Nehemiah 3:15-32

Das Quellentor und Schallun

Nach dem Taltor und dem Misttor folgt direkt, als sechstes Tor, das Quellentor. Das Wiederherstellen dieses Tores nimmt Schallun in die Hand, im täglichen Leben Oberster des Bezirks von Mizpa. Die gewohnte, notwendige Arbeit, die daran getan wird, wird wieder erwähnt. Aber es werden in Verbindung mit der Wiederherstellung dieses Tors auch einige Besonderheiten erwähnt. Es ist die Rede von der „Mauer am Teich“, vom „Garten des Königs“ und von „den Stufen, die von der Stadt Davids hinabgehen“.

Das Quellentor lässt uns an Wasser denken, das in Frische aus einer Quelle sprudelt. Das erinnert uns an das, was der Herr Jesus in Johannes 4 und Johannes 7 sagt. Da spricht Er über eine Quelle lebendigen Wassers, „das ins ewige Leben quillt“ (Joh 4:14) und über „Ströme lebendigen Wassers“ (Joh 7:37-39).

Genauso wie in der geistlichen Anwendung eine Verbindung zwischen dem Taltor und dem Misttor zu sehen ist, so ist auch eine Verbindung zwischen dem Misttor und dem Quellentor zu sehen. Wenn das Falsche aus unserem Leben weggetan ist, wenn wir uns durch ein Bekenntnis davon gereinigt haben, gibt das Raum, um das lebendige Wasser zu genießen. Darüber spricht der Herr mit der Frau am Jakobsbrunnen (Joh 4:10). Es wird dann auch Raum für den Heiligen Geist geben, der unser Herz mit der Herrlichkeit des Herrn Jesus füllt (Joh 7:39).

Um die Wasserzufuhr zu sichern, muss der Teich beschützt werden. Die Verbindung zur Quelle muss bestehen bleiben. Wenn die Zufuhr verhindert wird, ist es um das Leben der Bewohner der Stadt geschehen.

Der Teich liegt in der Nähe des Gartens des Königs. Das Wasser gehört zu einem Garten, einem Hof, der dem König gehört. Das lässt daran denken, dass das Trinken dieses Wassers, das vom Beschäftigen mit Gottes Wort spricht, uns in die Gegenwart des Herrn Jesus bringt. Im Geist bei Ihm zu sein, ist der größte Genuss für den Gläubigen.

Wenn wir so in seiner Gegenwart gewesen sind, können wir entlang den Stufen von der Stadt Davids hinabgehen. Was wir genossen haben, können wir mit anderen teilen, die außerhalb der Stadt wohnen. Darin können wir die sehen, die zwar gläubig sind, aber kein Auge für die Gemeinde Gottes als seine Stadt haben. Auf diese Weise werden wir für andere Gläubige, die gleichsam vorziehen nicht in der Stadt zu wohnen, doch eine Erquickung sein.

Nehemia, der Sohn Asbuks

Wir kommen zu Nehemia, dem Sohn Asbuks. Dieser Mann hat auch im täglichen Leben die Verwaltung über ein Gebiet. Er ist Oberster des halben Bezirks von Beth-Zur. Auch in diesem Vers werden einige Besonderheiten erwähnt. Mit dem Teil der Mauer, an dem er baut, sind drei Orte verbunden: die „Gräber Davids“, der „Teich, der angelegt worden war“ und das „Haus der Helden“.

Dieser Nehemia sorgt dafür, dass die „Gräber Davids“ – das heißt von David und seinen Nachkommen (2Chr 32:33) – geschützt werden. Wie bereits erwähnt (Neh 2:3), dürfen wir bei einem Grab, in dem gottesfürchtige Menschen begraben sind, an die Zukunft denken. Diese Gläubigen haben in ihrem Leben nicht das empfangen, was Gott verheißen hat. Aber sie sind in dem Glauben gestorben, dass Gott seine Verheißungen erfüllen wird. Dieser Nehemia sorgt sozusagen dafür, dass dieser Glaube erhalten bleibt.

Er sorgt auch für den Schutz vom „Teich, der angelegt worden war“, möglicherweise ein zusätzlicher Wasservorrat neben dem Teich, der im vorigen Vers genannt wird. Es ist wichtig, ausreichend Wasser auf Vorrat zu haben, um davon trinken zu können, wenn der Feind die Stadt belagert. Wer Bibelstellen auswendig lernt, legt so einen Teich an. Manchmal hat man keine Bibel zur Verfügung. Dann ist es lebensrettend, das Wort Gottes zu kennen und eine Stelle zu kennen, die man auf die Situation anwenden kann, die sich ergibt.

Auch das „Haus der Helden“ muss beschützt werden. Das ist wahrscheinlich ein Aufenthaltsort für die Helden Davids gewesen. Die Erinnerung an Menschen, die im Glauben für ihren König gekämpft haben, als er noch verfolgt wurde, muss bestehen bleiben. Hebräer 11 ist so ein „Haus der Helden“. Die Gläubigen, die uns dort vorgestellt werden, bilden eine „große Wolke von Zeugen um uns“ (Heb 12:1). Ihr Vorbild fordert zum Nachfolgen auf. Vor allem können wir auf den größten Helden schauen, den Herrn Jesus, der den ganzen Glaubensweg vor uns gegangen ist (Heb 12:1-3).

