Matthew 13:19

Auslegung des Gleichnisses vom Sämann

Nach der allgemeinen Belehrung darüber, wie die Gleichnisse zu verstehen sind, erklärt der Herr nun seinen Jüngern („ihr nun“) das Gleichnis vom Sämann, obwohl die Volksmenge immer noch dabei ist (Mt 13:36). Er fordert sie ausdrücklich auf, seine Worte zu beachten („hört“). Der Sämann ist der Herr Jesus – allerdings nicht im wörtlichen Sinn, denn die Saat wird ja in den Acker der Welt gesät (Mt 13:38). Der Herr Jesus hat in seinem irdischen Leben nie das Gebiet Israels verlassen, um zu anderen Völkern zu gehen. Erst nach seinem Tod, seiner Auferstehung und Himmelfahrt haben seine Apostel begonnen, den Auftrag zur Missionierung aller Völker zu erfüllen (Mt 28:19). Geistlicherweise ist Er aber doch der Sämann, denn Er sät durch seine Apostel (vgl. Eph 2:17). So wirkt auch heute noch jeder Jünger bei der Aussaat des Wortes mit.

In seiner Auslegung macht der Herr Jesus deutlich, dass nicht jeder, der das Wort hört, es auch sofort aufnimmt. Nur auf einem der vier Böden, die den Samen empfangen, kommt wirklich Frucht hervor.

1. In der Auslegung geht es immer um das Hören des Wortes. Matthäus nennt den Samen „das Wort des Reichs“ und spricht vom „Hören“ und „Verstehen“ des Wortes (Mt 13:19; 23). Diese Wortwahl entspricht seinem Evangelium, in dem es um das Reich und um das Sammeln von Jüngern geht, die sich der Autorität des Königs unterwerfen.

Das größte Hemmnis für das geistliche Verständnis sind religiöse Vorurteile. Diese nämlich sind ein verhärteter Boden. Deshalb können wir unter dem, „der an den Weg gesät ist“, die Pharisäer verstehen. Von ihnen wird das Wort des Königsreichs vollständig zurückgewiesen. Sie gehen nicht hinein, weil sie sich nicht vor dem Herrn des Reiches beugen wollen.

Der Erste, der das Aufgehen des Samens verhindert, ist der Teufel. Das Wort wird in das Herz gesät, aber der Feind kann es sofort wegnehmen, weil es im Verstand, Gefühl oder Gewissen überhaupt keinen Anknüpfungspunkt dafür gibt. Zwischen dem Herzen und Gott geschieht gar nichts. Das mindert aber nicht die Schuld des Empfängers, denn das ins Herz Gesäte war den Bedürfnissen dieses Herzens vollkommen angepasst.

2. Wir sehen, dass nicht der Same, sondern „er“ auf den steinigen Boden gesät wird. Der Same wird also mit dem Empfänger identifiziert. „Er“ ist jemand, der das Wort hört und sofort mit Freude aufnimmt. Das bedeutet aber, dass er kein Sündenbewusstsein hat. Denn das Erste, was das Wort bewirkt, ist Betrübnis des Gewissens, weil der Mensch bei sich selbst die Sünde entdeckt. Es kann niemals ein echtes Werk Gottes ohne Bewusstsein der eigenen Sünde geben. Der Boden ist dann nicht umgepflügt, und es werden keine Wurzeln gebildet. Ein Gewissen, das vom Wort wirklich getroffen ist, sieht sich selbst in der Gegenwart Gottes. Wenn das Gewissen aber nicht angerührt ist, sind keine Wurzeln vorhanden.

Das Wort ist dann zwar empfangen worden, weil es eine gewisse Freude bewirkte, aber wenn eine Erprobung kommt, gibt man es wieder auf. Das Hindernis, Frucht zu bringen, ist hier die Oberflächlichkeit und der Egoismus, womit das Wort aufgenommen wurde. Wer an dem Wort nur seinen Unterhaltungswert schätzt, fällt als Ungläubiger durch das Sieb, sobald in seinem Vergnügungsleben eine Erprobung auftaucht.

3. Das dritte Hindernis für das Fruchtbringen des Samens sind die Dinge der Welt. Damit sind nicht nur Sünden gemeint, sondern auch normale irdische Umstände. Dazu gehören Sorgen sowie auch Reichtum, der ja nichts Verkehrtes ist. Dennoch können sowohl üble wie auch angenehme Dinge Ursache dafür sein, dass die Predigt des Wortes fruchtleer bleibt. Menschen, die in ihren Sorgen oder auch in ihrem Reichtum aufgehen, sind für das Evangelium ein unfruchtbarer Boden. Die äußeren Lebensbedingungen wirken so erstickend, dass der empfangene Same keine Frucht hervorbringt.

4. Nur im vierten Fall kann von Frucht gesprochen werden, als Ergebnis der Aussaat des Samens in gute Erde. Die gute Erde ist ein Mensch, der das Wort nicht nur hört, sondern auch versteht. Er erkennt, dass das Wort ihn in die Gegenwart Gottes bringt, denn Gott offenbart sich im Wort. In jedem, der das Wort hört und versteht, wird neues Leben hervorgebracht. Dieses neue Leben ist der Herr Jesus. Und Er, das neue Leben des Gläubigen, bewirkt Frucht für Gott.

Jetzt aber sehen wir, dass auch dann, wenn der Same Frucht hervorbringt, das Ergebnis unterschiedlich ausfällt. Die Faktoren, die in den ersten drei Fällen die Frucht vollständig verhinderten, spielen in mancher Hinsicht auch hier noch eine Rolle. Religiöse Gewohnheiten (1.), die Vergnügungssucht des Fleisches (2.) und die Beanspruchung durch Dinge des irdischen Lebens (3.) können Ursache dafür sein, dass die Frucht nicht in vollem Umfang hervorkommt.

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