Philippians 1:5

Einleitung

Eine wohltuende Wärme begegnet einem, wenn man diesen Brief liest. Zwischen seinem Verfasser und den Adressaten besteht eine herzliche Verbindung. Und dabei muss man die große Entfernung und die unterschiedlichen Umstände berücksichtigen. Paulus ist in Rom, die Adressaten wohnen in Philippi. Er schreibt nicht aus einer komfortablen Wohnung oder einem schönen Hotelzimmer, sondern aus dem Gefängnis. Ein Gefängnis war damals nicht die luxuriöse Behausung, wie sie es heute, jedenfalls im Westen, ist.

Wir bekommen in diesem Brief einen Einblick in das Herz des Paulus. Während man ihn liest, hört man kein Klagelied darüber, wie schlecht er es angetroffen hat. Vielmehr hört man das Singen seines Herzens. Wie ist das möglich? Das ist möglich, weil sein Herz von Christus voll ist. Er wird durch die Umstände nicht erdrückt, grämt sich nicht, murrt nicht über den Herrn; er sieht Ihn, der über allen Umständen steht. Paulus ist sich bewusst, dass die Umstände, in denen er sich befindet, in der Hand des Herrn sind.

Sieh, wenn du so auf dein Leben sehen kannst, bist du nicht kleinzukriegen. Das gelingt uns oft nicht. Das wusste der Herr. Deswegen hat Er diesen Brief in die Bibel aufnehmen lassen. Er nimmt uns bei der Hand, um uns bereits durch das Lesen zu lehren, wie wir mit Freude im Herzen durch alle Mühen und Schwierigkeiten des Lebens gehen können. Paulus hat das auch nicht von heute auf morgen gelernt. Er hat dafür so einige Übungen durchgemacht. Doch all das ist für ihn der Mühe wert gewesen. Und wenn das für ihn so war, gilt das auch für dich und mich.

Ich erwähnte das Wort „Freude“. Man könnte es das Schlüsselwort für diesen Brief nennen. Es ist wohltuend, den Apostel immer wieder darüber sprechen zu hören. Überhaupt keine Niedergeschlagenheit wegen der Lage, in der er sich befand; überhaupt keine Trübseligkeit wegen der Entwicklungen in der Gemeinde. Freude erfüllte sein Herz, weil sein Herz mit Christus erfüllt war. Freude gab es auch, weil die Philipper ihn nicht vergessen hatten. Paulus schätzte den Beweis ihrer Liebe zu ihm sehr. Wie gut kann es doch tun, wenn andere zeigen, dass sie dich nicht vergessen haben, dass sie mit dir empfinden.

Philippi wird in der Bibel zum ersten Mal in Apostelgeschichte 16 erwähnt (Apg 16:11-15). Dort wird berichtet, wie Paulus und seine Begleiter Europa betraten. In Philippi angekommen, brachten sie dort das Evangelium. Das Ergebnis ihrer Predigt war die Entstehung der ersten Gemeinde in Europa. Das ging nicht ohne Widerstand. Es wurde gehauen und gestochen ... Paulus landete im Gefängnis. Doch aus diesem dunklen Kerker strahlte das Licht des Evangeliums hervor.

Während Paulus seinen Brief schreibt, sitzt er wieder im Gefängnis. Seit seinem ersten Besuch in Philippi sind ungefähr zehn Jahre vergangen. Die Philipper hatten ihn jedoch nicht vergessen, und Paulus hatte sie nicht vergessen. Es gab regelmäßigen Kontakt. Die Philipper hatten ihm mehrfach etwas für seinen Lebensunterhalt geschickt. Und als sie von seiner Gefangenschaft hörten, baten sie Epaphroditus, Paulus aufzusuchen. Sie wollten ihm gern etwas geben, und das konnte Epaphroditus gut mitnehmen. Nun, es war gut angekommen. Dieser Brief, den Paulus ihnen schreibt, zeugt davon.

Dieser Brief ist eigentlich ein Dankesschreiben. Paulus spricht seinen Dank für die Gabe aus, die er von den Philippern erhalten hatte. Doch noch dankbarer als für die Gabe ist er für ihr Mitempfinden. Man spürt zwischen den Zeilen, wie sehr er sich mit dieser Gemeinde verbunden fühlt. Der Tonfall ist voller Liebe, die Sprache voller Vertrautheit. Mit dieser Gemeinde konnte er die Empfindungen seines Herzens teilen. Er wusste, dass sie ihn verstehen würden. Es ist ein hohes Gut, darauf vertrauen zu können, dass ein anderer dich versteht.