Rechum – Kehila – Haschabja – Bawai

Rechum

Nach den Priestern, die in Neh 3:1 genannt werden, begegnen wir nun Leviten. Auch sie helfen fleißig, die Mauer wiederaufzubauen. Sie arbeiten unter der Leitung von Rechum, dem Sohn Banis. Der übliche Dienst der Leviten besteht darin, den Priestern beim Opfern zu helfen. Darum ist es auch für ihre gewohnte Arbeit wichtig, dass Jerusalem, als Stadt des Tempels, wieder gut geschützt wird.

Levitendienst im geistlichen Sinn findet unter anderem statt, wenn die Gläubigen aus dem Wort Gottes belehrt werden. Dabei muss der Herr Jesus immer im Mittelpunkt stehen. Und wenn Er gesehen wird, wird das die Herzen froh und dankbar machen. Die Folge wird sein, dass dort Priesterdienst verrichtet wird: die Gläubigen werden Gott Opfer des Lobes und Dankes bringen.

Kehila

Die Obersten, die zusammen die Aufsicht über das ganze Gebiet um Kehila haben, sind auch beim Bau anwesend. Kehila hat sich in der Zeit Davids nicht von ihrer besten Seite gezeigt. Es ist eine Stadt „mit Toren und Riegeln“ (1Sam 23:7), die durch die Philister hart bedrängt wird. Dann kommt David. Er besiegt die Philister und befreit die Bewohner der Stadt. Von Dankbarkeit kann jedoch keine Rede sein. Sie sind bereit, David an Saul auszuliefern (1Sam 23:12).

Haschabja und Bawai

Bei Haschabja und Bawai wird hier ein anderer Geist gefunden. Mit ihrem Anteil am Wiederaufbau sorgen sie dafür, dass Kehila in der Schrift auch eine positive Erwähnung bekommt. So kann es auch im Leben eines Gläubigen oder einer Gemeinde gehen. Es können in der Vergangenheit Dinge geschehen sein, wofür wir uns jetzt schämen (vgl. Röm 6:21). Menschen, die uns von früher kennen, können uns daran erinnern. Es ist zu wünschen, dass diese Menschen auch bemerken werden, dass wir mittlerweile durch die Gnade Gottes verändert sind.

Eser

Auf unserem Rundgang entlang der Mauer, sind wir bei Eser angekommen. In der Bedeutung des Namens „Eser“ ist das Wort „Hilfe“ enthalten. Denk an den Stein, den Samuel zwischen Mizpa und Schen aufstellt: „Er gab ihm den Namen Eben-Eser [was „Stein der Hilfe“ bedeutet] und sagte: Bis hierher hat uns der HERR geholfen“ (1Sam 7:12).

Eser ist als Oberster von Mizpa durchaus bereit, als Helfer zu arbeiten. Seine Hilfe besteht aus dem Bauen an einem weiteren Stück Mauer. Dieser Teil der Mauer ist aus taktischem Gesichtspunkt wichtig. Er steht gegenüber vom Aufgang zum Zeughaus. Es scheint, dass dieses Stück Mauer auch noch eine Ecke in der Mauer bildet. Das Zeughaus muss daher zu zwei Seiten hin durch die Mauer beschützt werden. Eine Schwierigkeit, vor der Eser sich nicht zurückzieht.

Das Bauen einer Ecke ist immer schwieriger als das Bauen eines geraden Stücks Mauer. Das Beschützen eines Waffenlagers ist oft schwieriger als das Beschützen anderer Objekte. Das Zeughaus können wir mit der Waffenrüstung vergleichen (Eph 6:10-20). Wenn wir das Zeughaus schutzlos lassen, wenn wir die Waffenrüstung nicht anziehen, sind wir wehrlos.

Ein Mann, der in einer gottfeindlichen Umgebung bleiben musste, erzählte, dass er jeden Morgen die Waffenrüstung Gottes anzog. Das tat er dadurch, dass er die Waffenrüstung (Eph 6:14-18) auswendig lernte und jeden Morgen aufsagte. So beschützte er das Zeughaus und damit sich selbst. Er konnte die Angriffe des Feindes mit den Waffen abwehren, die Gott ihm gegeben hatte.

Baruk

Wir sind bei Baruk angekommen. Sein Name bedeutet „gesegnet“. Von ihm wird als besonderes Merkmal erwähnt, dass er „eifrig“, voller Elan, arbeitet. Diese zusätzliche Erwähnung weist darauf hin, dass sein Maß an Eifer besonders ist. Solche besonderen Erwähnungen finden wir auch in der Namensliste in Römer 16. Bei jeder Erwähnung von Namen notiert der Geist bei manchen Namen bestimmte Besonderheiten, Dinge, durch die manche mehr auffallen als andere.

Es gibt, auch in dem Werk für den Herrn, Unterschiede in Quantität und Qualität. Allen Unterschieden liegen Ursachen zu Grunde, die hier nicht genannt werden, die aber vor dem Richterstuhl des Christus sichtbar werden. Hinter allen Handlungen von Menschen stehen bestimmte Motive.

Meremot

Meremot ist jemand, der vor dem Haus von jemand anderem baut, nämlich vor dem Haus Eljaschibs, des Hohepriesters (Neh 3:1). Er tut dies als zusätzliche Arbeit, denn er hat zuerst ein anderes Stück der Mauer wiederaufgebaut (Neh 3:4). Eljaschib baut wohl mit am Schaftor (Neh 3:1), aber es scheint, dass er sein eigenes Haus vernachlässigt.

