Matthew 14:27

Die Jünger im Sturm

Danach befiehlt der Herr seinen Jüngern, an Bord zu gehen und ohne Ihn auf die andere Seite des Sees zu fahren. Dann verabschiedet Er selbst die Volksmengen. Nach einem letzten Beweis seiner segensreichen Anwesenheit durch die Speisung kommt nun unvermeidlich der Augenblick, dass Er das Volk wegschicken muss. Es ist prophetisch ein Bild dessen, was Gott mit seinem Volk tun musste, nachdem es den Herrn Jesus verworfen hatte. Gott hat sein Volk weggeschickt, allein die stürmische See dieser Welt zu durchqueren.

Während sie aber den Herrn nicht wahrnehmen, sieht Er sie sehr wohl. Und Er betet für sie. Der Herr sucht in der Einsamkeit auf dem Berg die Gemeinschaft mit seinem Vater. Während Er betet, sind die Jünger in Not. Es herrscht Gegenwind – ein Bild des täglichen Lebens. Er erlaubt es, dass Stürme unseren Glauben auf die Probe stellen. In den Jüngern, die sich auf dem See abmühen, können wir ein Bild des Überrestes Israels sehen, der im Meer der Völker in der Zeit der großen Drangsal gequält wird.

Die Jünger meinen, der Herr habe sie vergessen. Das werden die gläubigen Juden während der großen Drangsal auch glauben. In mehreren Psalmen sprechen sie das aus (Ps 10:11; Ps 13:2; Ps 77:10). Aber der Herr vergisst sie nicht. Er kommt erst zu ihnen, wenn die Nacht am dunkelsten ist, in der vierten Nachtwache. Das ist zugleich auch gegen Tagesanbruch, die Zeit, wenn der Morgenstern aufgeht. Prophetisch gesehen leben wir am Ende der Nacht, die schon weit vorgerückt ist (Röm 13:12). Auch wir sind im dunkelsten Teil der Nacht angelangt. Aber gerade dann können wir die Nähe des Herrn am ehesten erfahren und können erleben, dass Er zu uns kommt.

Wir ähneln allerdings oft den Jüngern, die den Herrn für einen Spuk hielten. Das passiert, wenn wir in ungünstigen Lebenslagen immer nur den Teufel sehen, als würde dieser uns das Leben schwer machen und wir dann ganz aus den Augen verlieren, dass alle unsere Umstände in der Hand des uns liebenden Herrn liegen. Hiob sah das anders. Er sagte nicht: „Der HERR hat gegeben und der Satan hat genommen“, sondern: „Der HERR hat gegeben und der HERR hat genommen“ (Hiob 1:21). Wir müssen in allen unseren Umständen den Herrn zu entdecken lernen, der ganz nah bei uns ist und Macht über alles hat, was uns betrifft.

Der Herr geht auf dem Wasser wie auf festem Grund. Er, der die Elemente so geschaffen hat, wie sie sind, kann nach seinem Wohlgefallen über ihre Eigenschaften verfügen. Er geht zwar auf dem Wasser, doch Er tut das nicht vor den Augen und für die Sensationsgier der Volksmengen, sondern nur um seine ängstlichen Jünger von seiner Macht zu überzeugen. Er beruhigt auch die Wellen noch nicht – das geschieht erst am Ende.

Als die Jünger vor Angst schreien, spricht der Herr sie beruhigend an. Zuerst sagt Er, sie sollen guten Mutes sein. Dasselbe ermutigende Wort hatte Er schon früher in diesem Evangelium an Menschen gerichtet, die es dringend nötig hatten (Mt 9:2; 22). Dann verweist Er auf sich selbst, denn nur durch Ihn kann es guten Mut geben. Und schließlich sagt Er ihnen, dass sie keine Furcht zu haben brauchen, denn diese verhindert den guten Mut.

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