Die Philipper ihrerseits wollten durch ihre Gabe ihre Liebe zu Paulus zum Ausdruck bringen. Er war für sie nicht „aus den Augen, aus dem Sinn“. Sie behielten ihn im Herzen, sie dachten stets mit Dankbarkeit und Besorgnis an ihn. Und Paulus wiederum dachte an ihre Sorge um ihn. Diese Sorge wollte er durch diesen Brief wegnehmen. Das spricht doch wirklich auf besondere Weise über die tiefe Zuneigung, die beidseitig vorhanden war. Was für ein Vorbild für örtliche Gemeinden in ihren Beziehungen untereinander und gegenüber Dienern Gottes. Paulus wäre nicht Paulus, wenn er nicht die Gelegenheit nutzen würde, ihnen geistlich zu dienen. Auf beinah freundschaftliche Weise lässt er die Philipper daran teilnehmen, was er durchgemacht hat. Dieser Brief ist kein lehrmäßiger Brief, sondern ein Brief voller christlicher Erfahrung. Man begegnet darin tiefen Seelenübungen. Das Christentum besteht nicht nur aus Lehre, es besteht auch aus (Er-)Leben. Lehre und Leben gehören zusammen, und das eine geht nicht ohne das andere. In diesem Brief liegt der Nachdruck auf Leben, während zum Beispiel im Brief an die Römer der Nachdruck mehr auf der Lehre liegt.

Dieses Erleben bzw. diese Erfahrung ist zugleich das Durchleben einer geistlichen Entwicklung. Es geht nicht nur um eine Momentaufnahme. Es geht auch nicht um die Suche nach optimalem Glück. Geistliches Wachstum ist ein Prozess, der nach Gottes Willen und entsprechend dem Weg Gottes erfolgen muss. Darum ist es nötig, dass Christus im Mittelpunkt steht. Du musst lernen, dass dein Blick beständig auf Christus gerichtet ist. Erst dann geht es gut, und du wirst geistlich wachsen. Geistlich wachsen bedeutet, dass Christus immer mehr dein ganzes Herz und dein ganzes Dasein erfüllt und dass du Ihn in allem einbeziehst und nichts mehr ohne Ihn tust. Traust du dich zu sagen, dass du schon so weit bist? Ich nicht. Die Philipper waren auch noch nicht so weit.

Man könnte sagen, dass in diesem Brief die Pilgerreise des Christen in der Wüste beschrieben wird. Eine Wüste ist kein angenehmer Aufenthaltsort. Es ist dort trocken, dürr und tot. Das ist die Welt für den Christen. Der Christ beschäftigt sich jedoch nicht mit den Dingen um ihn her, er beschäftigt sich mit Christus im Himmel. Er ist auf der Reise zu Ihm. Dieses Ziel erfüllt sein Leben und ist das Motiv zum Durchhalten. Es spornt ihn zu großer Aktivität an. Er gibt dafür alles auf, was ihn hindert, dieses Ziel zu erreichen.

In diesem Brief wirst du die Wörter „Fleisch“ (im Sinn des sündigen Fleisches) oder „Sünde“ vergeblich suchen. Sie kommen nicht darin vor. Das ist nicht schwer zu verstehen. Es geht in diesem Brief nicht um die Kämpfe des Glaubens. Kämpfe gehören zum Weg durch eine Welt, die an uns zieht. In diesem Brief hören wir einem Mann zu, dessen Herz voll ist von Christus. Wenn du gelernt hast, deinen Blick stets auf Christus zu richten, bekommt die Verführung keine Chance, auf dich einzudringen. Auch Schwierigkeiten und Probleme, Zweifel und Sorgen bekommen keine Gelegenheit, sich zwischen Christus und dich zu stellen. Christus ist ja größer als alle Probleme. Bezieh Ihn mit ein! Das Problem verschwindet dann zwar nicht, erhält aber einen Christus untergeordneten Platz.

Anstelle der Kämpfe des Glaubens siehst du die Kraft des Geistes. Wo Christus gesehen wird, ist der Heilige Geist am Werk. Wo das Auge auf Christus gerichtet ist, kann der Heilige Geist weiter wirken. Da bekommt der Heilige Geist freie Bahn, um das Herz und das ganze Blickfeld mit der Person Christi zu erfüllen.

