Nehemiah 10:29

Deutsche Versen (30-32)

Die selbstauferlegten Verpflichtungen

Alle, die den Bund eingegangen sind, werden „Brüder“ genannt. Sie nehmen alle vor Gott denselben Platz ein. Auch die „Vornehmen“ unter ihnen sind „Brüder“. Treue zu Gott erniedrigt den Hohen und erhöht den Niedrigen. Sie sind nicht nur durch familiäre Bindungen verbunden, sondern auch durch einen gemeinsamen Wunsch. Sie alle wollen dem Gesetz Gottes gehorsam sein.

Die Vornehmen schließen den Bund durch ihre Unterschrift und ihr Siegel. Das Volk bekräftigt mit einem Eid und einem Schwur, dass sie dem Gesetz gehorchen werden. Sie erklären damit feierlich ihre Aufrichtigkeit vor Gott, während sie seinen gerechtfertigten Zorn auf sich ziehen, wenn sie treulos handeln.

Als Anwendung für uns, die wir nicht unter Gesetz stehen, können wir sagen, dass die Verpflichtung, die sie eingehen, dem Gesetz zu gehorchen, für uns eine Erneuerung des Wunsches ist, gehorsam zu sein. Gehorsam ist ein Grundprinzip für das Leben des Christen in jedem Bereich seines Lebens: Familie, Gesellschaft und Gemeinde. Für uns gilt die Ermahnung von Barnabas, der die Gemeinde in Antiochien ermahnt, „mit Herzensentschluss bei dem Herrn zu verharren“ (Apg 11:23), und dass wir das für alle genannten Bereiche gelten lassen.

Die Neh 10:30-32 beschreiben die Verpflichtungen, denen das Volk sich selbst und ihre Familien unterwirft. Der Bund bezieht sich auf

1. ihren persönlichen Lebenswandel (Neh 10:30),

2. ihre Kinder im Hinblick auf die ehelichen Verbindungen, die sie eingehen (Neh 10:31) und

3. das Halten des Sabbats und des Sabbatjahres (Neh 10:32).

Die erste Verpflichtung gilt also für jeden persönlich, die zweite für die Kinder. Wenn kein Gehorsam im persönlichen Leben oder in der Familie da ist, kann Gott unmöglich geehrt werden. Gehorsam bewirkt Trennung von der Welt. Die Freundschaft mit der Welt wird aufgegeben und stattdessen gibt es Hingabe an Gott. Sie wollen im Gesetz Gottes wandeln, das heißt in Unterwerfung unter die Heilige Schrift. Der persönliche Gehorsam gegenüber Gottes Wort ist der Ausgangspunkt.

Zweitens wollen sie die Absonderung von den Völkern der Länder wahren und darum wollen sie nicht zulassen, dass ihre Kinder ein ungleiches Joch eingehen. Absonderung vom Bösen und Hingabe an Gott ist die erste Folge des Gehorsams.

Drittens wollen sie Gott dadurch ehren, dass sie den Sabbat halten und nicht der Habsucht nachgeben anlässlich dessen, was die Völker an diesem heiligen Tag anbieten. Der Sabbat ist die Ruhe Gottes, woran sein Volk teilhaben darf.

Viertens sagen sie zu, das Land im siebten Jahr brachliegen zu lassen, denn weil sie das nicht getan haben, sind sie damals nach Babel weggeführt worden (2Mo 23:11; 3Mo 26:33-35). Das bedeutet auch, dass sie die Schulden, die ihre Brüder ihnen gegenüber haben, nicht einfordern werden und damit auch dem Geist des Herrschens nicht nachgeben werden. Das Sabbatjahr ist das Jahr der Freilassung und Schuldenerlasses (5Mo 15:1; 2).

Gott möchte, dass wir in diesem Geist mit unseren Brüdern und Schwestern umgehen. Das sind alles Lektionen für uns, wenn wir Christus seinen Platz als Haupt geben wollen und gemäß der Einheit seines Leibes, der Gemeinde, handeln und die Einheit des Geistes bewahren wollen. Sind wir dem Wort Gottes nicht untreu gewesen? Wir haben uns unserer Stellung in Christus gerühmt, aber wir haben uns nicht persönlich dem Wort Gottes unterworfen. Die Stimme von Menschen in der Gemeinde ist lauter als die Stimme Gottes durch das Wort. Die Tradition hat mehr Autorität als die Schrift.

Fehlt uns nicht auch die wahre Absonderung? Wir sind vielleicht von kirchlichen Systemen abgesondert, aber in unserem Handeln und Wandeln ähneln wir den Menschen der Welt. Ist der Geist der Welt nicht in unsere Häuser und in unsere Gemeinden gekommen? Was sagt die gemeindliche Absonderung aus, wenn wir auf andere Weise mit der Welt verbunden sind?

Sind wir nicht manchmal kühl in unseren Beziehungen zu gottesfürchtigen Gläubigen, mit denen wir in Kleinigkeiten verschiedene Meinungen haben, wogegen wir einen warmen, herzlichem Umgang mit Menschen der Welt haben? All dieser Fragen können wir uns besser jetzt bewusst werden als erst vor dem Richterstuhl des Christus.

Der Sabbat spricht von der Ruhe, die Christus uns auf Basis von seinem Werk gegeben hat. Aber bleiben wir nicht hinter dieser Ruhe zurück, wenn wir meinen, dass wir auf der Basis von etwas in uns selbst einen gewissen Verdienst besitzen oder einen sicheren Sieg erringen könnten, wenn nicht bei Gott dann doch bei unseren Mitchristen?

Und wie ist es mit dem Glaubensleben? Das Brachliegenlassen des Landes im siebten Jahr zeigt das Vertrauen darauf, dass Gott versorgen wird, auch wenn es uns so scheint, als würde das schief gehen. Es ist eine Anerkennung von Gottes Recht auf das Land. Diese Anerkennung zeigt, dass unser Leben von Gott bestimmt wird. Geht es in unserem Leben wirklich nur um Ihn? Wir können „auf göttlicher Grundlage zusammenkommen“, „auf biblische Weise Brotbrechen“, „das Zeugnis festhalten“ und allerlei Dinge tun, die nur äußerlich wahrnehmbar und prüfbar sind, wogegen unsere Wertschätzung für die ewigen und unsichtbaren Dinge immer weiter abnimmt und wir nur für das Hier und Jetzt leben.

Die fünfte Verpflichtung, die Schulden nicht einzufordern, hängt mit der vorigen zusammen. Stellen wir nicht oft hohe Ansprüche an unsere Mitgläubigen in dem Maße wie wir die Sicht auf die ewigen Dinge verlieren und für das Gegenwärtige leben? „Siehe, der Richter steht vor der Tür“ (Jak 5:9b). Das Ende dieser Haushaltung ist in Sicht. Es ist höchste Zeit, dass wir aufhören, voneinander zu fordern und anfangen, in dem Bewusstsein zu leben, was uns alles von Gott vergeben wurde. Eine fordernde Haltung verhindert Gemeinschaft. Wenn wir sie verurteilen, werden wir gemeinsam Gott und seine Wahrheit hochhalten und Ihn ehren können.

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