Matthew 27:28

Verspottet

Die Soldaten des Statthalters, über die Pilatus die Befehlsgewalt hatte, nehmen den Herrn nun mit in das Prätorium, den Amtssitz des Pilatus. Dorthin rufen sie nun alle ihre Kameraden „gegen Ihn“ zusammen. Bevor der Herr gekreuzigt wird, soll Er noch die Zielscheibe des Spottes einer ganzen Kohorte werden. Alles, was seine Menschenwürde ausmacht, wird Ihm weggenommen. Das Entkleiden ist sicher nicht behutsam ausgeführt worden. Danach verkleiden sie Ihn als König, indem sie Ihm einen scharlachroten Mantel umlegen.

Um sein Bekenntnis, dass Er ein König sei, noch mehr zu verspotten, flechten sie eine Krone aus Dornen und setzen sie auf sein Haupt. Keine Erniedrigung wird Ihm erspart. Dornen sind die Folge der in die Welt eingedrungenen Sünde (1Mo 3:18). Durch das Aufsetzen einer Dornenkrone erklären sie Ihn gleichsam zur Ursache dafür, dass die Sünde in die Welt gekommen ist. Auch geben sie Ihm als Zepter einen Rohrstab, den Er in seine rechte Hand nimmt.

Nun fallen sie spottend vor Ihm auf die Knie und begrüßen Ihn als König der Juden. Er ist es ja wirklich! Eines Tages werden sie vor Ihm auf die Knie fallen, dann aber nicht, um Ihn zu verspotten, sondern um Ihn in Wahrheit als Herrn zu bekennen (Phil 2:10).

Ihre Verachtung kennt keine Grenzen. Sie spucken Ihn an und bedecken sein Gesicht mit schmählichem Speichel. Er hat sein Gesicht davor nicht abgewendet (Jes 50:6). Gibt es etwas, das größere Verachtung ausdrückt, als jemandem ins Gesicht zu spucken? Den Rohrstab, den sie Ihm als Spottsymbol seiner Regierung in die Hand gegeben haben, nehmen sie Ihm jetzt wieder weg, um Ihn damit auf sein dornengekröntes Haupt zu schlagen. Dieser Stab war nicht ein Stöckchen, das leicht zerbrach, sondern ein kräftiger Stock. Man konnte einen Schwamm daran befestigen, ihn in die Höhe halten und so dem Herrn damit zu trinken geben (Mt 27:48). Nachdem ihre Spottlust nun befriedigt ist, nehmen sie Ihm das Spottkleid wieder ab und ziehen Ihm seine eigenen Kleider wieder an. Dann nehmen sie Ihn mit, um Ihn zu kreuzigen.

Es ist ergreifend, dass der Herr während all dieser Misshandlungen und Verspottung vollkommen schweigt. Auch von einem drohenden Blick ist nicht die Rede. Das bedeutet nicht, dass der Herr alles mit stoischer Ruhe über sich ergehen lässt, als sei es ein unvermeidliches Schicksal. Jede Misshandlung und jedes Spottwort hat Er tief empfunden, sowohl körperlich als seelisch. In einigen Psalmen äußert Er prophetisch seine Gefühle über das, was Ihm angetan wurde (z. B. Psalmen 69; 102; 109). Er war wirklich vollkommen Mensch – auch darin, dass Er sich völlig Gott anvertraute und von Gott gestärkt wurde in den schrecklichen Leiden, die die Menschen Ihm zufügten.

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