Matthew 9:2

Heilung eines Gelähmten

In diesem Kapitel sehen wir deutlicher, welche Kennzeichen der Dienst des Herrn hatte, während das vorige Kapitel mehr die Würde seiner Person darstellte. Außerdem wird hier in jedem Ereignis die Reaktion der religiösen Führer auf die Anwesenheit des Herrn und auf seine Taten sichtbar.

Nachdem die Gadarener Ihn zu einer unerwünschten Person erklärt hatten, verlässt Er ihr Gebiet. Er fährt mit dem Schiff nach Kapernaum hinüber, wo Er wohnte (Mt 4:13). Dort kannte man Ihn also. Dort vollbrachte Er viele seiner Wunder, und dort man sah Ihn häufiger als anderswo. Eines dieser Wunder, die Heilung des Gelähmten, wird jetzt beschrieben. In der Befreiung der Besessenen hat der Herr seine Macht über den Teufel und seine Engel erwiesen. In der Heilung des Gelähmten sehen wir, wie der Herr die Macht der Sünde bricht und die Folgen der Sünde aufhebt.

Vier Freunde sind es, die den Gelähmten zum Herrn bringen. Der Herr sieht und belohnt den Glauben sowohl der vier Freunde als auch des Gelähmten. Die ersten Worte des Herrn beziehen sich allerdings nicht auf den Körper des Gelähmten, sondern auf seine Seele. Mit dem Zuspruch „Sei guten Mutes“ ermutigt Er den vielleicht schon Verzweifelten. Die Worte „Sei guten Mutes“ kommen siebenmal im Neuen Testament vor (Mt 9:2; 22; Mt 14:27; Mk 10:49; Mk 6:50; Joh 16:33; Apg 23:11).

Nach diesen Worten geht der Herr zunächst auf die Ursache aller Krankheit und allen Schmerzes ein: die Sünde. Der Herr kennt alle Sünden, die den Gelähmten belasten. Davon muss er zuerst freiwerden, bevor er aufstehen und gehen kann. Zuerst muss das Gewissen entlastet werden, danach ist auch Kraft vorhanden, um zur Ehre Gottes zu leben. Die Worte „Deine Sünden werden vergeben“ müssen eine enorme Erleichterung für den Gelähmten gewesen sein. Eine Last ist von ihm abgefallen. Mit dieser Last konnte er nicht mehr weiterleben; sie drückte und lähmte ihn. Der Herr aber macht ihn davon frei, nimmt sie ihm ab. Am Kreuz wird Er diese Last auf sich nehmen. Im Blick auf das, was Er am Kreuz vollbringen würde, konnte Er dem Gelähmten seine Sünden vergeben.

Was dem Gelähmten wie Musik in den Ohren geklungen hat, war in den Ohren einiger der religiösen Führer nichts anderes als Lästerung. Gerade diese Führer sind es, in denen in diesem Kapitel und in den folgenden Kapiteln Hassgefühle aufkommen angesichts der vielen gnädigen Werke, die der Herr tut. Ihren Lästerungsvorwurf sprechen sie nicht laut aus, aber der Herr sieht ihre Gedanken und alles Böse in ihren Herzen. Er ist Gott, vor dem alles bloß und aufgedeckt ist; Er erforscht jeden Menschen (Heb 4:12; 13; Ps 139:1).

Er fragt diese Führer, was leichter sei – Sünden zu vergeben oder zu heilen. Sie antworten nicht. Die Antwort ist, dass eines für Gott so leicht ist wie das andere, für den Menschen aber ist beides unmöglich. Der Herr wartet die Antwort daher nicht ab, sondern liefert den Beweis, dass Er Gewalt hat, Sünden zu vergeben, indem Er den Gelähmten heilt. Er tut das mit einem Machtwort, ohne ein Gebet zu Gott. Er ist ja selbst Gott. Und gleichzeitig ist Er der Sohn des Menschen. Als solcher vergibt Er Sünden. Als solcher ist Er der Mittler zwischen Gott und Menschen, der Mensch Christus Jesus (1Tim 2:5). Er kann das aber nur tun, weil Er zugleich Gott ist. Zudem vergibt Er die Sünden „auf der Erde“. Die Erde ist der Bereich, wo Sünden vergeben werden. Sie werden weder im Himmel und noch in der Hölle vergeben. Ein Mensch muss auf der Erde, solange er lebt, zum Bekenntnis seiner Sünden kommen, um Vergebung für sie zu empfangen. Sowohl durch Sündenvergebung als auch durch Heilen beweist der Herr Jesus, dass Er Jahwe ist, der Gott des Bundes mit seinem Volk, der jetzt als Messias zu ihnen gekommen ist (Ps 103:3). Durch das Wort des Herrn empfängt der Mann Kraft, aufzustehen und nach Hause zu gehen.

Die Volksmenge sieht, was geschehen ist. Sie sieht aber nur das äußere Wunder. Das bringt sie dazu, Gott zu verherrlichen. Aber zugleich ist auch Furcht vorhanden. Das, was sie gesehen haben, bringt sie nicht dazu, vor dem Herrn Jesus niederzuknien und Ihn mit dem Bekenntnis ihrer Sünden als ihren Messias anzunehmen. Sie sehen, dass Er Mensch ist, und zugleich erkennen sie in Ihm als Menschen die Macht Gottes. Sie verstehen aber nicht, wie sie diese beiden Seiten in seiner Person vereinigen können. Sie sehen in Ihm ein Werkzeug der Macht Gottes, mehr nicht.

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