Philippians 2:16

Lichtträger

Phil 2:12. In den vorhergehenden Versen hast du den Herrn Jesus gesehen. Ich denke, dass es dir genauso ergangen ist wie mir: Wenn du Ihn siehst, vergisst du alles und wirst vollständig von Ihm in Beschlag genommen. Nun bringt Paulus dich wieder in die Realität des Lebens zurück. Und das ist dieselbe Realität des Lebens, worin der Herr Jesus gelebt hat. Was Paulus nun sagt, schließt daher auch an das Vorhergehende an. Deswegen beginnt er Phil 2:12 mit „Daher“. Er richtet sich wieder an die Gläubigen in Philippi, die er „meine Geliebten“ nennt, eine wunderschöne und vor allem auch wahrhaftige Form der Anrede. Er schmiert ihnen keinen Honig um den Mund, sondern betont die innige Liebe, die er für sie hat. Sie sind Gegenstände seiner liebevollen Fürsorge. In seiner Fürsorge für sie will er, dass sie das, was er ihnen über Christus gesagt hat, nun auch in die Praxis umsetzen. Der Gehorsam Christi diente ihnen zum Vorbild. Dem sollten sie jetzt nachfolgen. Er reizt sie dazu an, indem er auf ihren Gehorsam hinweist, den sie schon gezeigt hatten, als er bei ihnen war. Wenn man jemanden an die guten Ergebnisse erinnert, die er bereits erreicht hat, wird man ihn dazu bringen, sein Bestes zu geben.

Nun war es für die Philipper vielleicht verhältnismäßig einfach, dem Wort Gottes gehorsam zu sein, als Paulus noch bei ihnen war. Er kämpfte damals für sie. Du kennst das bestimmt. Wenn sich jemand für dich einsetzt und ein gutes Vorbild für dich ist, geht davon eine ermutigende Wirkung für dich aus. Wenn so jemand nicht mehr da ist, lauert die Gefahr, dass man einschläft. Paulus war nicht mehr bei ihnen. Jetzt mussten sie den Kampf allein führen und ihre eigene Errettung bewirken. Das konnten sie nicht mehr Paulus überlassen. Es kam jetzt auf ihren eigenen Einsatz an, das äußere Heil zu bewirken. Heil ist hier, wie überall in dem Brief, zukünftig. Es bezieht sich auf eine Situation, wo es keine Gefahren mehr gibt, die unserem Glaubensleben zusetzen können, und wo man keinen Feind mehr zu fürchten braucht. So weit ist es noch nicht, solange wir noch auf der Erde leben. Um das Ziel sicher zu erreichen, wirst du deine ganze Energie einsetzen müssen. Das Wort „bewirken“ wird für das Bearbeiten eines Ackers gebraucht. Damit wirst du nie fertig. Es gibt immer Unkraut zu jäten, zum Beispiel das Verurteilen böser Gedanken. Dieses „Bewirken“ muss mit „Furcht und Zittern“ geschehen. Das weist auf das Bewusstsein hin, dass es nicht von allein geht und dass man sich ohnmächtig fühlen kann, den Gefahren zu begegnen, die den Weg so beschwerlich machen.

Es ist also deine Verantwortung, dich dafür einzusetzen, dass du das Ziel unbeschadet erreichst. Wenn du wirklich mit dem Herrn und für Ihn lebst, wird das unbedingt dein Verlangen sein. Du wirst auch feststellen, dass du den Gefahren, die dein Leben bedrohen, nicht gewachsen bist. Du fürchtest dich und zitterst, wenn du deine eigene Kraft an den Umständen, durch die du gehst, bemisst.

Phil 2:13. Doch dann bekommst du eine große Ermunterung: All das ist der Beweis dafür, dass Gott in dir wirkt. Du bist nicht dir selbst überlassen und auch nicht nur auf deine eigene Kraft angewiesen. Für die Philipper war der Apostel nicht mehr da, aber Gott war sehr wohl da (Apg 20:32). Er blieb bei ihnen und Er war es, der in ihnen wirkte. Es ist sein Wohlgefallen, Menschen an den Platz der Rettung bei Ihm selbst zu bringen. Er gibt ihnen dazu die nötige Kraft, das Ziel zu erreichen (vgl. Heb 13:21). Du siehst hier also einen sehr engen Zusammenhang zwischen deiner eigenen Verantwortung und dem Werk Gottes. Wie das genau funktioniert, ist nicht zu erklären. Eins ist sicher: Wenn du tust, was Gott dir aufträgt, gibt Er dir die Kraft, es zu vollbringen. Das gilt für jede Situation, in die du kommst.

Phil 2:14. Als ein großes Hindernis auf dem Weg zur endgültigen Errettung nennt Paulus „Murren und zweifelnde Überlegungen [o. Widerspruch]“. Die Geschichte Israels, des irdischen Volkes Gottes, gibt einige Kostproben dieser Äußerungen während ihrer Wüstenreise (1Kor 10:10; 2Mo 14:11; 2Mo 15:24; 2Mo 16:2; 2Mo 17:3; 4Mo 14:2; 4Mo 16:11). Dieses Übel machte sich auch schon in den ersten Tagen der Gemeinde bemerkbar (Apg 6:1). Es schlummert in jedem von uns. Es ist das Gefühl der Unzufriedenheit und Benachteiligung, als wärest du immer derjenige, der – natürlich unverdient – die Schläge abbekommt. Du denkst, dass du immer die geringsten Arbeiten tun musst und dass du, wenn du einmal etwas Gutes getan hast, nicht die Anerkennung dafür erhältst, die du verdienst. Der Schritt von Murren zum Widerspruch ist schnell getan. Du akzeptierst das nicht länger. Über alles, was du tun sollst, wird gestritten und diskutiert. Der Rahmen für Unfrieden und Uneinigkeit ist abgesteckt. Die Gesinnung des Herrn Jesus ist völlig aus dem Blickfeld geraten, die gleiche Gesinnung untereinander ist dahin, das Heil in Gefahr. Sieh, weil Paulus das so klar durchschaut, spornt er dazu an, „alles“ ohne Murren und zweifelnde Überlegungen zu tun. Also nicht nur die Dinge, in denen du den Nutzen siehst und die nötige Anerkennung erhältst. Bei „alles“ geht es in diesem Zusammenhang um alles, was für die gleiche Gesinnung förderlich ist. Denk an das Beispiel des Herrn Jesus.