Es gereicht Meremot zur Ehre, dass er eine Aufgabe übernimmt, die eigentlich für Eljaschib selbst ist. Er sagt nicht: „Bin ich meines Bruders Hüter?“ (1Mo 4:9). Stattdessen leistet er zusätzliche Arbeit zugunsten seines versagenden Bruders. Er setzt sich ein, das zu tun, was es dem anderen fehlt. Das vermindert die Verantwortlichkeit Eljaschibs nicht, zumal er eine so führende Stellung unter dem Volk einnimmt.

Es ist zu wünschen, dass es auch in der Gemeinde Männer gibt, die sich besonders für die einsetzen, die in ihrer eigenen Familie versagen. Es ist wohl nötig, dass solche Männer in ihrem eigenen Haus die Dinge in Ordnung haben. In 1.Timotheus 3 stehen die Voraussetzungen, die jemand erfüllen muss, der einen Aufseherdienst anstrebt (1Tim 3:1-7). Dieser Aufseherdienst wird „ein schönes Werk“ (1Tim 3:1) genannt. Dieses vortreffliche Werk, wonach der Aufseher trachtet, ist nichts weniger als das Hüten der Herde Gottes (Apg 20:28; vgl. 1Pet 5:1-4). Es ist ein Werk, denn es erfordert das Investieren von Energie.

Das Streben nach dem Aufseherdienst darf kein Streben sein, etwas sein zu wollen, sondern etwas tun zu wollen. Es ist nicht das Ausstrecken nach einer Machtposition, sondern nach der Aufgabe eines Dieners. Dienst wird für Gott verrichtet (Er ist der Auftraggeber) und an der Gemeinde (vgl. Esra 7:10; Neh 2:10).

Das Motiv dieses Strebens kann in nichts anderem liegen, als in der Hingabe an und in der Liebe zum Herrn Jesus und dem Wunsch, Ihm in Abhängigkeit und Gehorsam zu dienen.

Die Priester

Hier begegnen wir wieder Priestern (Neh 3:1). Seit Neh 3:15 befinden wir uns an der Ostseite der Mauer. Wenn wir genau hinsehen, können wir schon den Tempel sehen. Es ist, als ob wir, je näher wir dem Tempel kommen, immer öfter Tempeldienern begegnen. Wir sind in Neh 3:17 schon an den Leviten vorbeigekommen. Wir sind am Haus des Hohenpriesters vorbeigegangen. Nun stehen wir wieder bei Priestern. In Neh 3:26 und Neh 3:31 werden wir noch weitere Tempeldiener beschäftigt finden und dazwischen, beim Rosstor, noch einmal eine Anzahl Priester (Neh 3:28).

Die Priester, die wir hier beschäftigt finden, wohnen im Jordankreis. Es wird für sie eine Freude gewesen sein, so nah am Tempel arbeiten zu können. Die Aussicht, ihren Dienst im Tempel wieder verrichten zu können, wird sie angespornt haben.

Benjamin und Haschub – Asarja

Benjamin und Haschub

Hier ist zum zweiten Mal von Menschen die Rede, die ihrem Haus gegenüber bauen. Die Namen dieser Bauenden sind Benjamin, was „Sohn der Rechten“ bedeutet, und Haschub, was „fürsorglich“ oder „besorgt“ bedeutet. Die Rechte ist die Hand der Stärke und sorgt für Schutz und Bewahrung. Wodurch wird ein Haus beschützt? Auf welche Weise tragen wir Sorge für das, was uns in unserem Haus (Familie) anvertraut ist? Wenn es um die materielle Seite geht, können wir alle denkbaren Versicherungen abschließen für allerlei Unglücksfälle, wie Feuer oder Diebstahl. Wir können alle Arten von beschützenden Sicherheitsmaßnahmen treffen, wie Alarmsysteme und Sicherheitsdienste. All das bietet jedoch keinen sicheren Schutz.

Aber es gibt noch viel schlimmere Feinde als die, die uns materiellen Schaden zufügen können. Das sind die Feinde, die ständig versuchen, uns geistlichen Schaden zuzufügen. Wie können wir uns davor schützen? Wie errichten wir dagegen eine beschützende Mauer?

Von Benjamin, dem Sohn Jakobs, lesen wir, dass er bei dem HERRN wohnen wird und dort sicher wohnen wird (5Mo 33:12). Nur Gott ist unsere Sicherheit. Wie reich ist ein Haus, dass seine Sicherheit im Schutz des Herrn findet, wo man auf den Allmächtigen vertraut und sich in seinen Armen geborgen weiß. Es geht hier nicht um die Sicherheit, dass Krankheit, Armut, Leid oder Tod unser Haus nicht treffen könnten, sondern dass das Wohnen bei dem Herrn uns immer vor Bösem, vor Streit und Angst bewahren wird.

Wenn wir nicht mehr auf die Kraft des Herrn vertrauen, liegt dieses Stück Mauer in Trümmern. Wenn wir merken, wie unsere Familie immer mehr auseinanderfällt, weil der Schutz weg ist, müssen wir den Schutz wieder aufsuchen. Die Kraft des Herrn ist immer verfügbar für den, der sie in Anspruch nimmt.

