Matthew 16:11

Der Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer

Als die Jünger am anderen Ufer ankommen, merken sie, dass sie vergessen haben, Brote mitzunehmen. Der Herr weiß, dass sie darüber beunruhigt sind. Er selbst aber denkt nicht nur an ihr leibliches, sondern jetzt an ihr geistliches Wohlergehen. Er weiß, wie sehr seine Jünger noch für die Vernunftschlüsse der Pharisäer und Sadduzäer anfällig sind, und deshalb warnt Er sie in einer bildlichen Sprache, die sie eigentlich verstehen müssten, davor.

Die Jünger aber haben noch eine ganz andere Wellenlänge als der Herr. Wenn der Herr über Sauerteig redet, stellen sie sofort eine Verbindung zu den Broten her, die sie vergessen haben. Sie denken immer nur an ihre leiblichen Bedürfnisse. Wenn der Herr spricht und Christen anfangen, ihre eigene Vernunft zu gebrauchen, verstehen sie den Herrn nie. Die Ursache ist, dass sie beim Menschen anfangen und dann versuchen, zu Gott emporzusteigen. Richtige, gesunde Überlegung eines Christen beginnt aber bei Gott und endet beim Menschen. Der Herr merkt, wie und worüber sie miteinander nachdenken und stellt ihnen dazu eine Frage. Indem Er sie als „Kleingläubige“ anredet, weist Er sie gleich darauf hin, dass ihre Überlegungen nicht richtig sind. Auch wir beginnen mit unseren eigenen Überlegungen, wenn wir nicht zuerst an Christus denken. Darauf weist der Herr in seiner Antwort hin. Wenn sie gleich an Ihn gedacht hätten, wäre die Sorge um Brot bei ihnen gar nicht aufgekommen.

Der Herr erinnert sie nicht nur an die fünf Brote für die Fünftausend, sondern insbesondere daran, wie viel hinterher übrig geblieben war. Er versorgt nicht nur, sondern Er gibt Überfluss. Um seine Jünger noch deutlicher darauf hinzuweisen, erinnert Er sie auch noch an die sieben Brote für die Viertausend, und auch hier wieder besonders an das, was dabei übrig geblieben war. Sie waren doch dabei gewesen! Sie hatten doch selbst das Brot ausgeteilt und sogar selbst die übrig gebliebenen Brocken eingesammelt. Bei beiden Wundertaten waren sie so unmittelbar beteiligt gewesen, und trotzdem waren sie jetzt so sehr mit ihren vergessenen Broten beschäftigt, dass sie die Worte des Herrn nur darauf zu bezogen. Durch die Erinnerung des Herrn musste ihnen am Ende doch wohl klar werden, dass Er nicht über Brote gesprochen hatte.

Im Anschluss daran warnt der Herr sie noch einmal vor dem Sauerteig der Pharisäer. Nun begreifen die Jünger, was der Herr gemeint hat: die böse Lehre der Pharisäer und Sadduzäer. Sauerteig ist in der Heiligen Schrift immer ein Bild von etwas Verkehrtem, Sündigem. Der Sauerteig der Pharisäer ist deshalb die religiöse Heuchelei, der es vor allem auf äußere und zeremonielle Korrektheit ankommt. Der Sauerteig der Sadduzäer ist der intellektuelle Stolz, der den Verstand auf den Thron des alleinigen Richters setzt, die Offenbarung Gottes und den Glauben aber mit einer Handbewegung beiseiteschiebt. Diese Fehlhaltungen durchziehen die ganze Christenheit. Auf der einen Seite sehen wir Ritualismus, auf der anderen Rationalismus und manchmal auch eine Mischung von beidem. Im Brief an die Kolosser warnt uns Paulus sowohl vor dem Rationalismus (dem Verstand) als auch vor dem Ritualismus (dem rein formalen Dienst) (Kol 2:8; Kol 2:16-22).

Die Warnung des Herrn vor dieser Art des Sauerteigs geht unmittelbar seiner Offenbarung betreffs der Gemeinde voraus, die wir in den nun folgenden Versen von Ihm hören. Das bedeutet: Wenn wir die eine oder die andere Art von Sauerteig in uns aufnehmen, werden wir seine Offenbarung bezüglich der Gemeinde in den folgenden Versen nicht verstehen.

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