Der Brief hat vier Kapitel. In jedem Kapitel ist das Leben Christi das Thema.

1. In Kapitel 1 sagt Paulus, dass das Leben für ihn einzig und allein aus Christus besteht.

2. In Kapitel 2 sehen wir Beispiele aus dem Leben Christi; wie dieses Leben zuerst in Christus sichtbar wurde und danach auch in vielen Menschen.

3. In Kapitel 3 entdecken wir, welche Kraft dieses Leben für jeden hat, der solch ein Leben führen will.

4. In Kapitel 4 erfahren wir, wie dieses Leben in der Lage ist, den Christen über alle Umstände zu erheben.

Beginn, Danksagung und Gebet

Phil 1:1. Wie üblich stellt Paulus sich selbst zunächst den Adressaten als Absender vor. Genauso wie er es öfter tut, bezieht er noch jemanden beim Schreiben des Briefes mit ein. In diesem Fall ist es Timotheus, sein „echtes Kind im Glauben“ (1Tim 1:2). In diesem jungen Mann hatte Paulus einen Mitarbeiter, für den er eine besondere Wertschätzung hatte (Phil 2:20; 22). Die Philipper kannten ihn. Dass Paulus dessen Namen ebenfalls als Absender erwähnt, zeigte ihnen, dass er hinter dem Inhalt des Briefes stand. Das war wichtig, weil Paulus hoffte, ihn in Kürze zu ihnen zu senden. Dass er Timotheus ebenfalls als Absender erwähnte, heißt nicht, dass sie diesen Brief gemeinsam geschrieben haben. An den vielen Stellen, wo Paulus das Wörtchen „ich“ benutzt, sieht man, dass er der eigentliche Schreiber ist.

Weiterhin fällt auf, dass Paulus nicht als Apostel schreibt. Er stellt sich selbst und Timotheus als „Knechte Jesu Christi“ vor. Ein Knecht oder Sklave Christi ist von Ihm gekauft worden, damit er frei wäre. Wer sich bewusst macht, welchen Preis der Herr Jesus bezahlt hat, wird immer Sklave sein wollen. Indem er über sich selbst und Timotheus als Knechte schrieb, stellte er sich auf das Niveau der Philipper. Der Inhalt des Briefes wiegt nicht schwerer, wenn apostolische Autorität damit verbunden wird. Es geht um das entsprechende Vorbild. Das geschieht in seinem Leben als Knecht, nicht aufgrund seiner Stellung als Apostel. Hätte er als Apostel geschrieben, hätte es so aussehen können, als müsste man für das Sammeln christlicher Erfahrung den Status eines Apostels haben. Die christliche Erfahrung, um die es ihm in diesem Brief geht, ist nichts Apostolisches; die Erfahrung liegt im Bereich jedes „gewöhnlichen“ Christen. Sie betrifft jeden Christen, der ein Knecht des Herrn Jesus ist. Liebe zum Herrn Jesus ist das Motiv, damit das, was uns durch den Brief mitgeteilt wird, in unserem Leben wahr wird. Es ist kein Diktat von oben.

Paulus hat wirklich alle Gläubigen im Blick; das sehen wir an der Art und Weise, wie er sich an sie richtet. Er schreibt an alle „Heiligen“. Davon ist also niemand ausgeschlossen. Durch den Gebrauch des Wörtchens „alle“ macht er auch klar, dass er über allen Parteien und Unterschieden steht. Und weil die christliche Erfahrung etwas Persönliches ist, schreibt er nicht an „die Gemeinde in Philippi“, sondern an die Heiligen. Diese Heiligen sind „in Christus Jesus“. Das ist ihre geistliche Stellung. Sie sind auch Heilige, „die in Philippi sind“. Darin sehen wir ihre irdische Stellung. In Philippi spielt sich ihr gesellschaftliches und gemeindliches Leben ab; dort haben sie ihre Verantwortung, und dort legen sie ihr Zeugnis ab. Das kannst du auch auf dich selbst anwenden. Du bist in Christus Jesus von der Welt abgesondert (das ist die Bedeutung des Wortes „heilig“). Du gehörst nicht mehr dazu. In Christus bist du abgesondert, um für Gott zu leben. Das tust du an dem Ort, wo du wohnst, wo sich dein tagtägliches Leben abspielt.

