben des Propheten Gottes. Das war der Herrscher Israels. Er gibt Befehl, und Johannes wird enthauptet.

Das Haupt des Propheten wird dem Mädchen auf einer Schale übergeben, und sie gibt es ihrer Mutter. Unvorstellbar grausam ist die Szene, die dem Mädchen und ihrer Mutter die größte Genugtuung verschafft. Was für tiefverdorbene Wesen sind diese beiden Frauen. Doch zu solchen Gräueltaten kann jeder Mensch kommen, der Gott den Rücken zukehrt und sich gegen Ihn auflehnt, wenn ihm Gottes Gedanken mitgeteilt werden.

Die Jünger des Johannes erweisen ihrem Meister die letzte Ehre und legen seinen Leichnam in ein Grab. Dort wird er bis zur Auferstehung sein, denn das Begräbnis eines Gläubigen ist nicht sein Ende, sondern weist über das Grab hinaus auf etwas Neues, dessen Anfang die Auferstehung aus den Toten ist.

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