Asarja

Asarja ist „neben seinem Haus“ an der Arbeit. Es scheint, dass das Stück Mauer gegenüber seinem Haus noch intakt ist. Es ist doch ziemlich sinnlos, neben dem Haus anzufangen und das Stück vor dem Haus offen zu lassen. Asarja bedeutet „Jahwe hat geholfen“. Er ist nicht damit zufrieden, dass die Mauer vor seinem Haus noch steht. Auch das offene Stück daneben, möchte er geschlossen haben. Mit der Hilfe des HERRN schließt er, so viel an ihm liegt, jedes Risiko aus, dass der Feind auch nur in die Nähe seines Hauses kommen kann. Es ist wichtig, den Feind so weit wie möglich fernzuhalten.

Jedes Interesse für den Feind aus Neugier kann ihm die Gelegenheit geben, zuzuschlagen. Diese Gelegenheit dürfen wir ihm nicht geben. Unser Interesse sollte nur dem Herrn Jesus gelten und den Dingen, bei denen Er im Mittelpunkt steht. Insofern wir uns als Auftrag des Herrn mit dem Feind beschäftigen müssen, beispielsweise um andere vor seinen Listen warnen zu können, dürfen wir mit dem Schutz des Herrn rechnen.

Binnui

Wo Asarja aufgehört hat, baut Binnui weiter. Er baut „bis an den Winkel und bis an die Ecke“. Der Name Binnui bedeutet „jemand, der aufbaut“. Sein Vater ist Henadad, einer der Rückkehrer aus Babel (Esra 3:9). Seine Söhne haben beim Bau des Tempels mitgeholfen. Hier sehen wir einen Sohn, der beim Bau der Mauer mithilft. Sein Vater hat ihm einen Namen gegeben, der mit dem Bauen zu tun hat. Es scheint, dass Henadad bei allem beteiligt ist, was mit dem Bauen für Gott zu tun hat. Binnui wird dem Namen gerecht, den sein Vater ihm gegeben hat.

Welchen Namen geben wir unseren Kindern? Damit meine ich: Welche Erwartungen haben wir an sie? Wenn wir für uns selbst eine Stellung, Ehre oder Ansehen in der Welt suchen, werden wir uns das auch für unsere Kinder wünschen. In unseren Gedanken geben wir ihnen den Namen eines großen Wissenschaftlers, eines berühmten Sportlers, eines gefeierten Musikers oder einer sonstigen Berühmtheit. Aber wenn unser Interesse Gottes Haus, Gottes Stadt und der Ehre Gottes in allen Dingen gilt, werden wir uns wünschen, dass dies auch bei unseren Kindern der Fall sein wird. Dann werden wir beten, dass sie dem Herrn Jesus in seinem Reich nützlich sein werden.

Palal – Pedaja

Palal

Palal ist in der Nähe des Hauses des Königs und wohl an der Seite vom „Gefängnishof“, oder „Wachthof“, wie andere auch übersetzen, beschäftigt. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Jeremia da eingesperrt ist (Jer 32:2; 8; 12; Jer 33:1; Jer 37:21; Jer 38:6; 13; 28; Jer 39:14). Er ist dort eingesperrt, weil er vor dem Kommen des Königs von Babel gewarnt hat. Er hat auch darauf hingewiesen, dass die Kapitulation die einzige Möglichkeit der Rettung ist. Aber davon wollten der König und seine Ratgeber nichts wissen. Jeremia hat seine Freiheit verloren und Jerusalem wurde erobert und verwüstet.

Vielleicht denkt Palal daran, als er „beim Gefängnishof“ an der Mauer beschäftigt ist. Sein Name bedeutet „Richter“. Ein Richter weiß, wann das Gesetz übertreten wird und was das Strafmaß für diese Übertretung ist. Er wird zustimmen, dass Gott recht daran getan hat, das schuldige Jerusalem in die Hände der Babylonier zu geben. Dieses Urteil haben sie verdient. Jeremia wird befreit, das Volk wurde in Gefangenschaft geführt.

Wird ihn das nicht zu einem betenden Bauenden gemacht haben? Wir können uns vorstellen, dass er gebetet hat: „Herr, gib, dass dein Volk dir jetzt treu dienen und auf dich hören wird, sodass die Stadt nicht aufs Neue verwüstet werden muss.“ So ein Gebet ist auch für uns passend, die wir in Tagen leben, in denen der Verfall der Gemeinde überhandnimmt. Wenn wir dann durch Gottes Gnade Wiederherstellung erleben dürfen, dürfen wir nie vergessen, wie sehr wir als Gemeinde versagt haben.

Pedaja

Neben Palal ist Pedaja beschäftigt. Pedaja bedeutet „Jahwe erlöst“. Das passt gut zu dem „Richter“. Gott ist gerecht, wenn Er richtet, aber Er erlöst den, der sich unter dieses Urteil beugt. Pedaja stellt jemanden dar, der sich bewusst ist, dass er erlöst ist, um sich für die Sicherheit und Geborgenheit aller einzusetzen, die in der Stadt Gottes sind.

