Mark 8:31-38

Erste Ankündigung von Leiden

Der Herr schließt sich dem Bekenntnis des Petrus nicht an, sondern lehrt sie etwas ganz anderes. Petrus meinte mit seinem Bekenntnis, dass er in Ihm den Messias Israels sieht, der zum Haupt der Völker gemacht werden und regieren wird. Das wird sicher so sein, doch Petrus vergisst etwas. Deshalb sagt der Herr unumwunden, was mit Ihm geschehen wird. Er spricht zum ersten Mal über seinen Tod. Seine Verwerfung wird vollständig sein. Er spricht jedoch auch von seiner Auferstehung.

In diesem Zusammenhang nennt Er sich selbst den „Sohn des Menschen“. Das bedeutet, dass Er wahrhaftig Mensch ist, jemand aus dem menschlichen Geschlecht. Er, der der ewige Gott ist, ist Mensch geworden. Er verbindet sich dadurch mit der ganzen Menschheit und nicht nur mit Israel. Auch ist Er der Sohn des Menschen geworden, um sterben zu können und anschließend in der Auferstehung eine große Ernte einbringen zu können (Joh 12:24).

Das, was der Menschen ist

Der Herr hat seinen Freunden aus seinem Herzen heraus unverblümt mitgeteilt, was Ihm widerfahren würde. Damit ist Petrus nicht einverstanden. Er fängt an, Ihn zu tadeln. Wie konnte Er solche Dinge denken und sagen? Waren sie nicht da, um das zu verhindern!? Petrus reagiert so, weil ein verworfener Messias nicht in sein Denken passt. Er hat soeben noch ein großartiges Zeugnis über Ihn abgelegt. Und doch hat er die eigentliche Bedeutung nicht verstanden, und deshalb sehen wir bei ihm, dass das schönste Zeugnis nicht vor einem derartigen Ausrutscher bewahrt. Petrus betrachtet sich selbst als einen gewaltigen Baum (vgl. Mk 8:24), dass er sich so über den Herrn stellen kann, um Ihn zu tadeln.

Der Herr kehrt Petrus den Rücken zu. Er erkennt diese Äußerung als eine Äußerung Satans und tadelt daraufhin Petrus, der sich als Sprachrohr Satans hat gebrauchen lassen. Während Er Petrus tadelt, sieht Er die Jünger an, denn sie müssen alle verstehen, dass ohne das Kreuz kein Segen möglich ist.

Satan wird immer versuchen, den Herrn vom Weg des Gehorsams, das ist der Weg des Kreuzes, abzubringen. Er will Ihm Herrlichkeit anbieten, ohne dass Er dafür leiden muss. Doch Gottes Weg ist: durch Leiden zur Herrlichkeit. Zuerst muss das Leiden vonseiten der Menschen und um der Sünde willen vonseiten Gottes stattfinden, danach kann Herrlichkeit kommen. Erst muss alles weggetan werden, was Gott Unehre zugefügt hat, danach kann nach Gottes Gedanken regiert werden. Das ist eine besonders wichtige praktische Wahrheit.

Petrus erkennt durch die Belehrung Gottes, dass der Herr Jesus der Christus ist, doch den Gedanken an Verwerfung, Erniedrigung und Tod kann er nicht ertragen. Er wagt es sogar, den Herrn zu tadeln. Dahin kommt der Gläubige, der nicht versteht, dass gerade im Kreuz alle Herrlichkeit Gottes eingeschlossen ist. Die schlimmsten und gefährlichsten Instrumente Satans sind oft Gläubige, die die Schmach und Feindschaft der Welt fürchten.

Satan hat dem Herrn schon früher die Herrlichkeit ohne das Kreuz vorgestellt. Der Herr hat diesen Vorschlag damals schmählich abgewiesen (Mt 4:8-10). Hier liegt der Fallstrick, in den wir alle so leicht hineingeraten, nämlich das Verlangen, das eigene Ich zu schonen und einen einfachen Weg zu wählen, ohne den Weg des Kreuzes. Von Natur aus trachten wir lieber danach, der Schande, Verwerfung und Prüfung aus dem Weg zu gehen. Wir gehen lieber einen ruhigen, von Menschen anerkannten Pfad. Petrus verstand nicht, dass es keinen anderen Weg gab, um den Menschen zu befreien. Die entsprechende Einsicht fehlte ihm. Aus unserer Lebensweise und unseren Reaktionen auf Leiden zeigt sich, dass auch wir oft nicht verstehen, dass Gottes Weg zur Herrlichkeit nur über das Kreuz geht.

