Matthew 25:11

Gleichnis von den zehn Jungfrauen

Das Gleichnis von den Jungfrauen soll nicht etwa zeigen, dass nur die mit dem Herrn zur Hochzeit gehen, die voller Hingabe auf den Herrn warten. Die ganze Gruppe besteht aus Bekennern, die dem Bräutigam entgegengegangen sind. Hier soll nur deutlich gemacht werden, dass es unter den Bekennern einen Unterschied gibt. Es gibt nämlich falsche und echte Bekenner. Der Herr ist in diesem Gleichnis nicht der Bräutigam der Gemeinde. Letztere wird in diesem Gleichnis nicht einmal genannt. Worum es hier geht, ist die persönliche Verantwortung während der Abwesenheit Christi.

Es ist ein Gleichnis über das Reich der Himmel, das mit zehn Jungfrauen verglichen wird. Die Zahl 10 weist schon auf Verantwortung hin, und das Wort „Jungfrau“ spricht von Treue, die einem Geliebten entgegengebracht wird. Alle Zehn haben Lampen, sie haben also Licht. Das Bevorstehende ist ihnen bekannt. Sie alle gehen dem Bräutigam entgegen.

Dann gibt der Herr einen Unterschied an, indem er fünf der Jungfrauen töricht, die anderen fünf weise nennt. Der Unterschied kann nicht am Hingehen liegen, denn es gingen ja alle aus. Und alle waren auch mit Lampen ausgerüstet. Der Unterschied liegt allein darin, ob sie Öl im Krug hatten oder nicht. Was die Törichten töricht macht, ist, dass sie kein Öl haben. Mit Öl ist der Heilige Geist gemeint. Mit Öl wurden Könige, Priester und Propheten gesalbt. So werden auch die Gläubigen mit dem Heiligen Geist gesalbt (1Joh 2:20; 27; 2Kor 1:21; 22). Mit den Krügen sind die Leiber gemeint (2Kor 4:7).

Als der Bräutigam auf sich warten lässt, fallen alle Zehn in Schlaf. Der Besitz des Heiligen Geistes verhindert nicht, dass auch die weisen Jungfrauen einschlafen. Die gesamte bekennende Christenheit einschließlich derer, die den Heiligen Geist haben, hat die Wiederkunft des Herrn aus dem Auge verloren. In der Anfangszeit der Gemeinde hielten die Gläubigen noch Ausschau nach dem Herrn. Wegen des Ausbleibens seiner Ankunft ist diese Erwartung aber erloschen.

Als es aber Mitternacht ist, als die Nacht am dunkelsten ist, ertönt ein lauter Ruf: „Siehe, der Bräutigam!“ Auch der Aufruf des Heiligen Geistes lautet: Siehe, der Bräutigam! Die Person des Bräutigams weckt die Schläfer aus ihrem Schlaf. Es wird aber nicht nur das Aufwachen, sondern auch Aktivität erwartet. Darum heißt es weiter: „Geht aus, Ihm entgegen!“ In Mt 25:1 waren sie schon einmal ausgegangen. Nun lautet der Aufruf, dass sie dies noch einmal tun sollen. Ausgehen bedeutet Absonderung von der Welt, auch von ihrem christlichen äußeren Gewand; dann aber auch: Ihm entgegen. Es geht um Christus.

Diesen „Mitternachtsruf“ sehen wir in der Geschichte der Christenheit, als im 19. Jahrhundert durch die Wirkung des Geistes Gottes ein neues Interesse an der Wiederkunft des Herrn entstand. Durch das Erforschen der Schriften, insbesondere der prophetischen, wurde auch die Hoffnung der Gemeinde wiederentdeckt, so wie sie in den Tagen der Apostel lebendig war. Um des Herrn willen wurden verkehrte Verbindungen aufgegeben. Man begann wieder, in Übereinstimmung mit der wahren Berufung der Christen zu leben.

Was in der Geschichte der Christenheit zu sehen ist, gilt aber auch für das Leben des einzelnen Gläubigen. Wer sein Leben in der Erwartung der baldigen Wiederkunft Christi lebt, der lebt nicht für die Erde, sondern für den Himmel.

Alle zehn Jungfrauen werden jetzt wach. Sowohl echte als auch falsche Christen machen sich auf, um dem Bräutigam entgegenzugehen. Alle bringen ihre Lampen in Ordnung, denn sie wollen das mitgebrachte Licht wieder zum Leuchten bringen. In diesem Augenblick entdecken die Törichten, dass sie kein Öl haben. Sie merken, dass ihre Lampen nicht brennen können. Sie hatten nur den Docht angezündet, aber es war kein Öl da. Eine Lampe ohne Öl stellt uns einen Menschen vor, der den Heiligen Geist nicht besitzt. Die Lampe des natürlichen Menschen kann vielleicht manchmal aufleuchten und den Anschein erwecken, als sei Öl vorhanden, aber in Wirklichkeit ist diese Lampe schnell ausgebrannt.

Zwischen dem Ruf und der tatsächlichen Ankunft des Bräutigams ist genügend Zeit, um den Zustand jedes Einzelnen deutlich zu machen. Die Törichten kommen jetzt zu der Entdeckung, dass sie kein Öl haben. Das Entscheidende an ihren Lampen fehlt ihnen. Ihr Licht ist nur eine Illusion. Sie erkennen, dass die Weisen wohl über Öl verfügen; sie haben eine wirkliche Verbindung mit dem Bräutigam. So bitten sie die Weisen, etwas von ihrem Öl zu bekommen. Die Weisen wissen aber, dass sie kein Öl geben können und verweisen die Törichten an die Ölverkäufer.

Als die Törichten weggegangen sind, um Öl zu kaufen, kommt der Bräutigam. Die Weisen, die bereit sind, gehen mit ihm zur Hochzeit hinein. Danach wird die Tür geschlossen. Als die anderen Jungfrauen zurückkommen, wollen auch sie hineingehen. Über Öl wird jetzt gar nicht mehr gesprochen. Sie wollen nur hinein und flehen den Bräutigam an, ihnen zu öffnen. Aber es ist zu spät für diese Törichten. Sie hätten in Bereitschaft sein müssen, bevor der Bräutigam kam.

Die Worte, mit denen der Herr sie zurückweist, zeigen, dass es zwischen Ihm und ihnen keinerlei Verbindung gibt. Er kennt sie nicht. Er tut nicht nur so, als würde Er sie nicht kennen, sondern kennt sie wirklich nicht. Sie haben sich nie Ihm ergeben. Es ist niemals Liebe zu Ihm in ihren Herzen gewesen. Sie haben Ihn vielleicht interessant gefunden, aber sich niemals vor Ihm gebeugt.

Der Herr beendet das Gleichnis mit einer Warnung, wachsam zu sein. Darin besteht der Sinn dieses Gleichnisses. Es soll die Weisen dazu bewegen, immer die Augen offenzuhalten und nicht einzuschlafen. Die Törichten soll es dazu bewegen, doch noch weise zu werden und Öl zu kaufen, bevor es zu spät ist.

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