Die Nethinim – das Wassertor

Die Nethinim (die Tempeldiener)

Zwischen der ganzen Betriebsamkeit wird hier eine Bemerkung über die Nethinim gemacht. Sie wohnen auf dem Ophel, einer Höhe direkt vor dem Wassertor auf der Südseite des Tempels. Die Nethinim sind Tempeldiener und werden immer in der Mehrzahl genannt. Sie sind mit dem Dienst am Tempel verbunden. Ihre Aufgaben liegen im Bereich aller Arten von Hilfsarbeiten. Sehr wahrscheinlich sind sie Nachkommen der Gibeoniter, die sich durch eine List zum Volk Gottes gesellt haben (Jos 9:3-15). Josua verflucht sie dafür und bestimmt, dass sie nie aufhören sollen „sowohl Holzhauer als auch Wasserschöpfer für das Haus meines Gottes“ zu sein (Jos 9:23).

In Verbindung mit dem Namen Pedaja sehen wir, wie der HERR sie von dem Fluch befreit hat. Sie haben sich in die Aussage Josuas gefügt und dadurch ist der Fluch für sie zu einem Segen geworden. Die Mauer dient auch dazu, sie zu beschützen und für den Dienst zu bewahren, der ihnen auferlegt wurde.

Das Wassertor

Das Wassertor, das siebte Tor, das in diesem Kapitel genannt wird, ist kein Teil der Mauer, sondern liegt, wie der Ophel, innerhalb der Mauer. Es steht nicht hier, dass das Wassertor wiederaufgebaut wird. Es wird jedoch erwähnt, dass sich das Tor an der Seite „nach Osten“ von der Mauer befindet, in der Nähe von „dem vorspringenden Turm“.

Bei dem Quellentor (Neh 3:15) haben wir schon gesehen, dass das Wasser vom Wort Gottes spricht (Eph 5:26). Da ist das Wasser bewegt, eine Quelle, die sprudelt. Das ist das Wort, das sein Werk tut und wirkt (1Thes 2:13). Hier stellt das Wasser auch das Wort Gottes dar, aber eher in seiner Unveränderlichkeit. Das ist eine deutliche Anwendung davon, dass das Wassertor nicht wiederaufgebaut werden muss. An dem Wort muss nichts verbessert werden. Es bleibt ewig in all seiner Vollkommenheit bestehen (Ps 119:89; Joh 1:1; Off 19:13).

Das gibt Hoffnung für die Zukunft, wovon die Ostseite spricht. Die Ostseite ist die Seite, auf der die Sonne aufgeht. Wenn der Herr Jesus als „Sonne der Gerechtigkeit“ (Mal 3:20) erscheint, wird Er alles in Erfüllung gehen lassen, was Gott in seinem Wort verheißen hat. Es ist so, als ob der „vorspringende Turm“ das noch einmal betont. Die Wächter auf diesem Turm schauen nach Osten aus, um als erste die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen zu sehen.

Die Tekoiter

Bei dieser Gruppe Bauender sind wir schon früher einmal stehengeblieben (Neh 3:5). Hier sind sie mit einem zweiten Teil beschäftigt. Es ist möglich, dass die Tekoiter ein zweites Stück tun mussten, da die Vornehmen es unter ihrer Würde erachten, mitzuhelfen.

Das können wir auf alle Arbeit anwenden, die für den Herrn getan wird. In der Arbeit für den Herrn werden die Lasten manchmal ungleichmäßig verteilt, da es welche gibt, die ihre Aufgabe nicht ausführen. Dann muss durch wenige viel getan werden. Wenn jedes Glied seine oder ihre Funktion erfüllt (1Kor 14:4-11), ist kein Glied überlastet. Leider ist die Praxis anders. Manche meinen, dass sie nichts bedeuten. Sie verstecken sich hinter Unwissenheit oder Zeitmangel. Aber der Herr hat jedem Gläubigen eine Aufgabe gegeben. Diese Entschuldigungen sind Ausflüchte, keine gültigen Entschuldigungen und in Wirklichkeit Ungehorsam gegenüber dem Herrn.

Das Rosstor – die Priester

Das Rosstor

Wir sind beim achten Tor angekommen, dem Rosstor. Das Rosstor selbst wird nicht ausgebessert. Es wird als Ausgangspunkt für einige Priester genannt, um die Mauer gegenüber von ihren Häusern wiederaufzubauen. Fast immer, wenn das Pferd in der Schrift erwähnt wird, geht es um Kriegspferde. Das Pferd wird für seine Unerschrockenheit, Schnelligkeit, Ausdauer und Kraft gelobt. Eine schöne Beschreibung davon gibt der HERR selbst in seiner Antwort an Hiob (Hiob 39:22-25).

Die genannten Eigenschaften des Pferdes sind nötig, um beim Bau der Mauer durchzuhalten. Das Ende der Mauer kommt in Sichtweite. Manchmal kann der Blick auf das Ende einen zusätzlichen Energieschub geben. Wir denken an das, was schon geschehen ist und setzen alles daran, das Werk abzuschließen. Manchmal kann uns das letzte Stück auch zu viel werden. Wenn wir die Arbeit, die noch getan werden muss, an unseren Kräften messen, können wir entmutigt werden (Neh 4:10).

Wenn wir Gefahr laufen, entmutigt zu werden, ist es wichtig, daran zu denken, dass wir für die genannten Qualitäten nicht auf uns selbst oder auf ein Geschöpf vertrauen dürfen, sondern auf den Herrn. In einigen Psalmen wird die große Kraft des Pferdes genannt, um an die größere Kraft Gottes zu erinnern (Ps 20:8; Ps 33:17; Ps 76:7). Wenn wir Ihn anrufen, wird Er uns die Kraft und die Ausdauer geben, um den Sieg zu erringen und das Endziel zu erreichen.

