Matthew 14:10

Der Tod Johannes des Täufers

Dieser Abschnitt handelt von Herodes Antipas, dem Sohn von Herodes dem Großen, der zur Zeit der Geburt Jesu regierte. Herodes Antipas war der Nachfolger seines Vaters als König über Galiläa. Diese Bezeichnung, König eines Teilgebietes von Israel, zeigt schon, in was für einem betrüblichen Zustand sich Israel befand. Es war nämlich kein freies Volk, und Herodes war nichts anderes als ein Strohmann der Römer, den wirklichen Machthabern über Israel. So war Israel beherrscht von Heiden, nicht von einem König nach dem Herzen Gottes.

Dieser Mann Herodes trägt nun die Verantwortung dafür, dass der Vorläufer des Herrn umgebracht wird. Das Volk, über das er als Vierfürst teilweise regiert, wird in seiner Gesamtheit die Schuld dafür tragen, dass der Herr Jesus getötet wird. Deshalb können wir in den moralischen Charakterzügen des Herodes ein Spiegelbild der Charakterzüge des gesamten Volkes sehen.

Das Gerücht über den Herrn Jesus ist bis zu Herodes durchgedrungen, was in dem verworrenen Geist dieses Mannes sofort abergläubische Ideen aufkommen lässt, die er auch seinen Knechten bekanntmacht. Es fällt dabei auf, dass dieser Ungläubige über Totenauferweckung redet, denn er meint ja, Johannes der Täufer sei auferweckt worden. Sein Gewissen ist belastet, denn er hat Johannes den Täufer ermordet. Daran wird er durch die Kunde vom Herrn Jesus erinnert. Nicht, dass Johannes jemals Wunder getan hätte (Joh 10:41). Auch hatte er klar gesagt, dass er nicht der Christus sei (Joh 1:20).

Eigentlich ist es ja nicht schlecht, dass auch nach dem Tod des Johannes ihm ein solches Zeugnis ausgestellt wird. So wäre es auch ein schönes Zeugnis, wenn Menschen, die etwas über den Herrn Jesus hören, unwillkürlich an uns denken müssen.

Herodes hat ein gott- und sittenloses Leben geführt. Johannes hat sich oft mit ihm unterhalten, und Herodes hörte ihn gern (Mk 6:20). Das heißt natürlich nicht, dass Johannes ihm nur nette Sachen gesagt hat. Das Einzige, was die Schrift von den Gesprächen dieser beiden wiedergibt, ist: „Es ist dir nicht erlaubt, sie zu haben.“ Immer wieder hat Johannes Herodes auf sein unzulässiges Verhältnis mit Herodias angesprochen.

Johannes hat dem Wein kein Wasser hinzugefügt, obwohl ihm das den Hass der Herodias eintrug. Diese verdorbene Frau hat dafür gesorgt, dass Johannes ins Gefängnis kam. So wollte sie ihn zum Schweigen bringen. Auch Herodes wollte ihn am liebsten töten. Obwohl er Johannes gern hörte, wollte er doch sein sündiges Leben nicht ändern. Nur der Respekt vor dem Volk hat ihn davon abgehalten, ihn zu töten.

Nun aber kommt für Herodias eine hervorragende Gelegenheit, Johannes endgültig zu beseitigen. Ihre ebenso gottlose Tochter tanzt vor allen Gästen am Geburtstag des Herodes. Mit „Augen voll Ehebruch“ (2Pet 2:14) haben Herodes und die geladenen Gäste ihren Auftritt beobachtet. In Bewunderung ihrer Tanzkünste verspricht Herodes ihr unter Eid, ihr jede Belohnung zu geben, die sie wünscht. Ebenso wie er sich durch seine vielen Beobachter leiten oder auch zurückhalten ließ, lässt er sich jetzt von seinen Begierden leiten, Dinge auszusprechen, deren Tragweite ihm überhaupt nicht bewusst ist.

Sowohl die Mutter als auch das Mädchen sind so sehr von Hass gegen den Zeugen Gottes erfüllt, dass ihnen das Haupt Johannes des Täufers mehr wert ist als alle Reichtümer, die sie sich auch hätten wünschen können. Die gottlose Frau Herodias ist geistlicherweise eine Nachfahrin Isebels, die Elia (mit dem Johannes verglichen wird) das Leben nehmen wollte (1Kön 19:2). Und das Mädchen ist keinen Deut besser als ihre Mutter.

Die Betrübnis des Königs zeigt, dass er eine gewisse Sympathie für Johannes hatte, aber Herodes wollte lieber seine irdische Macht und Herrlichkeit einsetzen, als sich dem Zeugnis Gottes zu unterwerfen. Seine Ehrsucht und seine Angst vor Gesichtsverlust machen ihn zum Mörder an dem Zeugen Gottes. Es wird hier so dargestellt, als habe Herodes Johannes eigenhändig enthauptet, obwohl dieses Todesurteil durch das Schwert seines Knechtes vollstreckt wurde. Und so wird dieser treue Mann, der seinen Finger auf die Sünde des Herodes und der Herodias gelegt hatte, aus ihrem Gesichtsfeld entfernt. Als letzte Erinnerung erscheint das Haupt des Johannes noch einmal vor den Augen dieser Frau. Ihre verhärtete Seele freut sich, dass sie sich seiner jetzt entledigt hat. Aber in der Auferstehung wird Johannes sein Zeugnis gegen sie wiederholen, und sie wird in die Hölle geworfen werden.

Nachdem Johannes getötet ist, nehmen seine Jünger seinen Leichnam, begraben ihn und gehen danach zum Herrn, um Ihm alles zu erzählen. Es ist auffallend, dass Johannes immer noch Jünger hatte, obwohl der Herr Jesus jetzt gekommen war. Das beweist, wie schwer es uns Menschen fällt, Traditionen abzuschütteln.

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