Matthew 5:27

Hurerei und Ehescheidung

Das zweite Gebot, das der Herr erwähnt und ausweitet, ist das Gebot „du sollst nicht ehebrechen“. Hier macht Er deutlich, dass jemand nicht erst durch begangenen Ehebruch schuldig wird, sondern schon durch das begehrliche Ansehen einer Frau. Damit zeigt Er den Ursprung an: das ehebrecherische Herz. Um dem Gericht der Hölle zu entgehen, das auf solche Taten folgt, ist radikales Selbstgericht notwendig. Kein Opfer kann zu groß sein, wenn es dazu verhilft, vor der Hölle bewahrt zu werden, die am Ende eines solchen Weges wartet. Wir sollen uns selbst nicht in Versuchung bringen und uns nicht einer Gefahr aussetzen, durch die wir moralisch zu Fall kommen könnten. Alles, was uns irgendwie zur Sünde verleiten kann, muss erbarmungslos aus unserem Leben oder Haus entfernt werden. Das Auge ist Symbol für das, was wir sehen, die Hand für das, was wir tun. Das Anschauen von Dingen, die uns auf sündige Gedanken bringen, müssen wir unbedingt vermeiden; ebenso alle Situationen, die uns zu verkehrten Taten verführen können.

Mit den Worten „Es ist aber gesagt“ (Mt 5:31) ergänzt der Herr eine Redensart, die von Menschen dem Gesetz hinzugefügt worden ist. Es wird zwar im Gesetz von einem Scheidebrief gesprochen (5Mo 24:1-4). Dort bedeutet es, dass es keinen Weg zurück mehr gibt, sobald ein Scheidebrief mitgegeben worden ist. Die Absicht dabei ist aber, dass jemand es sich lieber zweimal überlegen soll, bevor er einen solchen Scheidebrief ausstellt. Die Israeliten hatten allerdings daraus gemacht: „Du kannst dich ruhig trennen, wenn du nur einen Scheidebrief mitgibst“. Damit wird aber die von Gott eingesetzte Ehe geschwächt.

Diesem von Menschen eingeführten Zusatz stellt der Herr sein „Ich aber sage euch“ entgegen. Mit diesen immer wiederkehrenden Worten sagt der Herr, dass die von Mose erlassene Ordnung nicht den ganzen Willen Gottes zum Ausdruck bringt. Damit widerspricht Er Mose nicht, nimmt auch von den Anweisungen Moses nichts weg, sondern ergänzt sie zu ihrer vollen Bedeutung. Zur Frage der Ehescheidung spricht Er also eine klare Absage aus: Wer die Ehe auflöst, leistet der Hurerei Vorschub. Dies gilt sowohl für die verstoßene Frau, die wieder heiratet, als auch für den Mann, der eine verstoßene Frau heiratet. Die Ehe ist für Gott ein unauflöslicher Bund. Er hasst Ehescheidung (Mal 2:16).

Die einzige Situation, in der eine Ehefrau entlassen werden kann, ist, wenn sie Hurerei begangen hat. Beachte, dass hier nicht steht: Ehebruch, sondern Hurerei. Was der Herr damit meint, ist z. B. die Situation von Joseph und Maria (Mt 1:18; 19). Joseph und Maria waren verlobt (Mt 1:18). Es hatte also noch kein Ehevollzug stattgefunden. Dennoch nennt der Heilige Geist Joseph den Mann Marias (Mt 1:19), und der Engel des Herrn spricht zu Joseph und nennt dabei Maria seine Frau. Das zeigt, dass der Verlobungszustand der Ehe nahezu gleich ist. Wenn in diesem Zustand einer der beiden mit einem Dritten Geschlechtsgemeinschaft hat, ist das nicht Ehebruch, sondern Hurerei. In einem solchen Fall gibt der Herr hier die Möglichkeit der Entlassung. Das wollte Joseph auch mit Maria tun (Mt 1:19) und wird deswegen durchaus nicht von dem Engel des Herrn ermahnt. Als Joseph nun hört, was wirklich geschehen ist, nimmt er Maria wieder zu sich.

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