Bedingungen, dem Herrn zu folgen

Der Weg zur Herrlichkeit ist für den Jünger kein anderer als der für seinen Meister: über das Kreuz. Dieses Wort redet der Herr nicht nur zu seinen Jüngern, sondern auch zu der Volksmenge. Das gilt nicht nur für die, die Ihm bereits nachfolgen, sondern auch für jeden, der Ihm nachfolgen will. Er macht der Volksmenge klar, was die Konsequenzen sind, wenn man Ihm nachfolgt.

Er beginnt mit der Selbstverleugnung, der Verleugnung der eigenen Interessen, die man verfolgt, der Errichtung eines eigenen Reiches, eines Gebietes, wo das Leben den eigenen Zielsetzungen entspricht. Es ist das Wegsehen von der eigenen Wichtigkeit. Dann muss auch das Kreuz aufgenommen werden. Das Kreuz bedeutet, sich unter die Schmach und Verwerfung seitens der Welt zu beugen. Das bringt es mit sich, wenn man dem verworfenen Jesus nachfolgt. Das Kreuz ist beispielsweise keine Krankheit, an der wir zu leiden haben. Eine Krankheit nehmen wir nicht auf uns, sondern sie überkommt uns. Das Kreuz aufnehmen ist eine freiwillige Sache. Wir können das tun, wir können es auch lassen.

Um dem Herrn Jesus nachzufolgen, müssen wir also zwei Dinge tun. Das eine ist, uns selbst zu verleugnen. Nach dem Urteil der Welt ist das negativ, denn die Welt ist auf Selbstverwirklichung aus und darauf dass man sich selbst behauptet. Das andere ist, das Kreuz aufzunehmen. Das ist aus Sicht der Welt ebenfalls negativ, denn sie will nur die schönen Dinge genießen. Leiden hat darin keinen Platz. Wenn wir für immer beim Herrn bleiben wollen, müssen wir Ihm folgen. Und wenn wir Ihm folgen wollen, wird uns auf dem Weg hinter Ihm her das begegnen, was Ihm begegnete.

In der Nachfolge Christi geht es ganz anders als in der Welt. Es gibt für einen Menschen nichts Wichtigeres als sein Leben. Wer alles dafür einsetzt, um es zu bewahren und es auf ein langes Dasein auf der Erde anlegt, wird sein Leben verlieren. So jemand hat nicht an Gott gedacht und an das Recht, das Er auf das Leben jedes Geschöpfes hat. Wer sein Leben in Verbindung mit Christus und der Verkündigung des Evangeliums besieht, hat verstanden, um was es geht. So jemand richtet sein Leben nicht für einen langen, angenehmen Aufenthalt auf der Erde ein, sondern folgt einem Heiland, der von der Welt verworfen wurde, weil Er das Evangelium predigte. Wer das Leben lebt, entspricht dem Ziel, das Gott mit dem Leben hat. Die Belohnung ist das Teilen der Herrlichkeit, in die der Herr Jesus schon eingegangen ist.

Die Frage, „Denn was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt und seine Seele einbüßt?“, ist eine wichtige Frage für alle, die so viel wie möglich von den weltlichen Dingen genießen wollen. Auch wenn jemand die ganze Welt gewinnen würde, was würde es ihm für die Ewigkeit nützen, die Er in Einsamkeit, Pein und Finsternis zubringen muss? Pharisäer und Herodianer haben die Welt gewonnen, aber sie haben ihre Seele dabei eingebüßt.

Die Seele eines Menschen ist mit nichts zu vergleichen. Dennoch tauschen zahllose Menschen ihre Seele für ein bisschen irdischen oder weltlichen Genuss ein. Sie verkaufen ihre Seele dem Teufel für ein kleines bisschen Schein. Die Welt ist das System, das die Eigenliebe und das Fleisch nährt; alle Arten von Vergnügen werden dort benutzt, um sich ohne Gott zu amüsieren.

Alles wird bestimmt von der Haltung, die wir im Blick auf den Sohn des Menschen einnehmen. Das ist der Name seiner Verwerfung, aber auch seiner zukünftigen Herrlichkeit. Wer durch ein Gefühl der Beängstigung oder Scham nicht dazu kommt, den Herrn Jesus und seine Worte anzunehmen und von Ihm gegenüber einem ehebrecherischen und sündigen Geschlecht zu zeugen, wird seine Herrlichkeit nicht teilen. So jemand möchte nicht das Missfallen seiner ehebrecherischen und sündigen Umgebung auf sich ziehen. Das bringt ihm eine zeitliche Anerkennung seitens seiner Umgebung, jedoch eine ewige Verwerfung durch den Herrn Jesus.

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