Phil 2:15. Wenn man Murren und zweifelnden Überlegungen keinen Raum gibt, ist der Weg frei für alle positiven Äußerungen, die nachfolgend genannt werden und die genau das beschreiben, was Christus selbst darstellte. So sollte die Gemeinde – jedes einzelne Glied – immer handeln, in was für Umständen sie sich auch befinden mag. „Untadelig“ bedeutet, dass es nichts in deinem Leben gibt, worauf ein anderer den Finger richten könnte. Das bezieht sich mehr auf das Äußere. „Lauter“ bedeutet „unvermischt“, das bezieht sich mehr auf den Charakter, auf das Innere, darauf, nur ein Verlangen zu haben und nicht von beiden Seiten etwas haben zu wollen. An diesen beiden Kennzeichen erkennst du klar den Herrn Jesus. Es geht hier jedoch nicht um Ihn, sondern um dich.

Paulus fährt fort. Es sagt gleichsam zu den Philippern – und damit auch zu dir und mir –, dass sie „unbescholtene Kinder Gottes“ sind. „Unbescholten“ heißt nicht, dass man nichts mehr über dich sagen darf. Doch was ist der entsprechende Anlass? Du wirst hier ein „Kind Gottes“ genannt. Du bist ein Kind Gottes, weil du aus Ihm geboren bist. Du hast also seine Natur (2Pet 1:4). Die Natur Gottes ist Licht und Liebe (1Joh 1:5; 1Joh 4:8; 16). Das muss auch in deinem Leben sichtbar werden. Wenn etwas von deinem alten Leben sichtbar wird, bist du nicht mehr „unbescholten“. Dann haben Menschen etwas zu beanstanden, aber auch Gott hat etwas zu beanstanden.

In deinem alten Leben warst du nicht von dem „verdrehten und verkehrten Geschlecht“ zu unterscheiden. Du warst Teil eines Geschlechts, einer Art von Menschen, die darauf aus ist, andere zu schlechten Taten zu verleiten. Jetzt gehörst du nicht mehr dazu. Doch du stehst noch mittendrin. Es ist jetzt Gottes Absicht, dass du inmitten dieser Menschen als Licht scheinst. Als Kind Gottes bist du ein Lichtträger in einer Welt, die in Finsternis gehüllt ist und von jedem göttlichen Licht ausgeschlossen ist. Sie haben das wahrhaftige Licht verworfen (Joh 1:5). Gott hat in seiner Gnade nicht alles Licht aus der Welt weggenommen. Jetzt sind wir, die Kinder Gottes, das Licht der Welt (Mt 5:14).

Phil 2:16. Und wie können die Menschen um dich her das Licht wahrnehmen? Wenn du das Wort des Lebens darstellst, das heißt, wenn Christus in deinem Leben gesehen wird (1Joh 1:1; 2). In Johannes 1 findest du ebenfalls die besondere Verbindung von Licht und Leben (Joh 1:4).

Nachdem es Paulus um die Beziehungen der Philipper untereinander ging, spricht er nun über ihr Verhalten in der Welt. Du siehst, wie eng das eine mit dem anderen verknüpft ist. Wenn Gläubige uneinig sind, ist das eine Sache, die in der Welt nicht unbemerkt bleibt. Wir müssen uns über jede Uneinigkeit schämen. In der Tat ist es nötig, auf dem untersten Weg dem anderen so weit wie möglich entgegenzukommen. Ich lasse hier die Notwendigkeit einer Trennung unter Gläubigen im Fall von Sünde außer Betracht. Darüber sprechen andere Briefe eine deutliche Sprache. Hier geht es um meine Gesinnung, und daran darf nichts auszusetzen sein, weder von Gott noch von den Mitgläubigen und auch nicht von der Welt.

Paulus verbindet die Praxis der Philipper mit der Verantwortung, die er vor dem Richterstuhl Christi ablegen muss. Es hat ihn enorm viel gekostet, den Philippern den Herrn Jesus zu bringen und sie auf dem Weg des Glaubens zu halten. Er ist dafür „gelaufen“. Paulus verweist dabei auf eine Disziplin der olympischen Spiele. Die Teilnehmer unterwarfen sich zehn Monate lang einem harten Training und strenger Enthaltsamkeit. Er hat dafür „gearbeitet“. Das Wort deutet an, dass er geistlich und körperlich angespannt war, wodurch er stark ermüdet war. Es wird doch wohl nicht wahr sein, dass dies alles vergeblich war. Die Philipper werden es doch wohl nicht dabei belassen?! Dieser überzeugende Appell eines Mannes, der sich so für sie eingesetzt hat, kann doch nicht unbeantwortet bleiben! Es würde neben Schaden für ihre eigene Seele und Unehre für den Herrn Jesus auch große Undankbarkeit gegen ihn bedeuten, dem sie so viel zu verdanken hatten.

Lies noch einmal Philipper 2,12–16.

Frage oder Aufgabe: Was verleitet dich am schnellsten zum Murren, und wie wappnest du dich dagegen?

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