Matthew 8:19-27

Dem Herrn nachfolgen

Eine große Volksmenge sammelt sich um den Herrn. Sie werden alle durch seine Wohltaten angezogen. Der Herr aber kennt ihre Herzen und weiß, dass sie nur von seiner Güte profitieren wollen. Die Beweise seiner Güte sind erbracht. Nun ist es Zeit, diese Gegend zu verlassen. So befiehlt Er seinen Jüngern, auf die andere Seite des Sees zu fahren. Auch dort muss Er sein Werk tun. Dann löst sich ein Schriftgelehrter aus der Menge. Voller Enthusiasmus meldet er sich bei dem „Lehrer“ und bekennt, dass er Ihm folgen wolle, wohin Er auch gehe. Daran sieht man, dass er eine hohe Einschätzung von sich hat.

Die Kenntnis der Schrift (er war schließlich Schriftgelehrter) und der Wunsch, dem Herrn zu folgen, reichen nicht aus, um Ihm tatsächlich folgen zu können. Der Herr sagt ihm, was seine Nachfolge beinhaltet. Um Ihm wirklich folgen zu können, ist es notwendig, die eigenen Interessen und das Selbstvertrauen zu erkennen und zu verurteilen. Auch sagt der Herr, dass mit seiner Nachfolge nicht Ehre, sondern Schmach verbunden ist.

Der Herr kennt sein Herz genau. Hier steht ein fleischlicher Jude vor Ihm, der meint, er könne bei dem Messias eine gute Stellung erreichen, indem er Ihm folgt. Jemand, der sich anbiedert, ohne gerufen zu sein, denkt wohl, dass die Nachfolge eine ganz angenehme Sache sei, aber sie ist nicht fest in seiner Seele verankert. Bald wird es veränderte Bedingungen geben, die sein Herz in andere Richtungen ziehen, und schließlich sinkt er zurück auf sein ursprüngliches Niveau.

Wer sich freiwillig anbietet, dem Herrn zu folgen, ohne gerufen zu sein, der bekommt zu hören, was das Teil dessen ist, der Ihm folgen will. Während die Füchse und Vögel alle einen Ruheplatz von Ihm bekommen haben, war Er selbst auf der Erde der heimatlose Sohn des Menschen. Füchse und Vögel sind nicht gerade die angenehmsten Tiere innerhalb der Schöpfung. In der Bibel symbolisieren sie List und Bosheit. Aber als Geschöpfe unterstehen sie doch der Sorge Gottes.

Hier nennt der Herr sich selbst zum ersten Mal „Sohn des Menschen“. Dieser Titel ist entweder mit seiner Verwerfung oder mit seiner Herrlichkeit verbunden; an dieser Stelle deutet Er seine Verwerfung an.

Etwas anders gelagert ist der Fall des Jüngers, der „zuerst“ etwas anderes tun will, bevor er dem Herrn folgen will. Es kommt also vor, dass sich nach dem Ruf des Herrn sofort Bedenken gegen die unmittelbare und völlige Nachfolge melden. Dieser Jünger will zuerst etwas erledigen, was an sich völlig in Ordnung ist. Er beweist ja Achtung vor seinem Vater. In diesem Fall aber – wenn der Herr gerufen hat – müssen seine Ansprüche allem anderen vorangehen, auch den Familienbanden. Diese werden dadurch keineswegs ignoriert; Gott will, dass wir sie in Ehren halten. Der Ruf des Herrn ist deshalb auch nicht in Widerspruch damit, sondern er ist einfach von höherem Rang. Die Antwort des Herrn zeigt so, dass dieser Jünger die Verpflichtung gegenüber seinen Eltern als Entschuldigung benutzte, um dem Herrn nicht direkt zu folgen. Diese Verpflichtung war ein Hindernis zwischen seiner Seele und Christus.

„Lass die Toten ihre Toten begraben“ heißt hier, dass dieser Jünger das Begräbnis seines Vaters auch anderen überlassen konnte, die nicht mit dem Herrn in Verbindung standen.

Der Sturm auf dem See

Jetzt haben wir die echten Nachfolger des Herrn vor uns. Die Jünger, die Ihm an Bord des Schiffes folgten, hatten seine Worte angenommen. Sie hatten alles verlassen und folgten Ihm. Nun wird deutlich, dass damit keineswegs alles angenehm verläuft. Bei dem Herrn zu sein bedeutet ja nicht, dass wir allen Prüfungen enthoben sind. Das Gegenteil ist wahr. Wer als Jünger dem Herrn folgt, wird Feindschaft zu spüren bekommen. Die Naturgewalten tun ihr Teil, uns Angst zu machen, und in der nächsten Begebenheit (Mt 8:28-34) erleben wir die Feindschaft der Menschen. Beide Ereignisse dienen aber nur dazu, dass wir als Jünger einen Eindruck von der Macht des Herrn bekommen, die Er uns gerade dann unter Beweis stellt.

Die stürmische See erleben wir oft genug. Wir kommen in Lebenslagen, in denen wir unterzugehen scheinen. Dann rufen wir: „Herr, es herrscht schwerer Sturm, und unser Schiff wird von den Wellen bedeckt. Es sieht so aus, als würdest Du schlafen. Wir wissen, dass es nicht so ist, aber komm uns doch bitte zu Hilfe! Kannst Du uns nicht bitte zeigen, dass Du uns siehst? Herr, wir drohen umzukommen! Wir haben keine Kraft mehr, den Schwierigkeiten, der Not und den offenbar gewordenen Sünden standzuhalten!“

Und dann kommt der Herr in uns seiner Gnade zu Hilfe. Allerdings auch mit einem leisen Vorwurf wegen unseres Kleinglaubens. Wenn wir darüber nachdenken, verstehen wir das auch. Wie könnte denn ein Schiff untergehen, wenn der Herr mit an Bord ist? Er ist immer auf dem Weg des Vaters, und Er ist Herr jeder Lage. Bei Ihm sind wir immer und überall in Sicherheit. Sogar wenn uns das Leben genommen wird, kann der Feind unserer Seele nichts antun.

Nach dem sanften Vorwurf „stand der Herr auf“. Das beeindruckt uns. Er, der allmächtige Gott, steht auf und schreitet zur Tat. Wenn wir nur auf die Feinde blicken, bekommen wir Angst, wenn wir aber auf Ihn blicken, erfüllen uns Ruhe und Vertrauen. Dies ist der vierte Machtbeweis (nach der Heilung des Aussätzigen, des Knechtes des Hauptmanns und der Schwiegermutter des Petrus). Wir sehen darin die Erhabenheit Christi über die Macht Satans, der die Menschen zum Hass gegen Ihn und die Seinen aufpeitscht. Für den Herrn bedeutete diese Macht gar nichts. Er schlief. Erst als die Jünger schrien, stand Er auf und unterwarf die Naturgewalten seinem Gebot. Der Wind und der See verstummten auf das Wort ihres Schöpfers hin.

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