Die „Aufseher und Diener“ werden zwar separat genannt, doch das bedeutet nicht, dass sie einen besonderen Status hätten. Das Wörtchen „mit“ hat die Bedeutung von „inklusiv“. Sie werden also auf eine Stufe mit den Heiligen gestellt (vgl. Apg 20:28). Aus Apostelgeschichte 20 und Titus 1 geht hervor, dass „Aufseher“ dasselbe bedeutet wie „Ältester“ (Apg 20:17; 28; Tit 1:5; 7). „Ältester“ weist mehr auf die Reife der Person hin; sie hat eine gewisse Lebenserfahrung. Bei „Aufseher“ geht es mehr um die Aufgabe, um die Arbeit, die getan wird.

Es würde mich nicht wundern, wenn du Fragen über das Anstellen von Ältesten hast. Darüber kann ich ein paar Dinge sagen. Im Neuen Testament liest man dreimal über das Anstellen von Ältesten (Apg 14:23; Apg 20:28; Tit 1:5). Aus diesen Schriftstellen geht nicht hervor, dass die Gemeinde sie anstellt. Man liest von Aposteln, die sie zum Nutzen für die Gemeinde anstellen (Apg 14:23); man liest, dass sie vom Heiligen Geist „gesetzt“ sind (Apg 20:28); und man liest, dass jemand anders sie im Namen eines Apostels anstellt (Tit 1:5). Da wir keine Apostel mehr haben und demnach auch keiner mehr im Namen eines Apostels handeln kann, wird es schwierig, heutzutage auf der Grundlage der Bibel Älteste anzustellen.

Sind Älteste denn nicht nötig? Und wird nicht in 1. Timotheus 3 (1Tim 3:1-7) über die Kennzeichen eines Aufsehers gesprochen? Sicherlich. Ich habe auch nicht gesagt, dass es sie nicht mehr gibt. Ich habe nur gesagt, dass sie nicht offiziell von der Gemeinde angestellt werden können. Gläubige, die den Herrn schon länger kennen und ihren Weg mit Ihm gehen, werden angespornt, nach einem Aufseherdienst zu trachten (1Tim 3:1). Zum Glück gibt es örtliche Gemeinden, die solche Männer in ihrer Mitte haben.

Diener sind Menschen, die die Sorge für die materiellen Angelegenheiten übernommen haben. Das ist kein geringerer Dienst als der eines Aufsehers, nur ein anderer. Der Aufseher kümmert sich vor allem um die geistlichen Belange der Gläubigen. Beide haben es nötig, in ihrem Dienst unmittelbar vom Herrn abhängig zu sein. Sie dürfen keine Vetternwirtschaft betreiben. Das Ansehen der Person muss ihnen fremd sein. Nur dann werden sie ihre Arbeit zum Nutzen der Heiligen und zur Ehre des Herrn tun können.

Phil 1:2. Paulus beschließt die Eingangsworte mit den gebräuchlichen Segenswünschen. Er wünscht seinen Lesern für ihr alltägliches Leben praktische Gnade und inneren Frieden. Gnade ist freie, unverdiente Gunst. Leben im Bewusstsein verliehener Gnade wird ein Leben sein, in dem der Friede Gottes erfahren wird. Er wünscht ihnen, dass diese Gnade und dieser Friede ihnen von den beiden göttlichen Personen gegeben werden, mit denen sie in Verbindung gebracht sind. Der Vater und der Herr Jesus haben das größtmögliche Interesse an den Gläubigen. Die Gläubigen genießen Gnade und Friede, wenn sie das größtmögliche Interesse an allem haben, was den Vater und den Herrn Jesus betrifft. Im Licht dieses Briefes kann man wohl sagen, dass Gnade und Friede die ganze christliche Erfahrung umfassen. Alles, was du in Bezug auf die Bildung des Charakters als Christ erlebst, kannst du damit in Verbindung bringen.