Die Priester

Mehr als alles andere, gilt das für den Priesterdienst. In der Christenheit gibt es wohl das Bekenntnis zur allgemeinen Priesterschaft, aber oft nicht die Praxis davon. Wie wichtig ist es, an dieser für Gott so wichtigen Wahrheit festzuhalten und sie in die Praxis umzusetzen. Gott möchte, dass wir Ihm ständig – und nicht nur ab und zu – ein Opfer des Lobes bringen (Heb 13:15; 1Pet 2:5).

Es ist möglich, dass das Hindernis, diesen Priesterdienst zu verrichten, durch das Fehlen der Mauer vor den Häusern der Priester verursacht wird. Durch das Aufgeben der Absonderung von der Welt – das Niederreißen der Mauer – ist vieles in die Familien von Gläubigen hereingekommen, was nicht gerade zum Priesterdienst anspornt. Wie viele Stunden wird Fernsehen geguckt, im Internet gesurft oder mit sozialen Medien verbracht? Und wenn geguckt und gesurft wird, was sieht man dann?

Lasst uns als gläubige Männer und Frauen, denn beide sind Priester, die Mauern vor ihrem Haus einmal prüfen. Sind dadurch, dass man nicht wachsam war, Gedanken in das Herz eingedrungen, wodurch sich unser Blick auf die Bibel oder den Herrn Jesus verändert hat? Bei ehrlicher Selbstprüfung werden wir dann feststellen, dass der Priesterdienst für Gott abgenommen hat, die Anbetung des Vaters verschwunden und die Hingabe an den Herrn kaum noch vorhanden ist.

Lass das Rosstor wieder in das Blickfeld kommen. Such die Kraft des Herrn, um den Bau der Mauer wieder aufzunehmen. Hör auf die Ermutigung Nehemias: „Fürchtet euch nicht vor ihnen [den Widersachern]! Gedenkt des HERRN, des großen und furchtbaren, und kämpft für eure Brüder, eure Söhne und eure Töchter, eure Frauen und eure Häuser!“ (Neh 4:8).

Zadok – Schemaja und das Osttor

Auch Zadok ist seinem Haus gegenüber an der Arbeit. Zadok bedeutet unter anderem „aufrecht“, „ehrlich“. Ist die Mauer der Aufrichtigkeit um unser Haus niedergerissen? Sind wir ehrlich in unserem Umgang mit anderen? Lasst uns das, wenn wir verheiratet sind, einmal auf unsere Ehe anwenden. Erinnern wir uns noch an unser Versprechen der Treue an unserem Hochzeitstag? Sind wir treu und ehrlich geblieben? Gilt das auch für das Verlangen nach der Gesellschaft unseres Partners, das größer sein muss als nach der Gesellschaft irgendjemand anderes in der Welt? Oder begehren wir die Gesellschaft von jemanden, von dem wir sagen: „Der liegt mir besser, ist mir sympathischer als mein eigener Mann oder meine eigene Frau“? Die heilige Mauer der Ehrlichkeit liegt dann in Trümmern und muss wiederaufgebaut werden.

Vielleicht muss der Mann seiner Frau oder die Frau ihrem Mann bekennen, dass Unehrlichkeit in die Gedanken oder vielleicht sogar in die Praxis gekommen ist. Die Trümmer müssen weggeräumt werden, bevor dort wieder gebaut werden kann.

Zadok ist der Sohn Immers, was „gesprächig“ bedeutet. Es gibt keinen Körperteil, der so viel Schaden anrichtet wie die Zunge. Die Mauer der Ehrlichkeit wird oft durch die Geschwätzigkeit ein Trümmerhaufen. Kritik aneinander, an Brüdern und Schwestern, reißt die Mauer ein. Wie reden wir über einander und miteinander? Vielleicht muss es auch dafür ein Bekenntnis geben, auch gegenüber den Kindern, die gehört haben, wie wir über unsere Brüder und Schwestern geredet haben.

Schemaja und das Osttor

Wir sind bei Schemaja angekommen. Von ihm wird als Besonderheit erwähnt, dass er „der Hüter des Osttores“ ist. Das Osttor, das neunte Tor in diesem Kapitel, ist ein besonderes Tor. Durch dieses Tor verlässt die Herrlichkeit des HERRN den Tempel und Jerusalem (Hes 10:18; 19; Hes 11:23). Wegen der Sünden Jerusalems kann Gottes Herrlichkeit dort nicht länger wohnen. Aber Er ist nicht weggegangen, um für immer wegzubleiben. Der Prophet Hesekiel sieht in einer Vision die Herrlichkeit des HERRN wieder in den neuen Tempel zurückkommen (Hes 43:4).

Diese gewaltige Perspektive ist mit dem Namen Schemajas verbunden. Sein Name bedeutet „Jahwe hört“. So sehr sich Gottes Volk auch im Verfall befindet, so sehr sich Gottes sichtbare Herrlichkeit auch in den Himmel zurückziehen musste, es kommt der Moment, in dem Er wiederkommt. Der Glaube ruft: „Wie lange noch HERR?“ Es scheint schon so lange zu dauern. Aber Gott hört das Rufen seines Volkes. Der Geist und die Braut sagen: „Komm!“ (Off 22:17). Der Herr Jesus antwortet: „Ja, ich komme bald“ (Off 22:20).