Phil 1:3. Der Grundton des Briefes ist Dankbarkeit. Wenn Paulus an die Philipper denkt, fängt er spontan an zu danken. Vielleicht erkennst du das wieder. Wenn du an bestimmte Menschen denkst, bekommst du auch bestimmte Gefühle, die du manchmal einfach nicht unterdrücken kannst. Die Gefühle entsprechen dem, was diese Menschen für dich bedeuten. Wenn man negative Erfahrungen mit ihnen gemacht hat, wird das Herz, wenn man an sie denkt, nicht wirklich von Dankbarkeit überfließen. Wenn es allerdings Menschen sind, denen du viel zu verdanken hast, dann sieht die Sache ganz anders aus. Wie glücklich und dankbar machen einen Menschen doch gute Erinnerungen. So ist das auch hier bei Paulus, wenn er an die Philipper denkt. Er lässt sie wissen, dass er Gott für sie dankt. Gott hatte dafür gesorgt, dass dieses Band der Gemeinschaft da war.

Phil 1:4. Paulus ist voll davon. Wenn er Gott daher für sie dankt, betet er auch gleich für sie. In jedem Gebet ist Lob: Die Philipper kommen darin vor. Davon kann man wirklich etwas lernen. Sein Gebet für sie ist keine Last, kein Klagelied über sie Gott gegenüber. Es bewirkt bei ihm ein Festgefühl. Er betet „mit Freuden“, und das für sie alle. Es scheint so, dass es keine Ausnahmen in der Gemeinde gab. Sie waren alle vollständig am Evangelium, das Paulus predigte, beteiligt. Auch jetzt, während er im Gefängnis saß, waren sie „Teilnehmer“ des Evangeliums. Sie standen immer noch hinter ihm. Die Gabe, die sie gesandt hatten, zeugte davon. Auf solch eine Gemeinde bin ich schon ein kleines bisschen neidisch. Du nicht?

Phil 1:5. Die Philipper waren nicht einfach nette Leute, sie waren seine Brüder und Schwestern. Mit ihnen teilte er den Glauben an den Herrn Jesus, und mit ihnen teilte er das Zeugnis, das er von Ihm gab. Sie hatten das Evangelium am ersten Tag, als sie es von ihm gehört hatten, angenommen (Apg 16:14; 33; 34). Anschließend haben sie ihn bei seiner Predigt des Evangeliums unterstützt, und das nicht nur einmal im Überschwang der Gefühle. Es gibt Christen, die sich augenblicklich begeistern, wenn eine Großaktion für das Evangelium in Angriff genommen wird. Herrlich, mit so vielen Menschen etwas für den Herrn zu tun. Aber wenn die Aktion vorbei ist und das normale Leben wieder seinen Verlauf nimmt, ist es auch mit ihren Aktivitäten für das Evangelium vorbei. Das war bei den Philippern anders. Ihre Verbundenheit mit dem Evangelium war keine Anwandlung, keine zeitlich begrenzte Rührung: sie dauerte an „bis jetzt“.

Phil 1:6. Paulus ist Realist genug, um zu sehen, dass das „bis jetzt“ keine Endstation ist. Die Philipper müssen noch eine Wegstrecke gehen. Er hat dabei jedoch volles Vertrauen und sieht dem Ende mit Freuden entgegen. Die Früchte, die er bei den Philippern wahrnahm, waren das Ergebnis des guten Werkes Gottes in ihrem Leben. Das gab ihm Vertrauen für die Zukunft. Er kannte Gott gut genug, um zu wissen, dass Er sein Werk in ihnen fortsetzen und vollenden würde. Die Vollendung würde am Tag Christi kommen.

Der Tag Christi ist der Tag, an dem Christus in Herrlichkeit erscheinen wird. Das ganze christliche Leben spielt sich zwischen zwei Tagen ab: dem „ersten Tag“ (Phil 1:5) und „dem Tag Christi“. Der „erste Tag“ ist der Anfang des Wettlaufs, der Tag, an dem sie (und wir) das Evangelium hörten und annahmen. „Der Tag Christi“ ist die Zeitspanne, in der Christus öffentlich die Herrschaft über die Welt antreten wird (Ps 2:8). Für uns beginnt der Tag damit, dass wir „in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft“ entrückt werden (1Thes 4:16; 17), und daran anschließend werden wir „vor dem Richterstuhl des Christus offenbar werden“ (2Kor 5:10). Dann werden wir mit den Augen des Herrn auf unser Leben zurückblicken und zu derselben Beurteilung darüber kommen wie Er. Wir werden Ihm gleich sein (1Joh 3:2). Gottes Werk in uns ist dann vollendet.

Lies noch einmal Philipper 1,1–6.

Frage oder Aufgabe: Was kannst du von der Art und Weise lernen, wie Paulus für die Philipper dankt und betet?

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