Hananja und Hanun – Meschullam

Hananja und Hanun

Von diesen Bauenden wissen wir nicht viel mehr als ihre Namen. In ihren Namen liegt eine Verbindung. Hananja bedeutet „Jahwe hat begnadigt“ und Hanun bedeutet „begnadigt“. Von Hanun wird noch eine Besonderheit erwähnt: Er ist der sechste Sohn.

Sechs ist die Zahl des Menschen (Off 13:18) und seines Werkes (2Mo 20:9). Alles was der Mensch ist und tut, trägt den Stempel der Sünde und Schwachheit. Der Mensch ist ein von Gott begnadigtes Geschöpf. Durch das Wählen der Sünde hat der Mensch sich von Gott losgerissen. In seinem Hochmut rühmt er sich seiner Qualitäten. Es ist dann auch töricht, den Menschen groß zu rühmen und auf ihn zu vertrauen am Tag der Heimsuchung (Jes 2:22).

Aber jeder „Hanun“ kann ein „Hananja“ werden. Wer seine Sündhaftigkeit, seinen Hochmut und Aufstand gegenüber Gott einsieht, empfängt Vergebung der Sünden. Er darf auf das Werk des Herrn Jesus sehen, der als Mensch vollkommen dem entsprochen hat, was Gott vom Menschen erwartet. Er hat als Mensch die Sünden aller getragen, die an Ihn glauben. Wer im Glauben annimmt, dass Er das auch für ihn getan hat, kommt in die Gnade Gottes (Röm 5:2).

Durch die Bekehrung zu Gott wird die Verbindung mit Gott wiederhergestellt. Durch den Glauben an den Herrn Jesus wird jemand in Ihm begnadigt, oder vor Gott angenehm gemacht (Eph 1:6). Das ist die wahre Gnade (oder Gunst), in der jemand stehen muss (1Pet 5:12). „Hananja“ und „Hanun“ werden vereint. „Hanun“ kann wirklich dem Zweck entsprechen, für den Gott ihn geschaffen hat, das ist, Ihm zu dienen. Zusammen mit „Hananja“ ist er bei dem Mauerbau einsetzbar.

Meschullam

Meschullam hat erst an der Wiederherstellung eines anderen Stücks Mauer mitgearbeitet (Neh 3:4b), aber er verwahrlost „seine Zelle“, seinen eigenen Lebensraum, nicht. Meschullam wohnt möglicherweise allein in einem Zimmer. Die Anwendung liegt auf der Hand. Viele junge Menschen wohnen heute in eigenen Zimmern. Sie verlassen das elterliche Haus, um in einer anderen Stadt zu studieren. Sie wohnen allein. Sie sind selbst verantwortlich für die Einrichtung ihres Zimmers und ihrem Verhalten darin. Strahlt es eine christliche Atmosphäre aus oder sieht man die Gelegenheit, alle biblischen Werte und Normen von zu Hause über Bord zu werfen? Viele junge Menschen haben die Mauer, wohinter sie zu Hause sicher waren, eingerissen.

Bei Meschullam ist das anders. Obwohl er nur ein Zimmer als Zuhause hat, zeugt sein Leben von vollkommener Hingabe. Dadurch lebt er in einer geheiligten Atmosphäre. Sein Name bedeutet „übergeben“. Er ist der Sohn von Berekja, was „Jahwe segnet“ bedeutet. Wer in Hingabe an den Herrn lebt, wird von Ihm gesegnet. Der Segen des Herrn hängt nicht davon ab, ob mein Haus groß oder klein ist, ob das Werk imponierend oder unbedeutend ist, sondern ob alles gebraucht und getan wird in Hingabe an Ihn. Der Segen, der dann vom Herrn kommt, „er macht reich“ (Spr 10:22).

Wir bauen alle an der Mauer. Niemand soll denken, dass er zu gering ist. Das kleinste Loch in der Mauer führt zu der Gefahr, dass der Feind dadurch eindringen kann. Wenn wir ein Loch entstehen oder bestehen lassen, ist die ganze Gemeinde in Gefahr.

Malkija – das Wachttor

Malkija

Noch ein kleines Stück und der Rundgang um die Mauer ist abgeschlossen. Wir bleiben noch eben bei Malkija stehen, einem Goldschmied. Malkija bedeutet „Jahwe ist König“. Er kennt den Wert von Edelmetallen. Um das Material und den Beruf zu beschützen, baut er mit an der Mauer.

Darüber hinaus steht seine Arbeit in Verbindung mit dem „Haus der Nethinim und der Händler“. Er hat ein Auge für die Arbeit, die die „Nethinim“ (oder: Tempeldiener) tun. Wie bescheiden sie auch ist, es ist wichtig, dass diese Arbeit geschehen kann. Durch den Bau der Mauer sorgt er dafür, dass der Feind nicht durch sein Haus in die Stadt kommen kann. Ein Tempeldiener kann seine Arbeit so unterschätzen, dass er versucht, über andere Kanäle etwas Ansehen zu bekommen. Aber wenn der Tempeldiener in Verbindung steht mit „Malkija“ und entsprechend der Bedeutung dieses Namens lebt und seine Arbeit tut, wird es dem Feind nicht gelingen, durch ihn in die Stadt Gottes zu kommen. Die Mauer ist dort gut gebaut.

Auch „Händler“ können nur gut Handel treiben, wenn sie das in Übereinstimmung mit den Regeln tun, die in der Stadt gelten. Es ist schwierig, aber nicht unmöglich, ehrlich Geschäfte zu machen. Der Feind hat es besonders auf Geschäftsleute abgesehen, um Einfluss auf das Leben in der Stadt Gottes zu bekommen. Aber gegen einen Geschäftsmann, der mit „Malkija“ verbunden ist und nach der Bedeutung dieses Namens lebt und handelt, wird er nicht ankommen. Die Mauer ist dort gut gebaut.

Das Wachttor

Das Wachttor ist das zehnte Tor, das in diesem Kapitel genannt wird. Das Tor heißt eigentlich, wie es hier steht, „Tor Miphkad“. Das Wort „Miphkad“ bedeutet unter anderem „Inspektion“.

Die Arbeit ist fast geschafft. Es ist nicht ungewöhnlich, am Ende einer Arbeit, am Ende eines Jahres oder am Ende eines Lebens einmal zurückzublicken auf diese Arbeit, das Jahr oder das Leben. In geistlicher Hinsicht ist es wichtig, regelmäßig zurückzublicken. Später sehen wir oft besser, wie wir gearbeitet haben, als in der Zeit der Arbeit selbst.

Paulus zieht am Ende seines Lebens die Bilanz. Als die Zeit seines Abscheidens gekommen ist, kann er sagen: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe den Glauben bewahrt“ (2Tim 4:6; 7). Zur gleichen Zeit weiß er, dass die endgültige „Inspektion“ durch den Herrn geschieht (1Kor 4:1-5), wenn wir alle „vor dem Richterstuhl des Christus“ (2Kor 5:10) offenbar werden.

Die „Inspektion“ vor dem Richterstuhl findet im „Obergemach“ statt, im Himmel. Aber auch auf der Erde finden wir schon ein „Obergemach“, einen Ort der Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus. Dort ist der Herr Jesus mit seinen Jüngern, um dort mit ihnen das Passah zu feiern (Lk 22:12). Bei dieser Gelegenheit setzt Er das Abendmahl ein, das wir noch jeden Sonntag feiern dürfen. Dann denken wir an Ihn und sein Erlösungswerk am Kreuz. Wir verkündigen seinen Tod. Aber das geht nicht, ohne uns selbst zu beurteilen, zu prüfen, zu „inspizieren“ (1Kor 11:28). Wenn wir zu der Erkenntnis kommen, dass in unserem Leben etwas Sündiges ist, müssen wir das erst verurteilen. Wir müssen es Gott bekennen, und wenn auch Menschen davon betroffen sind, auch ihnen gegenüber.

Nach der Himmelfahrt des Herrn Jesus sind die Jünger wieder in dem Obersaal (Apg 1:13). Dort warten sie auf die Ausgießung des Heiligen Geistes. „Inspektion“ des Wortes macht deutlich, dass das Geschehen mit Judas in der Schrift vorausgesagt ist (Apg 1:16). Die Schrift sagt dem „Untersucher“ auch, dass ein anderer den Platz von Judas einnehmen muss (Apg 1:20). Die Untersuchung des Wortes zeigt uns, was geschehen muss, bis die Verheißung in Erfüllung geht. Mehr denn je können wir das auf die Verheißung des Wiederkommens des Herrn Jesus anwenden.

Goldschmiede und Händler – das Schaftor

Goldschmiede und Händler

In diesem Vers wird kein Name oder Namen genannt, sondern zwei Berufe: Goldschmiede und Händler. Sie sorgen dafür, dass das letzte Loch in der Mauer geschlossen wird und die Mauer ein Ganzes bildet. Die Goldschmiede arbeiten mit Edelmetallen. Sie arbeiten sehr präzise. Das Ergebnis ihrer Arbeit wird immer bewundert. Händler arbeiten so, dass sie den größten Gewinn aus einem Geschäft herausholen.

Bei dem Wiederaufbau der Mauer ist es wichtig, bis zum Ende gründlich zu arbeiten. Um beim Bau der Mauer durchzuhalten, ist es nötig, den Wert dieser Arbeit zu erkennen. Außerdem ist es wichtig, so zu arbeiten, dass es den größten Gewinn für den Herrn Jesus bringt. Er hat jedem der Seinen Talente gegeben mit dem Auftrag: „Handelt, bis ich komme“ (Lk 19:13).

In dem Gleichnis von den Pfunden (Lk 19:11-27) und von den Talenten (Mt 25:14-30) geht es um das Handeln mit dem, was der Herr uns während seiner Abwesenheit von der Erde anvertraut hat. Bei seinem Wiederkommen wird Er uns fragen, was wir damit getan haben. Hat unser Leben Gewinn für Ihn hervorgebracht?

Das Schaftor

Nach dem Rundgang entlang der Mauer um die Stadt sind wir wieder am Schaftor angekommen, wo wir in Neh 3:1 begonnen haben. Das Schaftor erinnert an den Herrn Jesus als die Tür der Schafe und es erinnert an Ihn als den guten Hirten, der sein Leben gegeben hat für seine Schafe (Joh 10:11). Bis in Ewigkeit wird Er so vor unseren Augen stehen. Bis in Ewigkeit werden wir Ihn dafür anbeten.

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